Städte haben ein eigenes Magnetfeld
Magnetfelder treten überall dort auf, wo Magnete wirken. So ist nicht nur die Erde von einem Magnetfeld umgeben, sondern auch Städte haben eines. Dies ist das Resultat einer deutsch-amerikanischen Studie, für die Berkeley in Kalifornien und New Yorks Stadtteil Brooklyn miteinander verglichen worden sind.
Quelle: David Hertle, Unsplash
Verkehr auf der Brooklyn-Bridge bei Nacht. Das Magnetfeld von Brooklyn zeigt, dass New York im Gegensatz zu Berkley nachts nicht schläft.
Für ihre seine Untersuchungen hat das Forschungsteam während vier Wochen kontinuierlich Daten gesammelt, und diese durch Zusatzmessungen ergänzt und analysiert. „Die Städte haben ihren eigenen magnetischen Puls“, sagt Dmitry Budker, Physiker an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und dem Helmholtz-Institut Mainz (HIM). So weist insbesondere Berkeley nachts eine geringe Magnetfeldaktivität auf, während die magnetische Aktivität in Brooklyn auch in der Nacht auf einem hohem Niveau bleibt – womit, wie von dem Team erwartet, bestätigt wurde, dass „New York niemals schläft“.
Öffentlicher Verkehr prägt das Magnetfeld von Berkley
Dem Vergleich zwischen Berkley und Brooklyn ging eine erste Erhebung in Berkeley voraus. Hier wurde eine Linie des öffentlichen Nahverkehrssystems Bay Area Rapid Transit (BART) als die vorherrschende Quelle für Magnetfelder während des Tages ausgemacht. „In Berkeley finden wir Tag und Nacht viele verschiedene magnetische Hintergrundsignale, aber der Hauptfaktor ist das BART-System. Wenn der Verkehr nachts ruht, zeigt sich das in unseren Messungen“, erklärt Budker. Seine Gruppe hat zu den Arbeiten insbesondere durch die Expertise bei der Messung von Magnetfeldern mittels Magnetometern beigetragen. Budker und seine Kollegen wollen mit ihrer Arbeit mehr über die Funktionsweise von Städten in Erfahrung bringen; Sie nehmen dabei unterschiedliche Bereiche wie die Energieversorgung, Umweltverschmutzung oder die soziale Organisation einer Stadt unter die Lupe.
Mit dem Magnetometer der Stadtentwicklung auf der Spur
Die aktuelle Analyse soll einen Ausgangspunkt liefern, um weiter in dieser Richtung zu forschen und Hinweise auf künftige Entwicklungen zu geben. „Es ist eine kleine Studie, und wir haben den Eindruck, als würden wir erst an der Oberfläche kratzen“, sagt Budker. Diese Art von Untersuchung biete grosse Chancen. – „Abgesehen von dem erwarteten Ergebnis, dass 'New York niemals schläft', weisen unsere Messungen darauf hin, dass jede Stadt deutliche magnetische Signaturen hat, die vielleicht für die Analyse von Anomalien im Stadtbetrieb und für langfristige Trends bei der Entwicklung von Städten genutzt werden können“, schreiben die Autoren in einer Veröffentlichung im Fachmagazin "Journal of Applied Physics".
Als Beispiele für einen möglichen Einsatz von Messungen mit Magnetometern für urbane Studien nennen sie Katastrophen, die Überwachung von Infrastrukturen wie Brücken oder die Überwachung der Stabilität des Stromnetzes. Oder es liesse sich untersuchen, wie sich ein aussergewöhnliches Ereignis - zum Beispiel eine Epidemie oder Pandemie - auf eine städtische magnetische Signatur auswirkt. (mgt/mai)