Videoüberwachung für Gletschersee
Auf der Lenk im Berner Oberland wollen die Behörden vorbereitet sein, falls sich ein Gletschersee rasch und plötzlich entleert. Experten haben darum am Rand des Gletschers Plaine Morte ein Frühwarnsystem mit Kameras und Sonden in Betrieb genommen.
Quelle: sopa/Wikipedia
Dieser Gletscher könnte schmelzen und den Stausee überraschend füllen: Die Plaine Morte in Bern.
Durch Schmelzwasser haben sich in den letzten Jahren am Rand des Gletschers Plaine Morte an der Grenze der Kantone Bern und Wallis Gletscherseen gebildet. Mitte Juli vergangenen Jahres war einer der Seen innert kürzester Zeit ausgelaufen. Die Simme, die Richtung Lenk abfliesst, führte viel Wasser und trat an mehreren Stellen über die Ufer. Schon damals reagierten die Behörden und liessen an einem Gletschersee eine Sonde anbringen, die bei Bedarf im Tal Alarm auslöste. Im Winter wurde diese Sonde wieder entfernt.
Kameras an drei Seen
Das nun installierte Frühwarnsystem umfasst Sonden und Kameras an den drei grössten Gletscherseen Strubel, Vatseret und Faverges. Sollte das Wasser plötzlich schnell abfliessen, schlagen die Sonden Alarm. In einem solchen Fall übermitteln die Kameras Bilder, damit die Behörden im Tal die Situation analysieren können. Zurzeit werten Fachleute erste Messdaten aus und definieren Grenzwerte für allfällige Warnungen, wie die Gemeinde Lenk mitteilte.
Eine weitere Sonde misst derweil die Abflussmenge des Trüebbachs. «Daran sehen wir, ob das Wasser auch wirklich kommt und es kritisch im Tal wird», sagt Christian von Känel (SVP), Gemeindepräsident von Lenk.
Seit Jahren ein Risiko
Im Berner Oberland kam es in den letzten Jahren verschiedentlich zu Fels- und Gletscherabbrüchen und zur Bildung von Gletscherseen. Im vergangenen Sommer musste in Grindelwald ein Campingplatz evakuiert werden, weil aus dem Oberen Grindelwaldgletscher plötzlich viel Wasser abfloss.
Bei dem nur wenige Kilometer entfernten Unteren Grindelwaldgletscher wurde gar für 15 Millionen Franken ein Stollen gebaut, damit der dortige Gletschersee keine Schäden verursachen kann. 2006 sorgten Felsstürze an der Ostflanke des Eigers für Aufsehen. (sda/mrm)