11:59 KOMMUNAL

Renitenten Egerkinger Steuerschuldnern droht die Öffentlichkeit

Teaserbild-Quelle: Bild: Minnou/wikicommons

Auf fast zwei Millionen Franken beläuft sich der Gesamtbetrag aller Egerkinger Verlustscheine von Steuerabschreibungen. Der Gemeinderat hat darum entschieden, Steuerguthaben aus abgeschlossenen Betreibungsverfahren bei säumigen Steuerzahlern einzutreiben. Damit setzt er ein klares Zeichen, dass die Exekutive der Gemeinde Egerkingen nicht mehr bereit ist, das teilweise systematische Vorgehen dieser Schuldner zu dulden, welche in den betreffenden Jahren den öffentlichen Raum und alle Leistungen, die Egerkingen seinen Einwohnern bietet, zum Nulltarif bezogen haben. Dies berichtet die «Solothurner Zeitung».

Am Pranger der Gemeindeversammlung

Die betroffenen Personen werden in den nächsten Tagen eine unmissverständliche Aufforderung erhalten, einen Vorschlag zu unterbreiten, wie sie gedenken, ihre Schulden zu begleichen. Unbeantwortete oder unbefriedigend beantwortete Schreiben werden zur Folge haben, dass diese Schuldner anlässlich der nächsten Gemeindeversammlung namentlich publik gemacht werden. Der Gemeinderat vertritt die Meinung, dass konsequente Verweigerungen von Staatspflichten nicht unter den Deckmantel des Datenschutzes fallen dürfen.

«Die Bekanntgabe der säumigen Steuerzahler an der Gemeindeversammlung ist ebenso wie die Veröffentlichung einer Liste im Informationskasten der Gemeinde aus datenschutzrechtlicher Sicht unzulässig», erklärte Andrea Klüser, stellvertretende Beauftragte für Information und Datenschutz des Kantons Solothurn gegenüber der «Solothurner Zeitung». Eine Bekanntgabe von Personendaten sei nur dann zulässig, wenn dafür eine Rechtsgrundlage bestehe. Dies sei derzeit aber nicht der Fall. Wenn sich der Egerkinger Gemeinderat wie angekündigt darüber hinwegsetzt, könnte es zu einer allfälligen Amtsgeheimnisverletzung kommen. Im Falle einer solchen Amtsgeheimnisverletzung müsste die Solothurner Justiz einschreiten, weil es sich dabei um ein Offizialdelikt und nicht um ein Antragsdelikt handelt.

Gemeindepräsidentin will notfalls ins Gefängnis

Davon lässt sich der Egerkinger Gemeinderat indes nicht abschrecken, wie Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi (FDP) klarstellt. «Es ist uns durchaus bewusst, dass wir uns juristisch im Grenzbereich bewegen.» Falls es dennoch zum Äussersten kommen sollte, würde Bartholdi eine allfällige Busse nicht bezahlen, sondern im Gefängnis absitzen, kündigt sie an. «Wir wollen, dass es endlich zu einem Präjudizurteil kommt. Dafür gehen wir bewusst voll ans Limit.» Damit sich säumige Steuerzahler nicht länger unter dem Deckmantel des Datenschutzes gut gehen lassen könnten.

Die Einwohnergemeinde Egerkingen ist nicht die einzige Gemeinde mit diesem Problem. Ähnliche und gleiche Vorgehensweisen sind in weiteren Gemeinden der Region ebenfalls beschlossene Sache. (aes)

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

CPC Solution AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent*innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was «Baublatt Top Players» und «Baublatt Regional Projects» zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.