Radikalisierung: Neuer Leitfaden für Schulen in der Stadt Bern
Mit einem neuen Leitfaden für Schulen will die Fachstelle Radikalisierung der Stadt Bern insbesondere Lehrpersonen und Schulleitungen aufzeigen, an wen sie sich bei einem Verdacht richten können. Ein weiterer Leitfaden soll Fachpersonen und der breiten Öffentlichkeit erklären, wo sie Hilfe erwarten können, wenn Radikalisierung im Umfeld befürchtet wird.
Quelle: Raimon Ribera (CC BY 2.0)
Sind Jugendliche von Radikalisierung bedroht, muss das Umfeld reagieren. Zwei neue Leitfäden der Stadt Bern erklären, was man tun sollte.
Ist ein Mensch dabei, sich zu radikalisieren, verändern sich häufig Verhalten, Aussagen und Äusseres. Ein aufmerksames Umfeld – Freunde, Eltern und Lehrpersonen –
erkennt dies früher als eine Behörde.
Was aber tun und wo Hilfe holen, auch wenn es erst eine Vermutung ist? Dafür hat das Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz der Stadt Bern zusammen mit dem Schulamt einen Leitfaden spezifisch für Schulen herausgegeben.
Hemmschwellen überwinden
Häufig herrscht eine gewisse Zurückhaltung, wenn es darum geht, wirklich Hilfe in Anspruch zu nehmen. «Die Angst, jemanden unter Umständen fälschlicherweise auf Abwegen zu vermuten und so in die Mühlen der Behörden zu befördern, hemmt das Umfeld, frühzeitig aktiv zu werden», sagte Ester Meier, Leiterin des Stadtberner Amts für Erwachsenen- und Kindesschutz, bei welcher die Fachstelle Radikalisierung angesiedelt ist.
«Genau deshalb erachten wir es als essentiell, dass Anfragen oder Erstberatungen auch telefonisch und anonym stattfinden können».
Schlüsselrolle für Schulen
Kinder und Jugendliche verbringen täglich viele Stunden in der Schule. Kollegen, Lehrpersonen und Schulsozialarbeitende können deshalb früh Veränderungen
hin zu einer Radikalisierung beobachten. Für sie ist ein einfacher Zugang zu professioneller Beratung und zu Informationen über Radikalismus von grosser Wichtigkeit.
Der Leitfaden fasst diese Informationen zusammen und leitet Fachleute und Betroffene an, wo sie Unterstützung erhalten. «Es ist wichtig, dass die Lehrpersonen,
Schulsozialarbeitenden und Schulleitungen bei Anzeichen von veränderten Verhaltensmustern wissen, bei wem sie sich beraten lassen können. So können sie einen
bedeutenden Beitrag zur Prävention leisten», sagt Irene Hänsenberger, Leiterin des Schulamts, welche am Leitfaden mitgearbeitet hat.
Anlaufstelle für alle
Schliessen Jugendliche ihre Schulzeit ab, können sie sehr oft vom gewohnten Umfeld nicht mehr erfasst werden. Hier sind Angehörige, Freunde aber auch Fachpersonen wie Ausbildner, Sozialarbeitende, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gefragt, wenn beunruhigendeVeränderungen beobachtet werden.
Für diese Zielgruppe wurde ebenfalls ein allgemein formulierter Leitfaden entwickelt. Bei der Fachstelle Radikalisierung wurde vor gut zwei Jahren Fach- und Beratungswissen aus unterschiedlichen Bereichen gebündelt und steht seither als zentrale Anlaufstelle für alle Anfragen im Zusammenhang mit Radikalisierung und Extremismus zur Verfügung. «Es ist unsere Aufgabe als Behörde, diese Angebote und Anlaufstellen zur Verfügung zu stellen, Präventionsarbeit zu leisten und im Ernstfall zu handeln», führte Reto Nause, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern aus. (mgt/aes)