„Roboats“ in Amsterdam: Im Kreis fahren und ans Ziel gelangen
Ein Kreis aus Booten anstelle einer Brücke: In Amsterdam sollen autonome Boote – sogeannte „Roboats“ – das Wissenschaftsmuseum Nemo beim Bahnhof mit dem Stadtzentrum verbinden.
Amsterdam lockt Horden von Touristen an. Die Stadt boomt auch wirtschaftlich und wächst. Eines der Entwicklungsgebiete der Stadt ist das östlich des Zentrums gelegene Marineterrein. Bis vor wenigen Jahren ist es beinahe vollständig von der niederländischen Marine genutzt worden, sie zieht sich nun nun nach und nach von dem Gelände zurück – und macht Platz für neue Nutzungen.
Die Stadt will das Gebiet zu einem modernen Quartier weiter entwickeln, mit flexiblen Arbeitsräumen, alternativen Wohnformen sowie mit Grünflächen für Sport und Erholung. Eines der Markenzeichen des Stadtteils dürfte Renzo Pianos Wissenschaftsmuseum Nemo sein, das als gigantischer, kupfergrüner Bug auf den davor liegenden Oosterdok ragt. Wer es nach einem Altstadtbummel besichtigen will, muss einen rund einen Kilometer langen Weg unter die Füsse nehmen.
Das soll sich ändern, und zwar mit dem Projekt "roundAround": eine Brücke aus autonomen Booten. Mit Lidar – eine mit dem Radar verwandte Technik zur Abstands- und Geschwindigkeitsmessung – sowie Kameras ausgerüstet, fahren sie in einem Kreis, dessen Durchmesser, die gesamte Wasserfläche zwischen dem Museum und dem Festland überspannt. Kommen sie an der jeweiligen Landstation an, werden sie mit einer Bahn zur Einstiegs- beziehungsweise Ausstiegstelle geführt. Sie funktioniert damit wie eine Art schwimmender Paternoster.
"Der Ort ist für Ingenieure eine Herausforderung, weil er auch ein wichtiger Weg für grössere Boote ist. Dies macht es schwierig, eine zugängliche Brücke über diesen Wasserweg zu entwerfen", sagt Stephan van Dijk, Leiter der Forschung beim „Amsterdam Institute for Adavanced Metropolitan Solutions“ (AMS), das hinter dem Projekt steckt.
Autonomes Boot oder „Roboot“
Für „roundAround“ arbeitet AMS mit dem „Massachusetts Institute of Technology“ (MIT) zusammen. Denn zum Einsatz kommen sollen sogenannte „Roboats“, die am MIT entwickelt worden sind. Für die Wissenschaftler bietet das Projekt eine Möglichkeit die Boote unter realen Bedingungen zu erproben: „Sie sind lernfähig und können selbstständig auf ihre Umgebung reagieren“, erklärt Carlo Ratti vom MIT. Je länger die „Roboats“ im Einsatz sind umso intelligenter sind sie laut Ratti unterwegs und können schliesslich auch in den übrigen Teilen Amsterdams oder anderen Städten eingesetzt werden.
„Der Transport von Personen oder die Bereitstellung einer flexiblen Infrastruktur sind nur zwei mögliche Einsatzgebiete“, heisst es in der Medienmitteilung von AMS. „Weitere Anwendungen sind der Transport von Müll oder von Baumaterialien über die Grachten – zur Entschärfung der angespannten Lage auf den Strassen im Stadtzentrum.“ (mai)