Winterthur: Revidierter kommunaler Richtplan zielt auf weniger Autos
Mehr Grünräume, weniger Autos, Raum für 30'000 Arbeitsplätze sowie preisgünstige Wohnungen und Gewerberäume. Bis 2040 soll das Netto-Null-Ziel erreicht werden. All dies sieht der revidierte kommunale Richtplan für Winterthur vor.
Quelle: Malcolm Mittendrin, Unsplash
Das grüne Band, das Winterthur umgibt, soll erhalten und weiter entwickelt werden.
Winterthur wächst, auch in den kommenden Jahren. Aktuell sind rund 121'000 Menschen in der Eulachstadt zu Hause. 2040 werden es gemäss Prognosen 135'000 sein. Die Regionalplanung Winterthur und Umgebung (RWU) hat sich zum Ziel gesetzt in diesem Zeitraum Raum für bis zu 30'000 zusätzliche Arbeitsplätze auf Stadtgebiet anzusiedeln.
Damit
die hohe Lebensqualität der Stadt erhalten bleibt, müssen die
unterschiedlichen Bedürfnisse wie Wohnen, Arbeit, Bildung, Freizeit,
Stadtklima, Natur und Mobilität aufeinander abgestimmt werden. Dazu
wiederum braucht es eine Gesamtsicht. Hier setzt der der revidierte
kommunale Richtplan an: Er fasst zahlreiche bestehende Planungen und
Beschlüsse zusammen, vom städtischen Gesamtverkehrskonzept bis zum
Klimaziel netto null CO2 bis 2040. – Es handelt sich um die erste
Gesamtrevision seit 1998.
Zahlreiche Bauprojekte in der Grüze und Neuhegi
Nachdem viele Erkenntnisse bereits in der «Räumlichen Entwicklungsperspektive Winterthur 2040» vorgestellt worden sind, konkretisiert sie der kommunale Richtplan.
So soll ein bedeutender Teil des Wachstums in sechs Schwerpunkträumen stattfinden. Diese befinden sich entlang des sogenannten urbanen Rückgrats, einem gut erschlossenen Entwicklungsband das sich von Töss über das Stadtzentrum bis nach Oberwinterthur spannt. Damit sich Winterthur als Wirtschaftsstandort noch stärker entwickeln kann, muss das urbane Rückgrat attraktiver Arbeitsplatzgebiete aufweisen respektive mehrheitlich Schwerpunkträume und einzelne, zentrale Gewerbegebiete in den Quartieren. Allerdings besteht laut Stadt bereits heute in den Schwerpunkträumen eine hohe Dynamik. Davon zeugen unter anderem die vielen Bauprojekte in der Grüze und Neuhegi aber auch im «Wissensquartier» zwischen Technikum und Zeughäusern, wo die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ausbauen will.
Weil das Wachstum vor allem im urbanen Rückgrat stattfinde, würden die Quartiere entlastet, heisst es in der Medienmitteilung. Sie könnten sich behutsam weiterentwickeln und ihre Identität erhalten. Priorität hat dabei die Aufwertung der Ortskerne. Zudem sollen über das ganze Stadtgebiet gesehen Freiräume gesichert werden. So soll der grüne Saum am Stadtrand als Stadtrandpark, Erholungs- und Naturraum bewahrt und weiterentwickelt werden. entwickelt werden.
Velorouten und Hochleistungskorridore für den Stadtbus
Damit in der Stadt das Netto-Null-Ziel bis 2040 erreicht werden kann, sieht der Kommunale Richtplan vor, dass der motorisierte Individualverkehr (MIV) reduziert und stark auf flächeneffiziente Verkehrsmittel wie Bahn, Bus, Velo und Fussverkehr verlagert wird. Studien zu Winterthur und weiteren Städten zeigten, dass zur Erreichung des Netto-Null-Ziels ein Umstieg ausschliesslich auf Elektroantriebe nicht ausreiche, heisst es weiter.
Der Richtplan legt den Fokus deshalb auf eine
Mobilitätswende und peilt eine Halbierung des MIV-Anteils von 42 auf 20
Prozent an. Ein beträchtlicher Teil des motorisierten Verkehrs ist
laut Medienmitteilung «hausgemacht»: 10 Prozent aller Autofahrten der
Stadtbevölkerung seien kürzer als ein Kilometer, rund die Hälfte aller
Fahrten kürzer als fünf Kilometer. - Attraktive Velorouten,
Hochleistungskorridore für Stadtbus und ein Netz von sicheren und
schattigen Fussverbindungen wird sollen den Umstieg aufs Velo und den ÖV
vereinfachen helfen.
Wird Winterthur zur «5-Minuten-Stadt»?
Ein weiteres Augenmerk wird auf die «5-Minuten-Stadt» gelegt: Das heisst, im Radius von 500 Metern soll alles zu finden sein, was es für den Alltag braucht. Auf diese Weise lassen sich gemäss Stadt Autofahrten vermeiden. Der kostbare Raum werde für Wohnungen, Spielplätze, für Begegnung und Nachbarschafts¬zwecke genutzt.
Damit Quartiere und sozialer Zusammenhalt funktionieren, muss auch der Durchmischung Rechnung getragen werden, wie es weiter heisst. Um einer unerwünschten Gentrifizierung entgegengewirkt werden kann, sollen bei Auf- und Umzonungen von Arealen soll jeweils zwischen 20 und 50 Prozent preisgünstiger Wohn- und Gewerberaum gesichert werden.
Der kommunale Richtplan liegt bis zum 27. November öffentlich auf. Ab kommendem Frühjahr wird das Stadtparlament Winterthur den bereinigten Richtplan-Entwurf behandeln und schliesslich auch festsetzen. Er bedarf der Genehmigung durch die kantonale Baudirektion. (mai/mgt)
Die
Inhalte des Richtplans sind auf stadt.winterthur.ch einsehbar, einzelne
Aspekte werden zudem im Rahmen einer Ausstellung im Superblock
vorgestellt.