Wenn sich Zusammenarbeit lohnt: Verein Birsstadt erhält Wakkerpreis
Im Verein Birsstadt haben sich zehn Gemeinden des Birstals zusammengeschlossen, um ihre räumliche Entwicklung gemeinsam zu koordinieren. Der Schweizer Heimatschutz hat dem Verein den Wakkerpreis verliehen. Dafür, dass er die industrielle Vergangenheit weiter entwickle, das stolze baukulturelle Erbe bereichere und den Naturraum stärke.
Quelle: Gaëtan Bally/Keystone/Schweizer Heimatschutz
Drei starke Punkte für den Verein Birsstadt: die Aufwertung des Natur- und Lebensraums an der Birs, die sorgfältige Weiterentwicklung der bedeutenden Industrieareale sowie die Sicherung und Stärkung des reichen baukulturellen Erbes.
Einst wurde auf der Birs Holz geflösst. Sie diente als Fischgrund und trieb Mühlen und Sägereien an. Weil sie regelmässig über die Ufer trat und zum Teil heftige Schäden anrichtete, wurde ihr Lauf im 19. Jahrhundert korrigiert. In der Folge begann sich das Gesicht der Landschaft verändern. Als 1876 die Bahnlinie Biel-Basel ihren Betrieb aufnahm, beschleunigte dies den Wandel zusätzlich: Im Umfeld der Birs entstand eine Industrielandschaft. Während in Moutier und Tavannes die Uhrenindustrie und Feinmechanik blühten, waren es in der Ebene von Delsberg Giessereien und das Laufen- und Birstal vor den Toren Basels prägten Steinbrüche, die Keramikherstellung sowie die Nahrungsmittel- und die Metallindustrie.
Mit dieser rasanten Entwicklung wuchs nebst dem Siedlungsgebiet der Verkehr und das Strassennetz: Heute bilden die Gemeinden im Birstal eine Agglomerationslandschaft und damit auch einen wichtigen Teil des Metropolitanraums Basel. Daraus ergeben sich für die einzelnen Kommunen Chancen aber auch zahlreiche Herausforderungen. Anfangs der Nullerjahre war für die Gemeinden klar, dass sich diese leichter gemeinsam meistern lassen: Sie gingen verschiedene pionierhafte Projekte an, zum Beispiel der «Birspark Landschaft», mit dem Natur- und Erholungsräume entlang der Birs geschaffen aber auch erhalten werden sollen.
Naturaum aufwerten und baukulturelles Erbe stärken
Quelle: Gaëtan Bally/Keystone/Schweizer Heimatschutz
Einen durchgehenden, gut erschlossenen Landschaftsraum schaffen: Durch Renaturierung, Pflege und bessere Erschliessung wird der Naturraum entlang der Birs zum Birspark – einem Erholungsraum, der Naturschutz, Freizeitnutzung und Verkehr mit einander verbndet. Der Birspark setzt aich aus verschiedenen, bestehenden und neuen Landschaftsoasen zusammen. Der Birsuferweg erstreckt sich durch die gesamte Birsstadt.
2018 gründeten Arlesheim, Birsfelden, Duggingen, Grellingen, Muttenz,
Münchenstein, Pfeffingen und Reinach zum Verein Birsstadt zusammen, um
die räumliche Entwicklung gemeinsam anzugehen. Dies, indem übergeordnete
Strategien in den Bereichen Landschaft, Siedlung, Mobilität und
Klimaadaption diskutiert, erarbeitet und gegen aussen vertreten werden.
Bei alldem geht es im Wesentlichen um drei Elemente, die laut
Heimatschutz «zur gelungenen Reparatur des Agglomerationsraumes»
beitragen: die Aufwertung des Natur- und Lebensraums an der Birs, die
sorgfältige Weiterentwicklung der bedeutenden Industrieareale und
Sicherung sowie Stärkung des reichen baukulturellen Erbes.
Finanziert
wird der Verein von den Gemeinden, den Vorstand bilden die
Gemeindepräsidien. Dies verdeutliche den Willen zu Zusammenarbeit,
begründet der Heimatschutz die Vergabe des Wakkerpreises an den Verein.
Der Gemeindezusammenschluss zeige, dass Herausforderungen in der
Agglomeration durch gemeinde- und kantonsübergreifende Zusammenarbeit
besser gelöst werden könnten. «Das gemeinsame Handeln fürdert dabei die
Baukultur von der grossmasstäblichen Planung bis zum konkreten
Bauprojekt.» (mai)
Quelle: Gaëtan Bally/Keystone/Schweizer Heimatschutz
Kriterien an künftige Arealtransformationen definieren und verteidigen: Industrieareale wie das Walzwerk an der Gemeindegrenze von Münchenstein und Arlesheim bieten wertvolle Landreserven für Wohn- und Arbeitsplätze. Der Verein Birsstadt formuliert gemeinsame Grundwerte für deren Weiterentwicklung, um diese geschlossen gegenüber den Eigentümern vertreten zu können. Während der Projektentwicklungsphase beleben kulturelle und soziale Zwischennutzungen die Areale.
Quelle: Gaëtan Bally/Keystone/Schweizer Heimatschutz
Ehemalige Industrieareale weiterentwickeln: Der Dreispitz an der Gemeindegrenze zwischen Münchenstein und Basel ist vom einstigen Zollfreilager zu einem lebendigen Stadtquartier avanciert. Er wird durch Wettbewerbe und die Zusammenarbeit mit renommierten Architekten kontinuierlich mit Neu- und Umbauten transformiert. Auf dem Dreispitz sind Wohn- und Arbeitsnutzungen, kulturelle Institutionen sowie verschiedene künstlerische Lehrbereiche der Fachhochschule Nordwestschweiz untergebracht.
Quelle: Gaëtan Bally/Keystone/Schweizer Heimatschutz
Die Neugestaltung des Mischeli-Quartiers durch die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Reinach ist ein Beispiel dafür, wie zeitgenössische Architektur mit der kubistischen Architektur von 1963 (Mischeli-Kirche von Ernst Gisel) harmonieren kann.
Quelle: Gaëtan Bally/Keystone/Schweizer Heimatschutz
In Reinach wurde auf dem ehemaligen Areal der Abwasserreinigungsanlage ein Erlebnisweiher zur Sensibilisierung der Bevölkerung angelegt. Daneben wurde ein Abschnitt der Birs renaturiert, Sitzstufen ermöglichen einen besseren Zugang zum Wasser.