Strassenlärm: Tempo 30 statt Tempo 50 für mehr Ruhe
Pünktlich zum heutigen Tag gegen den Lärm macht die Stadt Zürich auf eine gemeinsam mit dem Bafu durgeführte Studie zur Belästigung durch Strassenlärm aufmerksam. Die Untersuchungen zeigen: Tempo 30 könnte vielerorts den Lärm reduzieren.
Quelle: Patrick Federi, Unsplash
Nicht selten rollt eine Verkehrslawine über die Hardbrücke.
Die Immissionsgrenzwerte (IGW) für Strassenlärm werden auf
230 Kilometern des Zürcher Strassennetzes überschritten. Eine Reduktion der zulässigen
Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometer auf 30 Stundenkilometer könnte die
Situation entschärfen, und zwar tagsüber um zwei Dezibel und in der Nacht um
vier Dezibel. Dies ergab eine gemeinsam vom Umwelt- und Gesundheitsschutz der
Stadt Zürich (UGZ) und vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) durchgeführte Studie.
Stabilisiert sich der Verkehrsfluss bei Tempo 30?
Wie das Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich schreibt, bringt Tempo 30 mehr als bisher allgemein angenommen. So sinkt gemäss einer neuen Studie mit Vorher-Nachher-Befragungen (siehe Box unten) mit der Temporeduktion nicht nur der tatsächliche Lärmpegel wahrnehmbar, sondern auch Strassenlärmbelästigung und Schlafstörungen gehen offenbar deutlich zurück.
„Wir gehen davon aus, dass diese überproportionale Entlastung zu grossen Teilen auf die Veränderung der Lärmcharakteristik zurückgeht“, wird Rainer Zah in der Medienmitteilung zitiert, er ist Leiter Geschäftsbereich Umwelt beim UGZ. Gemäss den Untersuchungen stabilisiert sich der Verkehrsfluss bei Tempo 30. Und: Die Maximalpegel der Vorbeifahrten gingen stark zurück und der Anstieg des Lärmpegels bei einer einzelnen Vorbeifahrt erfolge langsamer.
Verkehrsaufkommen von bis zu 9000 Fahrzeugen pro Tag
Auf den für die Studie untersuchten Streckenabschnitten ist sowohl
Individualverkehr als auch der ÖV unterwegs. Die Strassenstücke weisen ein durchschnittliches
tägliches Verkehrsaufkommen von bis zu 9000 Fahrzeugen auf. Die Durchschnittsgeschwindigkeit im Zuge von Tempo
30-Signalisation ist von 40 km/h auf 31 km/h gesunken.
Durch den Geschwindigkeitsrückgang von rund 9 km/h betrage die physikalische Lärmreduktion tagsüber durchschnittlich 1.6 Dezibel und nachts 1.7 Dezibel, heisst es in der Medienmitteilung. „Zählt man die zusätzliche gefühlte Entlastung der Anwohnenden um zwei Dezibel am Tag und vier Dezibel in der Nacht dazu, ergibt das für die Befragten einen Rückgang der wahrgenommenen Strassenlärmbelastung um bis zu 5.7 Dezibel.“ (mai/mgt)
Studie und Befragung
Die Studie des UGZ und des Bafu basiert auf einer
empirischen Längsschnitt-Befragung und entsprechenden individuellen Immissionspegelberechnungen
am Wohnort der an der Umfrage beteiligten Bevölkerung: Anwohner haben dazu zwischen
2017 und 2020 zweimal dieselben Fragen beantwortet – einmal vor der
Temporeduktion und einmal nach der Umstellung auf Tempo 30.
Angefragt wurden 3700 zufällig
ausgewählte Personen entlang von 15 verschiedener Streckenabschnitte in der
Stadt Zürich. Geantwortet haben bei der ersten Befragung rund 1300 Personen,
bei der zweiten 880. (mgt/mai)