Militarisiertes NYPD? Polizei-Roboterhund muss Dienst quittieren
Die New Yorker Polizei startete im Dezember 2020 einen Pilotversuch mit einem Roboter von Boston Dynamics. Dieser sollte bei gefährlichen Situationen aushelfen. Nun gibt das NYPD den Robo-Hund aber zurück. – Aufgrund von massiver Kritik.
Quelle: Web Summit flickr CC BY 2.0
Der sogenannte «SpotMini» von Boston Dynamics. (Symbolbild)
Es sei ein «dystopisches Beispiel für eine übermässig aggressive Polizeiarbeit», so oder so ähnlich lautete die Kernaussage der vielen Kritiker des mechanischen Polizeihelfers, wie die «New York Times» kürzlich berichtete. Die Beamten des New Yorker Police Departements (NYPD) sahen in dem vierbeinigen Roboterhund von Boston Dynamics ein futuristisches Werkzeug, das an Orten eingesetzt werden sollte, die für Polizisten zu gefährlich sind.
«Dieser Hund wird Leben retten», zeigte sich Frank Digiacomo, Inspektor aus der Abteilung für technische Unterstützung beim NYPD, in einem Fernsehinterview von Dezember 2020 überzeugt. Der Robo-Hund werde Menschen und Offiziere schützen. Stattdessen trat das Gegenteil ein: Der auf den Namen «Digidog» getaufte Roboter entfachte eine hitzige Debatte.
Robohund als dystopische Überwachungsdrohne
Nachdem der technische Helfer erstmals bei einem Einbruch im Stadtbezirk Bronx eingesetzt wurde, wurde Kritik laut, es handle sich hierbei um eine «dystopische Überwachungsdrohne». Bei einem anderen Einsatz in einem öffentlichen Wohnhaus in Manhattan sahen die Leute den Roboter als Symbol dafür, wie übermässig aggressiv die Polizei mit ärmeren Gemeinden umgehe.
Nun sind die Tage des Roboters bei der Polizei gezählt. Er wird an Boston Dynamics zurückgegeben. Zunächst wollten die Behörden ihn gemäss einem bestehenden Vertrag noch bis August 2021 nutzen. Man habe die Meinung nun aber geändert, erklärte John Miller, stellvertretender Kommissar der Polizei für Geheimdienste und Terrorismusbekämpfung. Dies, nachdem das Gerät zu einem «missbräuchlichen Ziel» für Argumente zu Rassendiskriminierung und Überwachung geworden sei.
Parallelen zu Roboterhunden aus Black Mirror
Bekannt geworden war dies nach einer Vorladung des Stadtratsmitglieds Ben Kallos und des Stadtratssprechers Corey Johnson, in der Aufzeichungen über das Gerät angefordert wurden. Beamte gaben daraufhin an, dass am 22. April ein Vertrag über das Leasing eines Roboterhundes von Boston Dynamics in der Höhe von rund 94‘000 US-Dollar gekündigt worden sei.
Für Ben Kallos unterstrich die Präsenz des Geräts in New York die «Militarisierung der Polizei». Er zog zudem Parallelen zu Roboterhunden, die in einer Episode der Fernsehserie «Black Mirror» vorkommen. Bill Neidhardt, ein Sprecher des New Yorker Bürgermeisters, zeigte sich froh darüber, dass der Digidog abgezogen wurde. Er sei gruselig, befremdlich und sende die falsche Nachricht an die Bürger. Das Projekt erfolgte aber auch inmitten einer wachsenden Überprüfung der Strafverfolgungsbehörden in den USA hinsichtlich ihrer Richtlinien und Praktiken.
500 Roboter weltweit im Einsatz
Die rund 500 weltweit im Einsatz stehenden Maschinen von Boston Dynamics werden derzeit mehrheitlich auf Baustellen, Versorgungsunternehmen oder in kommerziellen Umgebungen mit gefährlichen Situationen eingesetzt. Nur vier der Geräte werden von Polizeibehörden genutzt. Die Roboter seien zudem nicht dafür ausgelegt, als Waffen eingesetzt zu werden, Schaden zuzufügen oder Menschen einzuschüchtern, wie eine Sprecherin des Unternehmens versicherte. (pb)