10:17 KOMMUNAL

Mehr Stau auf Kantons- und Gemeindestrassen

Teaserbild-Quelle: Rainer Sturm/Pixelio

Die Anzahl Staustunden nahm im letzten Jahr weiter zu. Wegen Kapazitätsengpässen bei den Nationalstrassen wuchs das Verkehrsaufkommen auf den untergeordneten Strassen erstmals stärker als auf den Autobahnen.

Stau

Quelle: Rainer Sturm/Pixelio

Kein seltenes Bild: Während über 25 000 Stunden staute sich der Verkehr 2017 alleine auf den Nationalstrassen.

Die Fahrleistung des gesamten Verkehrs auf den Nationalstrassen nahm 2017 um 2 Prozent zu (2016: +2,4 Prozent). Insgesamt wurden 27680 Millionen Kilometer zurückgelegt, was gut 67 500-mal der Entfernung zwischen der Erde und dem Mond entspricht. 2017 wurden über 40 Prozent des gesamten Strassenverkehrs in der Schweiz auf den Nationalstrassen abgewickelt, beim Güterverkehr sind es sogar mehr als 70 Prozent, obwohl die Nationalstrassen nur rund 2,5 Prozent des gesamten Strassennetzes umfassen

Damit ging der Anteil am Gesamtverkehr, welcher auf den Nationalstrassen abgewickelt wird, 2017 erstmals zurück. Das Verkehrswachstum auf dem übrigen Strassennetz war grösser. Dies sei ein Indiz dafür, dass in den Agglomerationen viele Nationalstrassenabschnitte die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht hätten, teilt das Bundesamt für strassen (Astra) mit. Die Folge ist, dass sich der Verkehr auf die kantonalen und städtischen Strassen verlagert. Diese Entwicklung ist laut Astra unerwünscht.

Stau verlagert sich in die Romandie

Letztes Jahr staute sich der Verkehr auf dem Nationalstrassennetz während insgesamt 25 853 Stunden. Dies entspricht einer Zunahme um 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2016: +5.4 Prozent). Mit Abstand die häufigste Ursache für Staus bleibt die Verkehrsüberlastung: Während 22 949 Stunden stockte der Verkehr infolge Überlastung, dies entspricht 89 Prozent aller gemessenen Staustunden. Wiederum gestiegen sind die unfallbedingten Staustunden, von 2420 Stunden auf 2504 (+3.5 Prozent).

Demgegenüber hat sich der rückläufige Trend bei den Staustunden wegen Baustellen weiter fortgesetzt. Sie verringerten sich erneut um einen Drittel auf 236 Stunden, was weniger als einem Prozent der Gesamtstauzeiten entspricht. Die Bemühungen des Astra, Bauarbeiten vorwiegend während der verkehrsarmen Zeiten auszuführen, hätten sich ausgezahlt. Ausser zu Randzeiten werden kaum Fahrstreifen wegen Bauarbeiten gesperrt.

Die 2016 festgestellte geographische Verschiebung der Stauentwicklung aus dem Grossraum Zürich hin zur Westschweiz hat sich 2017 fortgesetzt. Die Staustunden in der Romandie sind wiederum stark angestiegen, besonders stark auf der Umfahrung Lausanne. Im Grossraum Baregg stagnierte die Stauentwicklung, nachdem 2016 noch ein Rückgang der Staustunden festgestellt wurde.

Gezielte Ausbauten

Um den Verkehr auf den Nationalstrassen flüssig zu halten und die Staustunden zu senken, setzt das Astra einerseits auf gezielte Ausbauten im Rahmen des Strategischen Entwicklungsprogramms (Step Nationalstrassen), andererseits auf eine bessere Nutzung der bestehenden Strassen. Zudem erarbeiten auch die Kantone Projekte zur Verbesserung der Schnittstellen zwischen den Netzebenen, die in die Agglomerationsprogramme einfliessen. Ziel dieser Massnahmen ist es, den Verkehrsfluss zu verbessern und Verfügbarkeit und Berechenbarkeit der Reisezeiten auf den Nationalstrassen zu verbessern.

Im Rahmen von Step treibt das Astra mehr als 30 Projekte zur Engpassbeseitigung voran. Mit dem Realisierungshorizont 2030 will der Bund über 13 Milliarden Franken investieren, bis 2040 gesamthaft über 28 Milliarden. Zu den Step-Projekten gehören unter anderem die Kapazitätserweiterung am Nordring Zürich (Autobahn A1, im Bau), die A1 bei Crissier VD (Ausführungsprojekt) oder der Sechsspurausbau der A1 zwischen Härkingen und Luterbach (Ausführungsprojekt).

Massnahmen auf Kantonsstrassen gefordert

Damit das Nationalstrassennetz seine wichtige Drainagefunktion in den Agglomerationen weiterhin wahrnehmen kann, sind laut Astra nebst Ausbauten und der laufenden Verbesserung des Verkehrsmanagements auch Massnahmen auf dem untergeordneten Strassennetz notwendig. Dies gelte insbesondere im Bereich der Anschlüsse. Nur schlecht und zögerlich abfliessender Verkehr sei mitverantwortlich für zunehmende (Rück-)Staus auf den Nationalstrassen.

Diese Staus wiederum führen laut Astra dazu, dass Verkehrsteilnehmende die Nationalstrassen meiden und vermehrt auf das untergeordnete Strassennetz ausweichen. Das Bundesamt appelliert an die Kantone: «Um dem entgegen zu wirken, sind auch die Kantone gefordert und unter anderem mit den Agglomerationsprogrammen steht das Instrumentarium zur Verfügung.» (mgt/aes)

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