Neue Chance für Wärmeverbünde
Wärmeversorgungsprojekte von Gemeinden landen häufig in der Schublade, wenn sie nicht rentabel sind. Mit der Verlängerung des «Förderprogramms Wärmeverbünde» der Stiftung Klik bis ins Jahr 2030 sollten Gemeindeverantwortliche ihre zurückgestellten Projekte nochmals hervorholen. Und auch neue Projekte werden wieder interessant.
Quelle: adege/Pixabay
Holz als Energieträger kann mit dem Förderprogramm der Stiftung Klik unter Umständen gefördert werden.
Von Michèle Vogelsanger*
Viele Gemeinden in der Schweiz verfügen über eigene oder standortbezogene Energiequellen, etwa Holz aus den heimischen Wäldern, Umgebungswärme aus See- oder Grundwasser, Abwärme aus dem Abwasser, der Industrie oder gar einer Abfallverwertungsanlage. Diese Wärmeenergie gilt es sinnvoll zu nutzen, erst recht da nun die Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation Klik eine Verlängerung des «Förderprogramms Wärmeverbünde» bis 2030 beschlossen hat, wovon auch Projekte mit bereits bestehenden Verträgen profitieren können.
Die Stiftung Klik unterstützt CO2- Kompensationsprojekte, welche ohne Förderung unwirtschaftlich sind, und bietet pro substituierter Tonne 100 Franken. Für viele Projekte in den Gemeinden kann diese finanzielle Unterstützung matchentscheidend sein für die Rentabilität und dementsprechend für die Realisierung von Wärmeverbünden mit erneuerbaren Energien oder Abwärme.
Vielfältige Energiequellen
Im Rahmen des Programms können Projekteigner ihr Projekt bei Infrawatt kostenlos und schnell – innerhalb von zwei Wochen – einer Vorprüfung unterziehen lassen. Fällt diese positiv aus, bietet die Stiftung Klik dem Projekteigner einen Vertrag bis ins Jahr 2030 an. Zudem fallen während der gesamten Vertragslaufzeit weder Validierungs- noch
Verifizierungskosten an.
Das Programm unterstützt Projekte, bei denen bestehende fossile Feuerungen durch erneuerbare Energiequellen oder Abwärme ersetzt werden,wobei der Einsatz von Öl- oder Gaskesseln zur Deckung der Spitzenlast erlaubt ist. Bedingung für die Förderung von Wärmeverbünden ist, dass der Transport zu den Bezügern mittels eines neuen Leitungsnetzes erfolgt. Wärmelieferungen an Neubauten können nicht angerechnet werden. Zudem können Projekte mit zu hoher Rendite nicht berücksichtigt werden, was aufgrund der Angaben im Gesuch von Infrawatt geprüft wird.
Eine Programmeingabe ist keine Hexerei. Einem Punkt sollte jedoch besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden: Die Anmeldung eines neuen Gesuchs muss vor der Vergabe von ersten Werkverträgen oder Aufträgen erfolgen. Das Ausfüllen des Gesuches ist hingegen bereits auf Basis einer Machbarkeitsstudie möglich und beinhaltet wenige grundlegende Informationen. Innerhalb von kurzer Zeit erhält der Eigner eine Rückmeldung, ob sein Projekt in das Programm aufgenommen wird und welche finanziellen Beiträge sich ergeben. Falls das Projekt zu «exotisch» ist und nicht in die Rahmenbedingungen des Programmes passt, kann immer noch eine Eingabe als Einzelprojekt gemacht werden und der Projekteigner hat eine erste unabhängige und kostenlose Rückmeldung von Experten in der Hand.
Bei positivem Bescheid wird ein Vertrag mit der Stiftung Klik über eine Laufzeit bis 2030 abgeschlossen. Nach Umsetzung des Projektes erfolgt eine Auszahlung aufgrund der jährlichen Wärmelieferung.
Mägenwil profitiert bereits
Eine der ersten Firmen, welche einen Wärmeverbund beim Programm eingereicht hat, ist die AEW Energie AG mit ihrem Projekt in Mägenwil AG. Seit Oktober 2017 läuft der Wärmeverbund, welcher ursprünglich von den ansässigen Industriefirmen lanciert wurde und an den auch die Gemeinde Liegenschaften angeschlossen hat.
Insgesamt werden beim Wärmeverbund Mägenwil zurzeit rund zehn Wärmekunden mit einem Leitungsnetz von 2700 Meter Länge beliefert, ein Ausbau ist bereits geplant. Geheizt wird mit einem Holzschnitzelkessel, für die Spitzenlast stehen zwei Erdgaskessel zur Verfügung. Auf dem Dach ist zudem eine Photovoltaikanlage montiert, welche die Heizanlage mit elektrischer Energie versorgt. Im Winterbetrieb wird der produzierte Strom zu 100 Prozent für den Betrieb der Anlage genutzt, im Sommer wird er ins Netz eingespeist.
Die geplante Nutzwärme des Verbundes entspricht vier Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Mit dem Wärmeverbund sollen jährlich rund 300 000 Liter Heizöl eingespart und umgerechnet ungefähr 250 Tonnen CO2 substituiert werden.
Dank der Verlängerung des Programmes kann die AEW Enerige AG bis 2030 also rund 325 000 Franken Fördergelder erwarten und das Holz wird regional in der Energiestadt Mägenwil genutzt. Marcel Kränzlin, Leiter Wärme bei der AEW Energie AG, bestätigt den unkomplizierten Umgang mit dem Förderprogramm: «Es besticht durch die einfache Eingabe und Abwicklung, unser Aufwand betrug noch zwei Tage, was früher einige Wochen dauerte. In Zukunft werden wir alle kommenden Projekte auf eine Eingabe hin überprüfen lassen.»
Fazit: jetzt ist die Gelegenheit, schubladisierte Wärmeverbundprojekte wieder anzupacken oder neue Vorhaben zu starten, diese kostenlos auf eine Fördermöglichkeit prüfen zu lassen und umzusetzen. Denn Energiequellen sind in den meisten Gemeinden vorhanden und die Wertschöpfung bleibt in der Region.
* Die Umweltingenieurin Michèle Vogelsanger arbeitet auf der Geschäftsstelle des Vereins Infrawatt.
Verein Infrawatt und Stiftung Klik
Der Verein Infrawatt setzt sich seit 2010 für die Energieproduktion und Energieeffizienz im Bereich Abwasser, Abfall, Abwärme und Trinkwasser ein und unterstützt Betreiber von Infrastrukturanlagen bei der Ermittlung und Realisierung von wirtschaftlichen Energiepotenzialen. Zudem hat der Verein ein Mandat von «EnergieSchweiz» für den Bereich Energie in Infrastrukturen.
Die Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation Klik fördert Wärmeverbünde zu vereinfachten Förderbedingungen. Das «Förderprogramm Wärmeverbünde» ist besonders interessant für mittlere und kleinere Wärmeverbünde. Es richtet sich an Wärmeverbünde deren Bau, Erweiterung oder Umstellung auf erneuerbare Energien oder Abwärme noch nicht realisiert wurde. Die Gesuchstellung sowie eine Beratung und Vorabklärung durch Infrawatt ist kostenfrei.