Sommerhitze: Massnahmen für kühlere Temperaturen in den Städten
Angesichts heisser Sommer und steigender Temperaturen lassen sich Städte einiges einfallen, um Hitzetage erträglicher zu machen. Zum Beispiel mit Sprühwolken, Topfbäumen oder Brunnen. Langfristig setzen allerdings fast auf mehr Bäume und weniger versiegelte Flächen.
Quelle: Bö Benkö; Unsplash
Am Unteren Letten sorgt in Zürich an heissen Tagen die Limmat für Kühlung.
Ziele zur Begrünung und Entsiegelung von Bodenflächen haben sich unter anderem Zürich, Basel, Bern, St. Gallen, Luzern, Bellinzona, Lugano und Winterthur gesetzt. Während man sich bei Stadtgrün Winterthur vorgenommen hat, rund tausend neue Bäume zu pflanzen, sollen in Lugano auch Sträucher gesetzt werden. Wie man bei der Stadt Lugano auf Anfrage der Nachrichtenagentur erklärt, sollen sie dort gedeihen, wo Bäume aus Platzgründen nicht möglich sind. Derweil testet die Stadt Bern auf der Schützenmatte seit 2020 mehrere Baumarten aus der Balkanregion und anderen europäischen Gebieten: Der zehn Jahre dauernde Versuch soll zeigen, welche Bäume mit heissen Sommern und längeren Trockenphasen besser klarkommen. Und der St. Galler Stadtrat will zusätzliche Bäume auf öffentlichen Plätzen oder Dach- und Vertikalbegrünungen für öffentliche Gebäude sowie kleine Parks in Quartieren oder neue Wasserflächen ermöglichen. Für weitere Schritte brauche es aber «politische Richtungsentscheide».
Heller Asphalt und Mergelbelag
Vielerorts soll auch die Regenwasserbewirtschaftung respektive das Konzept der Schwammstadt vorangetrieben werden: Regengärten und das durchlässigere Oberflächen und Beläge sollen helfen, den Wärmestau im Boden zu verringern.In Bern sind bereits an verschiedenen Orten Böden entsiegelt worden, darunter der 2017 angelegte Rosalia-Wenger-Platz im Wankdorf. 900 Quadratmeter Asphalt vor dem SBB-Hauptsitz wurden aufgebrochen und mit einem Mergelbelag ersetzt. Und in Luzern wurde an der Blattenmoosstrasse in einem Pilotprojekt heller Asphalt verbaut, der sich weniger aufheizt und damit nachts auch weniger Wärme abgibt als herkömmlicher dunkler Asphalt. In der Stadt Aarau werden Neubauten so gesetzt, dass sie Kaltluftströme nicht aufhalten.
Abkühlen unter Sprühwolken
Als Sofortmassnahmen für die kurzfristige Abkühlung will Basel Topfbäume aufstellen, Sonnensegel über baumlosen Einkaufsstrassen aufspannen und Sprühnebel-Anlagen installieren. Die Massnahmen sind Teil eines Stadtklimakonzepts, das dem Basler Grossen Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll. Und in Zürich ist die Sprühwolke «Alto Zürrus» auf dem Turbinenplatz für zwei Jahre im Einsatz. 2024 wird der Versuch ausgewertet.
Eine weitere Version davon mit noch mehr Wasser gibt es Schaffhausen: Die Stadt lockt zwischen dem 26. und dem 30. Juni mit dem Angebot, in den rund 100 Brunnen der Stadt zu baden. In erster Linie sind die Primarschülerinnen - und schüler angesprochen.
Kühlende Waldluft für Altersheim in Baden
In Baden soll der Wald kühlen helfen: Hier hat das Forstamt im Wald oberhalb des Quartiers Kappelerhof Kaltluftkorridore angelegt. Das heisst, es wurden im Rahmen der üblichen Holznutzung Waldbäume so gefällt, dass an heissen Sommertagen die kühle Luft besser aus dem Wald in die angrenzenden Siedlungen strömen kann, wie aus einer Mitteilung der Stadt hervor geht. Dies soll besonders auch das nächtliche Schlafklima im Alterszentrum Kehl verbessern, das sich direkt am Waldrand befindet. Damit überprüft werden kann, ob und was diese Massnahme bringt, messen Sensoren während zwei Jahren die Temperatur. Zudem hat die die Stadt die Bevölkerung eingeladen, auf einer Kaltluftbank die nächtlich kühlende Waldluft selber zu erspüren.
Stadtklima-Initiativen in Basel, Zürich und Winterthur
In mehreren Schweizer Städten sind Stadtklima-Initiativen hängig. Diese fordern in Zürich und Winterthur zum Beispiel mehr Grünflächen und Velowege statt Strassen. Beide Stadträte sprachen sich aber für Gegenvorschläge aus. Auch in Basel werden noch vor den Sommerferien zwei Stadtklima-Initiativen des Vereins Umverkehr behandelt: Die Initiativen fordern die Umwandlung von Strassenraum in Grünflächen sowie Platz für den Langsamverkehr. Konkret zur Debatte stehen zwei mehr oder weniger weit gehende Gegenvorschlags-Entwürfe der vorberatenden Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission. (sda/mai)