Stadt Zürich will ein Klima-Vorzeige-Quartier schaffen
Der Stadtrat von Zürich will ein Quartier während sechs Jahren als Labor nutzen, um rasch neue Klima-Massnahmen zu entwickeln und zu testen. Über das «Pilotquartier Netto-Null» und die Kosten von 7,7 Millionen Franken entscheidet der Gemeinderat am Mittwochabend.
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Blick auf Alt-Wiedikon im Jahr 2009: Die Stadt Zürich will hier ein Klima-Vorzeige-Quartier schaffen.
Als Pilotquartier hat der Stadtrat den Raum Binz/Alt-Wiedikon ausgewählt, der sowohl über eine Industrie- und Gewerbezone, als auch über Wohngebiete verfügt. Hier soll insbesondere erprobt werden, wie die Bewohner und Unternehmen motiviert werden könnten, sich klimafreundlich zu engagieren.
Im Quartier soll gemäss Stadtrat ein «Wir»-Gefühl geschaffen werden. Denn was alle angehe, könnten nur alle lösen. «Klimaschutz, Energie sparen und lokale Stromerzeugung werden als gesellschaftliche Aufgaben verstanden.»
Quartier soll eigene Projekte erarbeiten
Deshalb setzt der Stadtrat insbesondere auf Partizipation: Alle – auch Kinder, Personen ohne Schweizer Pass oder im Quartier Arbeitende – sollen eigene Ideen entwickeln können.
Da es aber einige Zeit dauern wird, bis sich Vorstösse aus dem klimatischen Vorzeigequartier entwickelt haben, legt der Stadtrat zum Start auch 15 Projekte aus der Verwaltung und von Energie360 vor, die gleich in Angriff genommen werden könnten.
Die Stadt will unter anderem eine Pilotsiedlung suchen, in der der Fokus auf Abfallvermeidung gelegt, und Gastrobetriebe bezüglich nachhaltiger Ernährung sensibilisiert werden. Zudem ist eine Plattform für verstärkte Zusammenarbeit und eine Förderung der Kreislaufwirtschaft im Bau vorgesehen.
Unterstützung von städtischem Klimaziel
Beim Pilotquartier handelt es sich gemäss Stadtrat nicht um ein eigentliches Pilotprojekt, das bei einem Erfolg definitiv weitergeführt wird. Es ist vielmehr bewusst von Beginn an auf ein Jahr Vorbereitung und sechs Jahre Umsetzung befristet.
In dieser Zeit sollen verschiedene Massnahmen rasch erprobt werden. Da mit dem Pilotquartier für derartige Projekte Geld bereitsteht, könnten diese Projekte rasch und unkompliziert, ausserhalb des eher trägen Budgetprozesses vorangetrieben werden.
Dabei werde auch das Scheitern von Projekten als durchaus wertvoller Lerneffekt in Kauf genommen, heisst es im stadträtlichen Antrag. Ideen, die sich positiv entwickeln, sollen in anderen Quartieren oder stadtweit übernommen werden.
Die Stadt Zürich strebt an, das Klimaziel Netto-Null bis 2040 zu erreichen. Das Pilotquartier soll helfen, dieses Ziel erreichen zu können.
Drei Millionen Franken für lokale Ideen
Der Stadtrat beantragt für das Klimalabor in Binz/Alt-Wiedikon einen Kredit von 7,7 Millionen Franken. Davon sind drei Millionen Franken für jene Projekte vorgesehen, die aus lokalen Initiativen hervorgehen. Weitere 2,5 Millionen sind für Partizipations-Projekte eingestellt.
Nicht enthalten in diesen Kosten sind die Ausgaben für städtische Massnahmen. Diese würden im Rahmen der übergeordneten Klimaschutzziele auch ohne das Pilotquartier umgesetzt, begründet der Stadtrat.
Der Kredit dürfte am Mittwochabend im Gemeinderat eine Mehrheit finden. Er wird auch von der vorberatenden Kommission befürwortet, in der sich aber drei Fraktionen nicht hinter den Antrag stellten.
Die FDP verlangt «ein belastbares Umsetzungskonzept» und deshalb eine Rückweisung der Vorlage an den Stadtrat. Die SVP lehnt das Projekt grundsätzlich ab. Die GLP enthielt sich in der Kommission. (sda/pb)