Nachhaltige Beschaffung: Elektrogeräte erobern den Werkhof
Zum Schutz von Klima, Umwelt und Gesundheit setzen Stadtgärtnereien, Werkhöfe und Forstbetriebe vermehrt auf Elektro- und Akkugeräte. Sie machen damit gute Erfahrungen, wie die Beispiele aus den Städten Bern und Zürich zeigen.
Von Eva Hirsiger *
Strassen- und Alleebäume, der Stadtwald, Parkanlagen, Sport- und Spielplätze, Biotope und Bachufer, Friedhöfe und Familiengärten: Mehr als 3700 Hektar umfassen die Grünflächen, die Grün Stadt Zürich gestaltet, pflegt und bewirtschaftet. Rund 500 Mitarbeiter setzen sich dafür ein, den Wert der Anlagen zu erhalten und die ökologische Vielfalt zu fördern. Geräte wie Motorsägen, Rasenmäher, Laubbläser, Heckenscheren, Freischneider oder Spindelmäher erleichtern ihnen dabei die tägliche Arbeit.
Sauberer, handlicher und leiser
Für die Beschaffung dieser Geräte ist der Fachbereich Werkstätten und Logistik zuständig. Fachbereichsleiter Hugo Baumann kauft wenn immer möglich Geräte mit Elektroantrieb ein. Denn sie haben im Vergleich zu benzinbetriebenen Maschinen entscheidende Vorteile. Zwar belastet vor allem die Produktion von Geräten mit grossen Akkus die Umwelt stärker als die Produktion von Benzinern. In der Nutzungsphase hingegen verschiebt sich die Ökobilanz klar zugunsten der Akkugeräte: Bei einer Energienutzung von einem Megajoule belastet ein benzinbetriebenes Gerät im Vergleich zu einem E-Gerät die Umwelt mehr als doppelt so stark. Das gilt, wenn der durchschnittliche Schweizer Strommix zum Einsatz kommt. Wird zertifizierter Strom aus Solar-, Wasser und Windkraft genutzt, beträgt die Belastung des Benziners gar das 14-fache. Gerade im professionellen Bereich schneiden Akkugeräte über den gesamten Lebenszyklus aufgrund der langen Einsatzdauer deshalb erheblich besser ab.
«E-Geräte sind in der Regel nicht nur sauberer, sondern auch handlicher und leiser», so Baumann. Er beobachtet derzeit zudem grosse Bewegungen am Markt. «Die Vielfalt und Qualität der Elektrogeräte entwickelt sich sehr schnell und ihre Leistungsfähigkeit nimmt zu.» Selbst bei Forstarbeiten lassen sie sich einsetzen.
Quelle: Pusch
Mit der steigenden Leistungsfähigkeit von Elektrogeräten werden die Einsatzbereiche immer vielfältiger.
Energieeffizient und kostengünstig
Ähnliche Erfahrungen macht auch Stadtgrün Bern. Für die Beschaffung von Geräten sind die Betriebe Elfenau zuständig. Daniel Hansen, stellvertretender Bereichsleiter, achtet beim Einkauf auf Qualität und Langlebigkeit, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, gute Service- und Garantieleistungen sowie auf die Kulanz des Anbieters. Auch er prüft vor jedem Neukauf, ob das erforderliche Gerät mit elektrischem Antrieb erhältlich ist.
Mit einem Wirkungsgrad von mehr als 80 Prozent sind E-Geräte deutlich energieeffizienter. Benziner hingegen verpuffen rund 70 Prozent der
zugeführten Energie als Abwärme an die Umgebung. Zudem belasten sie mit Vibrationen, Lärm und Schadstoffemissionen die Gesundheit, das Klima und die Umwelt. Mit dem Einsatz von Elektrogeräten lassen sich diese Belastungen deutlich reduzieren, und das bei tieferen Betriebs- und Unterhaltskosten.
Dennoch achtet Daniel Hansen auf einen guten Mix zwischen den verschiedenen Antrieben. Wenn hohe Leistung gefragt ist, wie das beispielsweise für das Freischneiden von hohem Gras oder für das Laubblasen bei nassen Verhältnissen der Fall ist, sind elektrisch betriebene Geräte (noch) im Nachteil. «Je nach Arbeitsgattung und Einsatzgebiet entscheiden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen mit ihren Vorgesetzen, welche Geräte sie sinnvollerweise einsetzen.» Beim Kauf von Benzinern fällt die Wahl jeweils auf möglichst geräusch-, emissions- und verbrauchsarme Geräte, die mit umwelt- und gesundheitsverträglicherem Alkylat-Gerätebenzin betrieben werden können.
*Eva Hirsiger ist Projektleiterin öffentliche Beschaffung, Labels und Standards bei der Non-Profit-Organisation Pusch, die sich für den Schutz der Umwelt und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen einsetzt. www.pusch.ch
Merkblatt
Auf der Plattform «Kompass Nachhaltigkeit» für die nachhaltige öffentliche Beschaffung steht ein neues Merkblatt zur Beschaffung von Geräten für Gartenbau und Forstwirtschaft bereit. Neben Hintergrundinformationen und Hinweisen auf aussagekräftige Labels enthält es eine tabellarische Übersicht über die Kriterien, die bei der Gerätewahl zum Schutz von Klima, Umwelt und Gesundheit zu beachten sind.
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