09:10 KOMMUNAL

Lärmarme und abgasfreie Mähtechnik: Freie Fahrt für elektrische Grünpfleger

Geschrieben von: Joachim Zeitner (jz)
Teaserbild-Quelle: Agria

Wollen Kommunalprofis extensiv bewirtschaftete Grünflächen emissionsarm halten, können sie elektrische Maschinen verwenden. Einige Maschinen arbeiten sogar schon völlig autonom. Neben Akkumaschinen zum Stossen oder Mitfahren werden auch Mähroboter immer populärer.

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Quelle: Aebi

Mit dem Einachs-Geräteträger «Aebi CC 140e» gelingt die kraftstofflose Wiesenmahd – eine gelungene Lösung für ökologisch ausgerichtete Landwirte und Kommunaldienste.

Beim Pflegen von ökologisch wertvollen Grünflächen bekommt eine sonst eher selten gewordene Maschinengattung neuen Lebensraum – nämlich die Einachs-Geräteträger. Sie können mit allen Spielarten der Rotations-Mähtechnik ausgerüstet werden, aber insbesondere mit Mähbalken machen sie Pluspunkte beim artenschonenden Abmähen extensiv bewirtschafteter Grünflächen. Dort treten die leichten Maschinen behutsam und bodenschonend auf. Und inzwischen sind auch Einachser mit Elektroantrieb verfügbar. Sie machen auf sensiblen Flächen ausserhalb von Ortschaften eine gute Figur, aber auch im kommunalen Bereich – lärmarm und abgasfrei.

Der elektrische Einachs-Geräteträger «Rapid Uri» (4,2 kW) eignet sich für Landschaftspflege oder Gartenbau genauso wie für Hauswartung und Kommunaldienst. Die Maschine ist in Gewicht und Leistung vergleichbar mit dem populären Modell «Rapid Mondo» mit Benzinmotor. Sämtliche Anbaugeräte aus der Mondo-Welt sind auch am «Uri» verwendbar. Statt eines hydrostatischen Fahrantriebs wie beim Schwestermodell sind Fahr- und Zapfwellenantrieb komplett elektrisch, das bedeutet besonders geringe Verlustleistung.

Gespeist werden die Elektromotoren aus Li-Ion-Wechselakkus (2,9 kWh), die abwechselnd genutzt und an einem Schnellladegerät aufgeladen werden. Auf diese Weise gelingt bei moderater Belastung ein unterbrechungsfreies Arbeiten bis zum Feierabend, bei anstrengenden Arbeiten wie Schneefräsen oder Bodenbearbeitung muss allerdings öfter nachgeladen werden. Für die Grünflächenpflege bieten sich unter anderem die Messerbalken, Schlegel- und Sichelmulcher sowie der «Rapid Twister» zum Abräumen von Mähgut an.

Mähen Rapid

Quelle: Rapid

In grüner Mission: der Einachs-Geräteträger «Rapid Uri». Neben dem Kommunalbalken sind auch alle anderen gängigen Grünpflege-Anbaugeräte verfügbar.

Mähen Agria

Quelle: Agria

Mit dem Anbau-Sichelmulcher ist der elektrische Geräteträger «9700e» von Agria fast unterfordert. Das Raupenlaufwerk ist am Steilhang und auf gering belastbarem Boden genau richtig.

Smarte Mähraupen

Mittlerweile sind auch einige andere Hersteller von Einachs-Geräteträgern auf den Elektrozug aufgesprungen, etwa Aebi Schmidt mit seinem Modell «Combicut CC 140e» (bis 8 kW) für landwirtschaftliche Arbeiten in steilen Lagen sowie für Grünflächenpflege, Kehrarbeiten oder Winterdienst. Die Maschine soll dieses Jahr in Serienfertigung gehen. Anders als der «Rapid Uri» kommt der «Combicut» durch einen hydrostatischen Fahrantrieb auf Tempo (der Geräteantrieb erfolgt verlustfrei mechanisch), bietet aber auch lange Betriebszeiten durch vier Wechselakkus.

Der deutsche Hersteller Köppl sowie die Reform-Werke aus Österreich haben ebenfalls akkubetriebene Einachs-Geräteträger zum Stossen, respektive Hinterherschreiten, die mit ihrem leisen und abgasfreien Auftreten nun den sicheren Sprung aus der Berglandwirtschaft auf extensiv bewirtschaftete Grünflächen sowie zurück ins kommunale Umfeld schaffen. Auch der deutsche Hersteller Agria bietet einen elektrischen Geräteträger, das Modell «9700e». Die Maschine fährt aber auf einem Raupenlaufwerk und wird über eine Fernsteuerung manövriert. Ihr niedriger Schwerpunkt und der geringe Bodendruck eignet sich besonders für steiles und schwieriges, gering belastbares Terrain. Mit seinem Dreipunkt-Kraftheber ist der «agria 9700» sehr vielseitig verwendbar.

