Warum in der Stadt Nantes bizarre Ladenschilder hängen
In der Stadt Nantes in Frankreich hängen zahlreiche bunte, teils bizarre Ladenschilder vor den Geschäften. Dahinter steckt ein eigentlich temporäres Projekt der Stadt: Sie beauftragte Künstler, die mit den einzigartigen Schildern die Ladenmeile humorvoll auflockern sollten.
Quelle: Martin Argyroglo LVAN
Das riesiges Gebiss über dem Süsswarenladen «Les Rigolettes Nantaises».
Es braucht mutige Geschäftsleute mit Sinn für Humor die hier mitmachen. Etwa 60 haben es seit dem Start im Jahr 2014 bereits gewagt. Der Deal ist folgender: Ein von der Stadt beauftragter Künstler darf sich von den Geschäften einer Strasse oder eines Stadtviertels inspirieren lassen. Ladenbesitzer, die es wagen, bekommen dann ein dreidimensionales künstlerisches Objekt an die Hauswand montiert.
So bekam etwa «Les Rigolettes Nantaises», ein Süsswarenladen, der die gleichnamige lokale Bonbonspezialität anbietet, ein überdimensionales Gebiss über den Laden geschraubt, das zu allem Überfluss auch noch statt mit Zähnen mit eben diesen Bonbons ausgestattet ist.
Quelle: Gino Maccarinelli LVAN
Was ist denn hier los? Ah, alles klar. Die Bank Credit Agricole ist auf der Hut – der sich möglichst unauffällig verhaltende Bankräuber wurde von einem Rudel Überwachungskameras gestellt.
Unterhalt übernimmt Stadt
Rozenn le Quellenec, die Kommunikationsverantwortliche, erklärt das Prinzip: «Die Künstler lassen sich von der Szenographie der Stadt inspirieren. Sie bekommen von uns eine carte blanche. Es gibt nur wenige Bedingungen: Das Objekt muss plastisch gearbeitet und dekorativ sein und auf eigene Art bizarr oder witzig. Unser Ziel ist, das Kontinuum der Ladenfassaden auf humorvolle Art aufzubrechen.»
Im Moment sind etwa 30 Läden im Besitz eines solchen Objekts. Und viele sind seit Jahren dort, obwohl die Aktion ursprünglich nur temporäre Installationen vorsah. Die Besitzer haben ihre sehr speziellen Objekte ins Herz geschlossen und wollen sie behalten. Um den Unterhalt kümmert sich die Stadt und Kosten entstehen den Geschäften keine – dafür ist Aufmerksamkeit garantiert.
Quelle: Alexandra von Ascheraden
Besagte gelbe Ente vor dem Geschäft «Love Corner».
Irisches Wetter in der Loire
An der Hausecke eines Geschäfts namens «Love corner» mit speziellem Sortiment thront eine gigantische gelbe Badeente. Sogar mit Zuleitungen zu einem Blasebalg versehen. Dass sie auch einen Vibrationsmotor hat ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Ein Schelm, wer sich etwas dabei denkt…
Manche sind längst wieder verschwunden, etwa die Installation an einem Laden, der irische Wollpullover führte. «Der Künstler hatte die Idee, Irland hierher an die Loire zu holen und das mit allem Drum und Dran, also auch dem irischen Wetter. Aus Lautsprechern drang landestypische Volksmusik.
Und es wurde eine Vernebelungsanlage installiert, um das typische Wetter der grünen Insel zu simulieren. Diese Anlage konnte wirklich nur temporär sein. Nach einigen Wochen wäre das für die Nachbarn doch nicht mehr so toll gewesen», erzählt le Quellenec mit einem Schmunzeln.
Quelle: Philippe Piron LVAN
An einer Apotheke lässt sich die eigene Temperatur messen.
Temperaturmessung an einer Apotheke
Eine andere Installation hat unerwartet Aktualität bekommen. An der Fassade einer Apotheke wurde ein weisses Kästchen in Kopfhöhe installiert. Die Apotheke macht an ihrer Fassade mit dem in Frankreich als Apothekenzeichen üblichen grünen Kreuz aus Leuchtdioden auf sich aufmerksam.
Diese Kreuze sind meist animiert, zeigen verschiedene Leuchteffekte oder abwechselnd Datum und Lufttemperatur. Dieses Kreuz jedoch ist zusätzlich mit dem Kästchen gekoppelt, das ein Infrarotthermometer enthält. Es misst die Temperatur der Stirn aller Passanten, die neugierig genug sind, sich darüber zu beugen. Die gemessene Temperatur wird dann über deren Köpfen im Kreuz für alle weithin sichtbar.
Weitere Infos: www.levoyageanantes.fr
Quelle: zVg Martin Argyroglo LVAN
Die Fassade eines irischen Pubs ziert ein sehr spezielles Einhorn. Na gut, auf den zweiten Blick ist es eher ein Pferd mit Eistüte.
Quelle: Gino Maccarinelli LVAN
An der Fassades des «Hotel Amiral» sieht man den besagten Admiral, der erschöpft von seiner letzten Reise etwas durchhängt.
Quelle: Alexandra von Ascheraden
Die Metzgerei wiederum bekam Trophäen von Nutztieren, die sich fast für einen Kostümball verkleidet zu haben scheinen und mit absurden Accessoires versehen sind.
Quelle: Gino Maccarinelli LVAN
Das Hôtel Le Cambronne bekam den gleichnamigen kaisertreuen General an seine Fassade, der 1842 in Nantes starb. Er ruht sich hier nach der Schlacht von Waterloo aus und schämt sich etwas, dass er dort so laut geflucht hat. Der Überlieferung nach wurde er vom Britischen General Colville aufgefordert, sich zu ergeben und antwortete: «Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht.» Als der Engländer weiterhin darauf bestand entfuhr Cambronne ein energisches «Merde!», was er aber später bestritt.
Quelle: Gino Maccarinelli LVAN
Hier ein weiteres Hotel, dem der gute Schlaf seiner Gäste offensichtlich besonders am Herzen liegt. Oder warum sonst hätte es einen Schäfchenzählautomat für müheloses Einschlafen an seiner Fassade installiert?
Quelle: Gino Maccarinelli LVAN
Ein Reisebuchladen bekam eine schwer verrutschte Weltkarte, bei der sich die Kontinente in Bewegung gesetzt haben. Die Künstler wollen mit dieser Installation dazu anregen, die Welt mit neuen Augen anzuschauen.
Quelle: Gino Maccarinelli LVAN
Ein Herren-Coiffeursalon. Welcher Mann träumt nicht davon, über dreissig noch solch dichtes Haar zu haben?