Nur noch CO2-neutrale Gebäude in Zernez?
Bis die 1150 Einwohner zählende Engadiner Gemeinde ihr hochgestecktes Ziel erreicht, dauert es laut den Fachleuten noch lange. Erst zwischen 2040 und 2050 dürfte es laut Mitteilung der ETH so weit sein. Dies prognostiziert ein interdisziplinäres Team der Hochschule, welches das vom Bund unterstützte Projekt «Zernez Energia 2020» eng betreut.
Um den Energieverbrauch zu senken, schlagen die Wissenschaftler vor, Gebäude zu sanieren. Statt mit Erdölheizungen und alten Elektroheizungen zu heizen, sollen die Zernezer auf Fernwärme aus der gemeindeeigenen Holzschnitzelheizung zurückgreifen oder auf Wärmepumpen setzen. Mit diesen Massnahmen lassen sich die CO2-Emissionen stark reduzieren, jedoch nicht vollständig vermeiden. Um trotzdem mittelfristig eine neutrale CO2-Bilanz zu erreichen, raten die Forscher der Gemeinde, die verbleibenden Emissionen zu kompensieren: Das Bergdorf soll vermehrt Strom aus erneuerbaren Quellen produzieren, ins Schweizer Netz einspeisen und verkaufen. Für die Stromproduktion sollen Kleinwasserkraftwerke gebaut und die Solarenergie stärker genutzt werden. Und das Holz aus den Wäldern der Gemeinde soll vermehrt für die zentrale Holzschnitzelheizung verwendet werden.
Bis 2020 unrealistisch
Des Weiteren empfehlen die Forscher, eine Umsetzung des Vorhabens bis 2020 erst gar nicht anzustreben. Der Bau der vorgeschlagenen Infrastruktur wäre laut der Studie sehr teuer, wenn damit der heutige Energiebedarf gedeckt und die heutigen CO2-Emissionen kompensiert werden sollten. Die Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass in Zukunft wegen Energiesparmassnahmen weniger Energie benötigt und weniger CO2 produziert werden dürfte. Daher soll das Projekt auf einen reduzierten, zukünftigen Energiebedarf ausgerichtet werden und auf tiefere CO2-Emissionen. (sda/mai/aes)
Ihre Erkenntnisse und Vorschläge präsentieren die ETH-Forscher in einer Ausstellung im Stall «Röven 8»in Zernez. Sie dauert noch bis 17. August. Weitere Informationen zu Projekt und Ausstellung