Auf Rädern unterwegs sind die bekannten ferngesteuerten Spider-Mäher aus Tschechien, von denen das Modell «ecross Liner» vollelektrisch und auf Rädern unterwegs ist. Ebenfalls elektrisch und radgetrieben ist der «Raymo», ein funkferngesteuerter, vollelektrischer oder Plug-in-Hybridmäher und Werkzeugträger, der ebenfalls aus Tschechien stammt. Der Hersteller verspricht einen schnellen und einfachen Umbau vom Rasenmäher zum Balken- oder Hochgrasmäher. Damit erobert der «Raymo» Grünflächen an Strassenrändern und Fluss- oder Seeufern oder Biodiversitäts-Förderflächen.

Seine Vorteile: Er hat keine Betriebsflüssigkeiten, die beim Auslaufen empfindliche Grünflächen verunreinigen könnten, und er ist überaus produktiv – an Hängen, die bisher von fünf Einsatzkräften mit Motorsensen bearbeitet wurden, schafft er dieselbe Arbeit mit nur einer Bedienperson. Besonders clever ist die Möglichkeit, mit wenigen Handgriffen von einem komplett elektrischen Antrieb mit vier bis fünf Stunden Autonomie auf Plug-in-Hybridantrieb zu wechseln. So kann man zum Beispiel in den frühen Morgenstunden ohne grossen Lärm rein elektrisch mähen und den Benzinmotor später am Tag starten, wenn die Lärmvorschriften nicht mehr gelten. Auf diese Weise erhalten Betreiber die gesamte Betriebszeit, die sie benötigen. Ebenfalls per Funkfernsteuerung oder sogar völlig autonom mittels Satellitenortung arbeitet der radgetriebene «Vector WD 2.0» aus den Niederlanden. Er kann auf Golfplätzen oder in Solarparks das Gras kurzhalten. Als typischer Geräteträger eignet sich der «Vector» auch für andere Anwendungen.

Mähen mit Traktor Fendt

Quelle: Fendt

Kräftig zupacken kann der Traktor «Fendt e100V Vario», der gegenwärtig wohl stärkste und schwerste Elektroschlepper, der als Serienprodukt am Markt verfügbar ist.

Mähen Kubota

Quelle: Kubota

Flüsterleise und abgasfrei: der vollelektrische Kompaktschlepper «Kubota LXe-261» bei der Grünflächenpflege mit einem Peruzzo-Mähwerk.

Traktoren und Radlader

Auch elektrische Traktoren und Geräteträger fahren kaum hörbar und völlig abgasfrei zur Grünflächenpflege. Dazu zählt etwa der Kompaktschlepper «Kubota LXe-261» (1070 Kilogramm Eigengewicht). Seine Lithiumbatterie hat eine Kapazität von 25 kWh. Er wird als Versuchsmaschine in diversen europäischen Städten über mehrere Jahre vermietet, um Daten über Einsatzdauer, Zwecke und Ladezyklen sammeln zu können.

Bereits verfügbar ist dagegen ein urschweizerischer Allzweck-Kommunalschlepper mit Elektroantrieb – der «Rigitrac SKE 40 Electric» (2200 Kilogramm). Geringe Arbeitsgeräusche, Betriebs- und Wartungskosten, Ressourcenschonung und eine lange Lebensdauer sprechen laut Hersteller für dieses Fahrzeug mit einer Akkukapazität von 58 kWh. Ebenfalls marktverfügbar ist der deutsche «Fendt e100V Vario» (3500 Kilogramm), ein vollelektrischer Spezialtraktor mit einer Leistung von über 60 PS. Deutlich kleiner, aber ebenfalls marktverfügbar ist der «Farmtrac FG 25» (rund 1000 Kilogramm). Er wird von einem Elektromotor über ein Dreigang-Synchrongetriebe mit zuschaltbarer Allradschaltung und Differenzialsperre angetrieben.

