Wenn Mähroboter Igel bedrohen
Igel leben gefährlich, wenn Mähroboter unterwegs sind. Sie ziehen sich Schnittverletzungen zu, die tödlich sein können. Während ihr Bestand in der Schweiz noch nicht akut gefährdet ist, sieht es in Deutschland anders aus.
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Mit dem Frühling wird das Leben für den Igel gefährlicher, weil dann wieder gemäht wird.
Nicht nur Strassen sind für Igel gefährlich, auch Wiesen und Felder – wenn dort gemäht wird. Die kleinen Tiere können sich an den scharfen Geräten mitunter tödlich verletzen - sofern sie kein Glück haben und auf einer Igelstation landen, wo sie verarztet werden können. Während der Igel in der Schweiz laut Igelzentrum.ch derzeit noch nicht akut gefährdet ist, zählt er in Deutschland gemäss Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders gefährdeten Arten.
Eine Datensammlung zu von automatisierten Rasenmähern verursachten Verletzungen von Igeln des Deutschen Leibniz-Instituts für Zoo und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) zeigt ein Problem: «Die Zahl der Schnittverletzungen mit gravierenden bis tödlichen Folgen ist hoch und steigt zudem seit Beginn des Frühjahrs erheblich an», schreibt das Institut in einer Medienmitteilung. Technische Lösungen für Mähroboter, die Kleintiere wie Igel zuverlässig erkennen würden, seien noch nicht marktreif. Igel-Auffangstationen seien mit der Zahl und der Schwere der Verletzungen überfordert.
«Wir gehen zudem von einer sehr hohen Dunkelziffer aus», sagt Anne Berger vom Leibniz IWZ, die die Sammlung der Fälle wissenschaftlich begleitet. Viele Tiere würden gar nicht erst gefunden oder vielmehr gemeldet. Zudem führt sie an, dass Igelstationen seit diesem Frühjahr ein Anstieg der Fälle um 30 bis 50 Prozent zu verzeichnen. Berger sieht hier einen Zusammenhang «mit den jährlich um 12 Prozent steigenden Absatzzahlen von Mährobotern».
Automatisierte Rasenmäher in der Nacht unterwegs
Entgegen der Angaben vieler Hersteller können laut Leibniz-IWZ Mähroboter kleine Tiere wie Igel nicht erkennen und verursachen meist gravierende Verletzungen. Zudem würden die Geräte werden nicht selten nachts und unbeaufsichtigt eingesetzt. «Für Igel ist diese Konstellation fatal, denn sie suchen nachts nach Nahrung, flüchten nicht, sondern rollen sich zusammen und warten so Gefahren ab», erklärt Berger. Würden sie von den Robotern überrollt und verletzt, suchten sie – so sie es noch können – lautlos Schutz in Hecken und Büschen, um nicht anderen Raubtieren aufzufallen, für die sie dann leichte Beute wären. Aber auch leichte Schnittverletzungen an Körperstellen, an denen der Igel sich nicht lecken könne, wie im oberen Kopf- oder Rückenbereich, könnten später zu schweren Entzündungen und somit auch zum Tod führen.
In Deutschland sind die Igelbestände sind rückläufig; 2020 wurde der Igel auf die Vorwarnliste der Bundesdeutschen Roten Liste gesetzt. (mai/mgt)