11:24 KOMMUNAL

Wasser knapp statt Wasser marsch

Teaserbild-Quelle: Sissacher (CC BY-SA 3.0)

Der Klimawandel dürfte auch in der Schweiz zu regionaler Wasserknappheit führen. Pilotprojekte erkunden geeignete Massnahmen und fördern Nutzungskonflikte zu Tage. Im Kanton Basel-Landschaft zeigt sich, dass vor allem kleinere Gemeinden von Wassermangel bedroht sind.

Ergolz

Quelle: Sissacher (CC BY-SA 3.0)

Zwischen 1984 und 2013 gab es in der Ergolz im Schnitt nur an drei Tagen pro Jahr ein Wasserdefizit. Bis 2085 könnte dies schon an über 100 Tagen zutreffen.

Die Schweiz darf sich nach wie vor das Wasserschloss Europas nennen. Doch längst ist klar, dass auch sie künftig von Wasserknappheit nicht verschont bleibt. Der heisse Sommer 2003 brachte einen Vorgeschmack auf das, was künftigen Generationen durch den Klimawandel bevorstehen könnte. Auch im Frühling 2011 und im Sommer 2015 war lokale Wasserknappheit spürbar. Damals konnte man eine erste Ahnung davon bekommen, welche Nutzungskonflikte und Interessenabwägungen auf uns zukommen könnten.

Dazu gibt es zwar eine Menge Forschung. Der Wissenstransfer aber hakt, weil die Informationen verstreut und nicht auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt sind. Erfolgreiche Massnahmen vor Ort sind nur möglich, wenn die Akteure koordiniert vorgehen. Dazu braucht es geeignete Strukturen und den nötigen Informationsfluss. All das muss erst aufgebaut werden.

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat daher knapp drei Dutzend Pilotprojekte gestartet, die den künftigen Umgang mit knappen Ressourcen untersuchen. Eines war im Baselbiet angesiedelt, das schon heute immer wieder mit saisonaler Wasserknappheit kämpft. Dabei legt das Bafu Wert auf die Feststellung: «Es ist in Zukunft vermehrt und verstärkt mit Wasserknappheitssituationen zu rechnen. Allerdings bleibt dieses Problem weiterhin regional und saisonal begrenzt.» Aus gesamtschweizerischer Sicht werde Wasser nicht knapp werden.

Modellregion Baselland

Basel-Landschaft dient als Modellregion für den Umgang mit Wassermangel, wie ihn der Klimawandel auch in anderen Regionen der Schweiz mit sich bringen wird. Im oberen Bereich des Kantonsgebiets, in dem etwa 15 Prozent der Bevölkerung leben, befinden sich die Grundwasserleiter im Karstgebiet. Wasserknappheit betrifft dort vor allem kleinere Gemeinden, die noch nicht an grössere Verbünde angeschlossen sind.

Betroffen sind auch die Fliessgewässer. Da einige Karstquellen bei längerer Trockenheit versiegen. «Unsere Wasserreserven sind deshalb schon heute begrenzt. Wenn die Sommer trocken sind, müssen wir regelmässig abfischen, da die Wasserführung nicht ausreicht», berichtet Adrian Auckenthaler, Leiter Ressort Wasser und Geologie im Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) des Kantons Basel-Landschaft.

Auf Basis des Projekts im Baselbiet sollen Massnahmen erarbeitet werden, wie mit den in allen Klimaszenarien zunehmenden Problemen durch Sommertrockenheit und steigende Schneefallgrenzen umzugehen ist.

Wasserdefizite nehmen zu

Zwischen 1984 und 2013 gab es beispielsweise in der Ergolz im Schnitt nur an drei Tagen pro Jahr ein Wasserdefizit. Für die Ergolz, neben Rhein und Birs der wichtigste Fluss im Baselbiet, werden für das Jahr 2085 je nach Klimaszenario zwischen 20 und 109 Tage Wasserdefizit erwartet. Dann wäre der Wasserstand jeweils so tief, dass Wasserentnahmen eingeschränkt oder verboten werden müssten.

Birs und andere Flüsse und Bäche könnten teilweise über Monate wenig oder gar kein Wasser mehr führen. Neben der Trockenheit verursachen auch die höheren Temperaturen Stress bei den kälteliebenden Fischen wie der Forelle. Sie müssen sich in tiefgründigere, kühlere Pools im Bach zurückziehen. Die nationale Gewässerpolitik sieht längst vor, Flüsse zu revitalisieren und besser zu vernetzen – das soll auch die Chancen der Gewässerlebewesen erhöhen, passende Habitate aufzusuchen.

«Die Temperatur wird je nach Szenario um 1 bis 5,8 Grad im Sommer steigen. Entsprechend wird auch das Bachwasser wärmer sein», so Auckenthaler. Das Ziel ist eine möglichst natürliche Population mit Naturverlaichung statt Besatzfischen, da sie sich besser an die Veränderungen anpassen kann. Dennoch werden sich heutige Leitarten wie die Forelle künftig zurückziehen und durch besser angepasste ersetzt werden. «Wir werben bei den Fischereipächtern um Verständnis für die nötigen Massnahmen», sagt Auckenthaler.

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