Wenn der Blitz zuschlägt: 63'155 Blitzeinschläge diesen Sommer
Diesen Sommer gab es in der Schweiz deutlich mehr Blitzeinschläge als im 2020: 63'155 Einschläge. Letztes Jahr waren es im selben Zeitraum rund 47‘000. Dies zeigen aktuelle Zahlen des Blitz-Informationsdienstes von Siemens (Blids), der seit über 20 Jahren auch die Blitzaktivitäten in der Schweiz misst.
Quelle: BLIDS, Siemens
Von Blids gemessene Blitzdichte im Sommer 2021 in der Schwez.
Mit 21,44 Einschlägen pro Quadratkilometer wurden in Schwende AI in der Nähe von St. Gallen die meisten Blitze verzeichnet. Der zweithöchste Wert wurde ebenfalls in der Deutschschweiz gemessen: Münsterlingen TG registrierte 18,03 Blitze pro Quadratkilometer.
Blids nutzt zur Erfassung rund 150 verbundene Messstationen in Europa. Die Siemens-Fachleute betreuen neben der Schweizer Blids-Infrastruktur auch die Messnetz Deutschlands, Grossbritanniens, der Benelux-Staaten, Tschechiens, der Slowakei und Ungarns. Aufgezeichnet werden die Daten von sogenannten Erdblitzen: Blitze, die tatsächlich den Boden erreichen und somit Mensch, Tier, Industrieanlagen und Infrastrukturen gefährden können. In der Schweiz nutzen rund 100 Kunden den Dienst, etwa Versicherungen, Industriebetriebe und Feuerwehren, Golfplatzbetreiber aber auch Privatpersonen.
Blitz oder umgestürzter Baum?
Messungen von Blids basieren auf dem Time-of-Arrival (TOA)-Prinzip: Aus der Differenz der in den Empfängern aufgezeichneten Zeiten wird der Blitzort berechnet. Dank der rasant gestiegenen Rechen- und Speicherkapazitäten gelinge eine immer schnellere und präzisere Datenübertragung, schreibt Siemens dazu in der Medienmitteilung.
«Während es früher bis zu 30 Sekunden gedauert hat, bis
Informationen zu einem Blitzeinschlag im System abrufbar waren, dauert es heute
nur noch zehn», sagt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdiensts bei
Siemens. «Heute können wir rund die Hälfte der Blitze auf weniger als 100 Meter
genau bestimmen.» Solche Informationen können zum Beispiel für Betreiber von
Hochspannungsleitungen relevant sein: So lässt sich, wenn eine Leitung
ausfällt, schnell klären, ob ein Blitz oder ein umgestürzter Baum für den
Stromausfall verantwortlich ist. «Falls wir den Blitzeinschlag bestätigen, kann
die Leitung viel schneller wieder ans Netz genommen werden.» (mai/mgt)
So funktioniert der Blitzdienst
Jeder Blitz sendet ein elektromagnetisches Signal oder vielmehr elektromagnetische Wellen aus. Diese Informationen werden mit Antennen registriert und in der BLIDS-Zentrale von Siemens in Karlsruhe analysiert. Neben der genauen Lokalisierung ermöglicht es diese Mess- und Berechnungsmethode, die Polarität und Stromstärke sowie Teilblitze innerhalb eines Gesamtblitzes zu erkennen.
Die Antennen sind so aufgebaut, dass sie erkennen können, aus welcher Richtung das Signal kommt. In Kombination mit den Informationen weiterer Antennen ist es möglich, den Einschlagspunkt zu bestimmen. Der Verlauf eines Gewitters kann so lückenlos dargestellt werden.
Mit dem kostenlosen Blids-Spion können kann man sich unter www.blids.de aktuell auch über Blitzeinschläge in der Schweiz informieren. (mgt/mai)