Pflicht zum Bienenstein: Bauen für Bienen in Brighton
Wer in Brighton ein Haus baut ist verpflichtet, es mit Bienensteinen und Mauerseglerkasten zu versehen. Doch ob sich Bienensteine eignen, die Biodiversität auf sinnvolle Weise zu fördern – das sehen nicht alle gleich.
Quelle: Ivar Leidus, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Die Ackerbiene ist eine der zahlreichen Wildbienen-Spezies, die in England vorkommen.
Wer
im südenglischen Brighton ein Gebäude baut, das höher als fünf Meter ist, muss seit
April 2020 Bienensteine anbringen, Ziegelsteine, deren Löcher Wildbienen zum Überwintern und Brüten
dienen. Die grosse Mehreit der Wildbienen sind sogenannte Einsiedlerbienen, die alleine leben. Sie machen laut dem britischen Wildlife Trust 250 der insgesamt 270 im
Vereinigten Königreich beheimateten Bienenspezies aus. - Ebenfalls obligatorisch sind seit vorletztem Frühling auch Mauerseglerkästen.
Die Pflicht zu Bienensteinen und Mauerseglerkästen verdankt Brighton unter anderem dem Engagement von Robert Nemeth, er sitzt im Stadtrat von Brighton und betreibt die Imkerei als Hobby. Bienensteine seien nur eine von vielen sinnvollen Massnahmen, um Probleme im Zusammenhang mit der Biodiversität anzugehen, die von der jahrelangen Vernachlässigung der natürlichen Umwelt verursacht worden seien, so Nemeth vor kurzem gegenüber dem Design-Newsportal Dezeen. „Mehr Pflanzen, Igellöcher, Mauerseglerkästen und Vogelfutterstellen sind alles Beispiele für weitere kostengünstige und einfache Lösungen.“
Bienensteine doch kein ideales Zuhause für Wildbienen?
Allerdings
teilen nicht alle Nemeths Sicht. Die Zeitung „The Guardian“, hatte dazu bei
Fachleuten nachgefragt, unter anderem bei Dave Goulson, Autor und Professor für
Biologie an der Universität von Sussex.
Er erachtete die Löcher im Bienenstein als nicht tief genug, um ein „ideales
Zuhause für Bienen“ zu sein und meinte aber auch, dass sie „besser als nichts“
seien. Man mache sich etwas vor, wenn man glaube, dass jedes Haus mit einem
dieser Steine etwas für die biologische Vielfalt bewirken könne. Gemäss Goulson
bedarf es „weitaus substanziellerer Massnahmen“.
Ähnlich sieht es Adam Hart Entomologe an an der Universität von Gloucestershire. Er verweist gegenüber „The Guardian“
darauf, dass „gut gemeinte Massnahmen manchmal unerwünschte
Folgen haben können“. Er meint, dass der Nutzen der Steine besser untersucht
werden müsste. Dies, „ damit die Bienen den grösstmöglichen Nutzen aus dem
Wunsch der Menschen, ihnen zu helfen, ziehen können“. (mai)