Studie: Sozial- und einkommenschwache Stadtbevölkerung leidet besonders unter der Hitze
Wenn im Sommer die Temperatur in die Höhe schiesst, dann sind in europäischen Grossstädten sozial- und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen besonders von Hitzestress betroffen. Das zeigt eine Studie der TU Berlin für die 14 europäische Grossstädte analysiert worden sind.
Steigen die Temperaturen in europäischen Grossstädten, leidet vor allem die einkommensschwache oder sozial eher schlecht gestellte Bevölkerung unter Hitzestress. Dies, weil sie im Vergleich zur übrigen Bevölkerung unterdurchschnittlich von der grünen Kühlung oder vielmehr von städtischen Grünflächen profitiert, die eine entscheidende Rolle bei der Hitzeminderung spielen. Das geht aus einer Studie der TU Berlin mit internationaler Beteiligung hervor, für welche die Autoren 14 Städte unter die Lupe genommen haben: Amsterdam, Athen, Basel, Berlin, Budapest, Florenz, Helsinki, Istanbul, London, Madrid, Paris, Rom, Stockholm und Wien.
Sanierungsbedürftige Stadtteile mit wenig Grünräumen
Laut Birgit Kleinschmit von der TU Berlin ist die grüne Kühlung oft ungleich verteilt. „Und wer die am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen sind, war lange unklar.“ Entgegen der Annahme, dass besonders vulnerable Gruppen hauptsächlich in den Vororten lebten, zeige die Studie, dass diese oft in sanierungsbedürftigen zentralen Stadtbereichen konzentriert seien, die gleichzeitig meist über wenig Grünflächen verfügten, heisst es in der Medienmitteilung. Und weil sich wiederum dieser Teil der Bevölkerung oft weder passive noch aktive Kühlmassnahmen leisten kann, erhöht sich für sie das Risiko tödlicher Hitzewellen.
Grüne Gentrifzierung
Wie Kleinschmit in einem Interview auf der Website der TU Berlin präzisiert, sind in den Grossstädten im Zuge der steigenden Wohnungsnachfrage Grünflächen knapp geworden. Sie beschränken sich nur noch auf wenige Standorte. „Diese privilegierten Gebiete werden meist von wohlhabenden Menschen bewohnt, und bei den derzeitigen Mietpreisen können sich nur wenige eine Wohnung leisten, die in der Nähe solcher Grünflächen mit gutem Kühlungskomfort liegt“, merkt die Wissenschaftlerin an. Aus diesem Grund müsste die Stadtplanung laut Kleinschmit berücksichtigen, dass das Schaffen neuer Grünflächen „höchstwahrscheinlich“ zur Verdrängung einkommensschwächerer Bevölkerungsgruppen beiträgt und damit zur sogenannten grünen Gentrifizierung. (mai/mgt)
Die Studie wurde im Fachmagazin Nature publiziert: www.nature.com