Wiederbelebung nach 17 Jahren «auf Eis»
Der Bau von fünf Laufkraftwerken im Alpenrhein zwischen Sargans und Feldkirch wurde 1995 vor allem durch die Opposition von Umweltverbänden gebodigt. Nun erfährt das zurückgezogene Bauvorhaben vor dem Hintergrund der Energiewende eine Wiederbelebung.
Vor allem im Licht der von der internationalen Regierungskommission Alpenrhein und der Internationalen Rheinregulierung gefassten Beschlüsse steht eine Weiterverfolgung des Flusskraftwerkprojektes quer in der Landschaft. In diesen wurde festgeschrieben, den Alpenrhein mit 19 grossen Flusserweiterungen zu revitalisieren und die Vernetzung der Seitenflüsse mit dem Rhein zu fördern.
Laut der «Basler Zeitung» (BaZ) könnte ein Aufstau des Rheins jedoch die Revitalisierung gefährden. Die gesamte Energieproduktion des Kantons St. Gallen würde sich damit lediglich um ein Prozent verbessern. Indermaur ist in dieser Sache Sprecher von Pro Natura, Naturschutzbund Vorarlberg, WWF und der Liechtensteiner Gesellschaft für Umweltschutz. Für die Umwelt- und Fischereiverbände sei die konsequente Umsetzung der ökologischen Massnahmen des «Entwicklungskonzeptes Alpenrhein» zentral, damit der Alpenrhein seine gewässerbiologischen Funktionen wahrnehmen könne.
Ökologische Defizite eliminieren?
Die an einer Neuauflage des Staustufenprojektes im Alpenrein interessierten Unternehmen sind die Liechtensteinischen Kraftwerke (LKW), Axpo und Alpiq. Die Studie der Hochschule Rapperswil soll Ende Jahr vorliegen. Allerdings haben die LKW schon eine Studie machen lassen, die sich mit der Umsetzbarkeit des vor 17 Jahren aufgegebenen Projektes befasst. Sie kommt zum Schluss, dass die Kraftwerke die ökologischen Defizite eliminieren könnten. Die Einbussen bei der Grundwasserversorgung, sind nämlich durch eine ältere Generation von Flusskraftwerken entstanden. Deshalb ist für die LKW der Bau von mindestens zwei Laufkraftwerken mit einer Leistung von zusammen 160 Gigawattstunden im Rahmen der liechtensteinischen Energieplanung eine Option.
Während man in Liechtenstein dem Projekt nun wieder eher offen gegenüber steht, mag sich die St. Galler Regierung noch nicht konkret dazu äussern. Laut BaZ tut sie dies aber dennoch, mit dem Hinweis, man könne und wolle die Energieunternehmen nicht am Planen hindern. Um der noch bestehenden Skepsis zu begegnen empfehlen die LKW mit allen massgeblichen Kreisen proaktiv zu kommunizieren, um die Akzeptanz zu fördern.
Lukas Indermaur von der Umweltplattform «Lebendiger Alpenrhein» scheint das Ganze vorläufig noch gelassen zu sehen. Für ihn würde es schon an ein Wunder grenzen, wenn kantonale Sachverständige und Bund zu einem anderen Schluss kämen als in den 1980er-Jahren. Wasserkraft sei eine alte Technologie und auch die Thematiken Flussdynamik und Grundwasserqualität seien dieselben.
Das «Aber» bei der Energiewende
Bessere Nutzung durch Modernisierung bestehender Einrichtungen, Reaktivierung und Perfektionierung bestehender Projekte, Kleinkraftwerke, Windenergie,Sonnenenergie, Gaskraftwerke oder Energie-Sparmassnahmen – dies sind nur ein paar Stichworte aus dem Massnahmenkatalog der Energiewende. Sie sind in aller Munde und werden meist grundsätzlich für gut befunden.
Sobald sich aber Pläne konkretisieren oder, wie beim Alpenrhein, aus der Versenkung geholt werden, ist Opposition verschiedenster Interessengruppen so gut wie sicher. Die Projekte am Grimsel und anderswo lassen grüssen.
Zur Energiewende führen keine grossen Würfe sondern viele «kleine» Projekte, die alle von einem Konsens zwischen Nutzen und Umwelt getragen werden müssen. Darum dürfte wohl noch viel Wasser den Alpenrhein hinunter fliessen, bis die ersten Bagger auffahren. (mai)