Windows und Word verschwinden aus Stadtberner Schulen
Die Stadt Bern hat den Auftrag für die Informatik-Infrastruktur ihrer Schulen neu vergeben. Im Softwarebereich setzt man neu auf Open-Source-Software statt auf Produkte von Microsoft. Mit über 13 Millionen Franken ist es der bisher grösste Open-Source-Auftrag der Schweiz.
Quelle: Screenshot www.libreoffice.org
Tschüss Word, Excel, Powerpoint und Co.: Die Berner Schüler arbeiten künftig mit der Open-Source-Software Libreoffice.
Am Microsoft-Betriebssystem Windows und erst recht an Microsofts Office-Softwarepaket mit Word, Excel und Powerpoint kommt man kaum vorbei. Die Berner Schulen wagen es nun: Die Stadt Bern hat das Informatikprojekt «base4kids2» für über 13 Millionen Franken an eine Bietergesellschaft rund um das St. Galler Unternehmen Abraxas vergeben. Eingesetzt wir nur sogenannte Open-Source-Software, also Programme, deren Quellcode öffentlich sind und von allen, die das möchten, verändert werden können. Es ist wohl bis dato der grösste Open-Source-Auftrag der Schweiz.
Open Source nicht unbedingt günstiger
Die Eltern müssten künftig kein teures Microsoft Office mehr anschaffen, damit die Kinder die Dokumente aus der Schule bearbeiten könnten, sagt Matthias Stürmer, EVP-Stadtrat und IT-Experte in der Zeitung «Der Bund» (Artikel nur für Abonnenten zugänglich). Und – das sei einer der grössten Vorteile – die in der Cloud gespeicherten Dokumente lägen künftig nicht mehr «irgendwo in Kalifornien oder Irland», sondern auf einem Server der Stadt Bern.
Im Rahmen des vom Stadtrat bewilligten Projektierungskredits wurde vorgegeben, dass im Falle von zwei gleichwertigen Angeboten, die sich auch im Preis/Leistungs-Verhältnis nicht wesentlich unterscheiden, jenes mit einer Open-Source-Software bevorzugt werden solle, sagt Jörg Moor vom Stadtberner Schulamt gegenüber dem «Bund». Er bestätigt: Beim Angebot von Abraxas kostet zwar die Software nichts, günstiger als die Konkurrenz war der Anbieter hingegen nicht wirklich. Denn Support und nötige Programmanpassungen sind aufwendig und verursachen Kosten.
Skepsis bei den Lehrern
Noch eher skeptisch zeigen sich die Lehrpersonen. Die Sorgen drehen sich um konkrete Anwender-Fragen: Kann ich meine alten Word-Dokumente weiterhin öffnen? Lassen sich die neuen Geräte an den Beamer anschliessen? «Die Lehrerinnen und Lehrer müssen wir noch überzeugen», sagt Matthias Stürmer. Er ermuntert sie, offen für Neues zu sein, so wie sie das von den Kindern ja auch verlangten.
Etwas weniger konsequent ist die Wahl der künftigen Hardware für die Berner Schulen: Unter anderem werden dort iPads eingesetzt – und diese laufen auf dem höchst proprietären Apple-Betriebssystem iOS.
Noch muss allerdings der Berner Gemeinderat über den Kredit zur Finanzierung des Projekts bestimmen. Im November wird das Volk das letzte Wort haben.