Lawinenwinter 1999 vor 25 Jahren: Schäden von 600 Millionen Franken
In diesen Tagen jährt sich der Lawinenwinter 1999 zum fünfundzwanzigsten Mal. Damals hatten im Frühjahr in der Schweiz Lawinen Schäden in der Höhe von 600 Millionen Franken angerichtet und 17 Tote gefordert. Das schlimmste Unglück ereignete sich in Evolène VS.
Quelle: Marcia Phillips / SLF
Lawinenabgang im Vallée de la Sion am 25. Februar 1999.
Fünf bis acht Meter Neuschnee innerhalb von vier Wochen am Alpennordhang, unterbrochene Strassen und Bahnlinien sowie von der Aussenwelt abgeschnittene Ortschaften, von denen manche keinen Strom mehr hatten. Einheimische und Hunderttausende von Touristen sassen fest. Das war der Lawinenwinter 1999, der sich in diesen Tagen zum 25. Mal jährt.
Allein in der Schweiz gingen damals laut dem WSL-Institut für Schnee-und Lawinenforschung (SLF) rund 1200 Schadenlawinen nieder. Dabei sind insgesamt 28 Personen verschüttet worden und 17 ums Leben gekommen – nicht miteingerechnet Schneesportlerinnen und Schneesportler, von denen 131 verschüttet worden und 19 und ums Leben gekommen sind. Die Sachschäden, welche die ins Tal donnernden Schneemassen angerichtet hatten, beliefen sich auf über 600 Millionen Franken. Die indirekten finanziellen Folgen für die Tourismusbranche liegen laut SLF vermutlich bei über 300 Millionen.
Höchste Lawinenwarnstufe seit Einführung im Jahr 1993
Ursache für die heftige Situation waren niederschlagsreiche Nordweststaulagen, die gleich drei Mal kurz hintereinander aufgetreten sind, und zwar vom 26. bis 29. Januar, vom 5. bis 10. Februar und vom 17. bis 24. Februar. Sie führten zu intensiven Schneefällen. Erstmals seit ihrer Einführung im Jahr 1993 herrschte die höchste Lawinenwarnstufe fünf respektive «sehr gross», sie betraf weite Flächen während mehreren Tagen hintereinander.
Besonders schlimm war Evolène heimgesucht worden: in der Walliser Gemeinde gab es mit zwölf Toten den schweizweit folgenschwersten Lawinengang jenes Winters und den schweizweit drittschwersten des 20. Jahrhunderts. In Evolène war Marcia Phillips vom SLF vor Ort und kartierte damals die Lawinen, nahm Schäden auf und fotografierte diese, wie andere ihrer Kollegen des SLF auch, die damals täglich unterwegs gewesen waren um die Folgen der Lawinen zu dokumentieren und zu begutachten.
Fachleute des SLF blicken zurück auf den Lawinenwinter 1999.
Auch international waren die Experten vom SLF gefragt: Stefan Margreth, heute Leiter der Forschungsgruppe Schutzmassnahmen, und der Geophysiker Paul Föhn flogen im Auftrag des Landesgerichtes Innsbruck ins österreichische Galtür, wo sich das grösste Unglück jenes Extremwinters ereignet hatte: Eine Lawine hatte den Dorfteil Winkl zerstört. 31 Personen starben. Die Schneemassen waren in Bereiche vorgedrungen, die laut der Gefahrenkarten als sicher galten. Die Justizbehörden stellten ihre Verfahren schliesslich 2001 ein.
Gemeindepräsident und Sicherheitschef von Evolène verurteilt
Anders war es im Fall von Evolène gewesen: Das Walliser Kantonsgericht verurteilte den Gemeindepräsidenten und den Sicherheitschef zu bedingten Gefängnisstrafen. Die Urteile wurden erst 2006 rechtskräftig, weil zuletzt das Bundesgericht über den Fall entscheiden musste. Der Beschluss verunsicherte zahlreiche Mitarbeitende der Lawinendienste.
Das
SLF untersuchte eigens, ob tatsächlich Grund zur Sorge besteht und kam
zum Schluss, dass das Urteil die Sorgfaltspflichten nicht verschärft.
«Zudem hat die Schweiz seit dem Lawinenwinter 1998/99 zahlreiche
Massnahmen ergriffen, damit Lawinendienste in einer ähnlichen Situation
die Lage noch besser meistern können», sagt Jürg Schweizer als
Hauptautor der Analyse. (mgt/mai)
- Orginal-Artikel und weitere Links zu entsprechender Literatur: www.wsl.ch
- Internettipp: SRF-Dok über die Lawinenkatastrophe 1999 in Galtür und Evolènevom 25. Januar 2019