Eine ganze Reihe an kompakten Radladern bietet sich ebenfalls an, mit Mähgeräten auf grösseren Grünflächen zu arbeiten. Die Spanne reicht von den besonders kompakten Multifunktionsladern (Avant, Giant) bis zu den vielseitigen Kompaktradladern (unter anderem JCB, Kramer, Schäffer, Volvo CE, Wacker Neuson, Weidemann). Für diese Maschinen haben Betreiber auch die Chance, bei der Anschaffung die Mehrkosten gegenüber einer Maschine mit Verbrennungsmotor über die Stiftung KLiK (www.klik.ch) und ihr Programm «E-Hoflader» zum grossen Teil ersetzt zu bekommen. Als Bedingung gilt eine Projektgrösse von mindestens einer Tonne an eingespartem CO2 pro Jahr.

Mähen Rigitrac

Quelle: Rigitrac

Made in Switzerland: Ein urschweizerischer Allzweck-Kommunalschlepper ist der «Rigitrac SKE 40 Electric», hier mit einer Mäh- und Sammelkombination.

Mähen Alltrec

Quelle: Alltrec

Heckgelenktes Vielzwecktalent: Der «AllTrec» aus den Niederlanden kann mähen, mulchen, Laub saugen sowie Unkraut bürsten und bekämpfen.

Reine Mäher und Alleskönnner

Seitdem Lithium-Ionen-Akkus eine hohe Energiedichte auf begrenztem Raum und schnelle Ladespiele ermöglichen, werden auch reine Mähmaschinen mit Elektroantrieb professionell einsetzbar. Die Spanne der Modelle reicht von Handmähern und Mulchern bis zu Aufsitzmaschinen. Eine ganze Anzahl elektrischer Mäher und Mulcher zum Stossen sowie zum Mitfahren im Sitzen oder Stehen bieten die Hersteller AS-Motor (Deutschland), Ariens, Kress, Mean Green (USA), Pellenc, Ryobi und Sabo. Mit elektrischen Nullwendekreis-Aufsitzmähern vervollständigen auch die Hersteller Cramer und Ego ihre Programme an hoch belastbaren Akku-Handgeräten für die Grün- und Arealpflege. Auch Kubota hat kürzlich zwei elektrische Zero-Turn-Mäher vorgestellt. Mit herkömmlicher Vorderradlenkung sind einige kleinere Aufsitzmäher von Etesia unterwegs.

Neben diesen reinen Mähmaschinen ragen Alleskönner heraus. Der «All Trec 8015F» (1620/1730 Kilogramm) vom niederländischen Hersteller FPS-Electric etwa erweist sich als ein flexibler Allrounder zur emissionsfreien Pflege von Grünanlagen. Die heckgelenkte Maschine mit optionalem Allradantrieb und Komfortkabine kann mit den passenden Anbaugeräten Rasen mähen, Unkraut bürsten oder thermisch bekämpfen und Laub blasen. Ähnlich vielseitig geben sich die kommunalen Geräteträger von Hako und Holder. Diese Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig – auf der Freilandmesse Oega in Koppigen werden vom 26. bis 28. Juni 2024 bestimmt weitere Maschinen und Fahrzeuge für die lärmarme und abgasfreie Grünflächenpflege zu entdecken sein.

Mähen Pellenc

Quelle: Pellenc

Kleinere Flächen von Gebrauchs- und Zierrasen können auch mit handgestossenen Mähern gemäht werden – etwa mit dem aktuellen «Rasion 2» von Pellenc.

Mähen Raymo48Craft

Quelle: Raymo

Mit einem Mulchmähdeck oder wahlweise einem Mähbalken ist der flunderflache, funkferngesteuerte «Raymo 48 Craft» sicher an der Böschung unterwegs.

Abgasfreie und flüsterleise Mähroboter

Abgasfrei und flüsterleise arbeiten auch die immer populärer werdenden Mähroboter. Unter den geräuscharmen Maschinen und Systemen zur Grünflächenpflege sind Mähroboter besonders interessant, weil sie erstens Mulcher mit geschlossenen Mähwerksgehäusen sind und zweitens kleine Mähwerke haben – das macht sie besonders leise. Auf nicht abgeschlossenen öffentlichen Grünflächen bleibt ihr Einsatz noch problematisch, solange Kollisionen mit Personen oder herumliegenden Gegenständen sowie Vandalismus nicht ausgeschlossen werden können. Aber auf zahlreichen Sportplätzen und in anderen Freizeitanlagen sind Mähroboter bereits im Einsatz. Auch auf den Liegewiesen von Freibädern bietet sich ihr Einsatz an. Gefährlich bleibt dagegen der nächtliche Einsatz überall dort, wo Mähroboter mit den nachtaktiven Igeln in Berührung kommen können (siehe Kasten unten «Entwicklung von Igel-Dummies»).

