Quaggamuschel: Grosse Aufwände für den Betrieb technischer Anlagen
Kleine Muschel mit grosser Wirkung: Die Quaggamuschel verteuert den Betrieb von unter Wasser liegenden Infrastrukturanlagen, weil sie sich überall festsetzen kann. Unter anderem überwuchert sie Filter und Ansaugkörbe von Leitungen. Aktuell siedelt sie zwar vor allem im Bodensee und den grossen Westschweizer Seen. Aber das könnte sich ändern.
Quelle: Pascal Montagner
Quaggamuschelbefall an einem Ansaugkorb vor einer Entnahmeleitung.
Sie setzen sich an Entnahme- und Aufbereitungssystemen der Wasserversorgungen fest, aber auch an anderen technischen Anlagen unter Wasser. Zudem überwuchern sie Filter und Ansaugkörbe vor den Leitungen: Quaggamuscheln. Besonders stark verbreitet ist sie im Bodensee und den grossen Westschweizer Seen. Ihretwegen müssen Anlagenbetreiber zur Aufrechterhaltung der Trinkwassergewinnung und -aufbereitung mit zusätzlichen Ausgaben für Kontrollen, Reinigung, Unterhalt und allfällige bauliche Massnahmen rechnen.
Ähnlich invasiv ist die Wandermuschel, die sich schon seit Jahrzehnten in der Schweiz etabliert hat. Allerdings richtet sie weniger Schäden als die Quaggamuschel an. Denn diese überlebt im Gegensatz zur Wandermuschel auch in nährstoffärmeren und kälteren Gewässern, sie laicht das ganze Jahr über und kann in grösseren Tiefen als die Wandermuschel siedeln, und zwar weit über 100 Meter unter Wasser. Damit kann sie sich auch an tiefer liegenden, bisher geschützten Entnahmeeinrichtungen festsetzen.
Anpassung von Anlagen in der Zentralschweiz?
Auch in der Zentralschweiz rechnet man mit der Zunahme der Quaggamuschel. Wie die Umweltfachstellen der Kantone Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, Luzern und Zug in einer gemeinsamen Medienmitteilung schreiben, kontrollieren aktuell nicht betroffene Anlagenbetreiber vermehrt ihre Anlagenteile, um einen Befall möglichst früh zu erkennen. Wird die Quaggamuschel festgestellt, bedarf es zusätzlicher Aufwände: Je nach Anlage und Gewässer wird die Reinigung von Hand oder mittels Desinfektion der Filter oder Seeleitungen vorgenommen. Noch seien nicht alle Methoden und Massnahmen gegen die Quaggamuschel ausreichend erprobt und die langfristige Wirkung sei ungewiss.
Mittel- und langfristig rechnen die Umweltfachstellen damit, dass die Anlagen selbst angepasst werden müssen. So können zum Beispiel mechanische Vorfilter oder redundante Systeme eingebaut werden, die eine Reinigung ohne Betriebsunterbruch ermöglichen. Insbesondere solche baulichen Anpassungen seien kostspielig und könnten 5- bis 6-stellige Investitionskosten auslösen, heisst es weiter. - Bei aktuell noch nicht betroffenen Zentralschweizer Unternehmen ist die Besorgnis daher hoch. Auf Anfrage stuften beispielsweise die Wasserversorgung Küssnacht und das Elektrizitätswerk Lachen die Problematik der Quaggamuschel als besorgniserregend ein.
Die Fachstellen bitten daher Sport- und Fischereibegeisterte, Bootsrumpf und Geräte auf Rückstände von Pflanzen und Tieren zu überprüfen, sämtliches Material mit heissem Wasser zu reinigen sowie die gesamte Ausrüstung vor der Nutzung in einem anderen Gewässer jeweils abzutrocknen. (mgt/mai)
Quelle: California Department of Fish and Wildlife, Flickr, CC BY 2.0
Ein mit Quagga-Muscheln verkrustetes Rohr aus dem Lake Havasu in Kalifornien. Als ursprüngliches Verbreitungsgebiet der Muschel wird die Ukraine, unter anderem Inhulez am Schwarzen Meer, angenommen. Mittlerweile hat sich die kleine Muschel nicht nur in Europa verbreitet, sondern auch in Amerika, dies betrifft etwa das Gebiet der Grossen Seen und die Region westlich der Rocky Mountains.