Einen enormen Schub erhalten Mähroboter mit der Möglichkeit, sie nicht innerhalb eines mit Signaldraht abgesteckten Terrains nach dem Zufallsprinzip mähen zu lassen, sondern sie satellitengesteuert und programmiert über die Fläche fahren zu lassen. Das erhöht die Flächenleistung sowie die Ökobilanz und verbessert das Schnittbild. Diese Möglichkeiten bieten etwa die RTK-GPS-geführten Mähroboter vom belgischen Hersteller Belrobotics. Beim Automower-Pionier Husqvarna sorgen die neuen Modelle der «Ceora»-Baureihe für grossflächig wirksames Mähen auf Sport- und Golfrasen oder in Parkanlagen.

Dank Satellitennavigation mit Epos (Exact Positioning Operating System) von Husqvarna müssen auch keine Signalkabel mehr verlegt werden. Auch andere Hersteller ermöglichen effiziente, zentimetergenaue Mährobotik ohne lästige Begrenzungsdrähte. Völlig autonom arbeitet etwa ein ausgesprochen flach gebauter Geräteträger vom niederländischen Hersteller Vector Maschines, der beispielsweise den Aufwuchs unter aufgeständerten Photovoltaik-Modulen in grossflächigen Solarparks kurzhalten kann. Nicht mehr am Markt vertreten ist das Schweizer Unternehmen Ronovatec mit seinem Grünpflege-Roboter «Rovimo».

Mähen Spider ILD02

Quelle: Spider

Der ferngesteuerte «Spider ILD 02» schafft saubere Verhältnisse am Strassenrand. Der Bediener steht sicher auf ebenem und festem Untergrund.

Planbare Routinen

Alle diese Maschinen – abgesehen von den Mährobotern – sind weitaus kostspieliger als ihre Geschwistermodelle mit Verbrennungsmotoren. Sie werden deswegen noch in sehr geringen Stückzahlen verkauft, insbesondere in kommunale Hände. Basel, Genf und Zürich sind dabei Vorzeigestädte. Aber die elektrischen Maschinen haben das Potenzial, die Grünpflege auf extensiv bewirtschafteten Flächen gründlich zu verändern – und nicht nur dort. Insbesondere an Orten wie Schulen, Spitälern, Hotels, Friedhöfen oder Spielplätzen empfiehlt sich der Einsatz dieser geräuschlosen und abgasfreien Maschinen.

Ein weiterer Vorteil: Die Mähzeiten können flexibel gestaltet und beispielsweise in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden gelegt werden. Aber elektrische Kommunalfahrzeuge und Arbeitsmaschinen sind auch abhängig von einer funktionierenden Ladeinfrastruktur – und je zahlreicher sie angeschafft und eingesetzt werden, desto wichtiger wird diese. Die Lademöglichkeiten sollten daher soweit möglich parallel zur Anschaffung des rollenden Inventars angeschafft und erweitert werden.

Was dem Einsatz sehr förderlich ist, sind wiederkehrende und planbare Routinearbeiten, deren Dauer, Strecken und Nutzungsintensität bekannt sind. Spontane Ereignisse und unplanbare Arbeiten wie unter anderem winterlicher Schneefall und Glättebekämpfung lassen sich natürlich schwieriger mit Elektrofahrzeugen angehen. Aber gerade die immer wiederkehrende Arbeit der Grünflächenpflege kann umwelt- und bürgerfreundlich dargestellt werden, sofern man zunächst den höheren Mehrpreis gegenüber Maschinen und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren akzeptiert.

Über die gesamte Lebensdauer und mit angepasstem Abschreibungsraum kann die elektrische Variante aber sogar günstiger sein. Agrar- und Kommunalbetriebe mit eigenen Solarkraftwerken bekommen mit elektrischen Pflegemaschinen ausserdem die Möglichkeit, ihren Sonnenstrom sinnstiftend selbst zu verwenden. Die Landmaschinen-Hersteller arbeiten zudem auch an Konzepten mit alternativen Kraftstoffen. Kurzfristig bleibt jedoch neben Diesel nur Strom als eine verfügbare Alternative – und Elektroantriebe werden den Verbrennungsmotoren auf absehbare Zeit nicht vollständig den Stecker ziehen.


Igel mit Forscherin Dr. Sophie Lund Rasmussen

Quelle: Troels Pank

Die Forscherin Dr. Sophie Lund Rasmussen von der Universität Oxford entwickelt ein Testverfahren, mit dem Mähroboter auf ihr Gefährdungspotenzial für Igel geprüft werden können.

Entwicklung von Igel-Dummies

Igel-Dummie

Quelle: Sophie Lund Rasmussen

Als zentrales Element des neuartigen Testverfahrens wurde ein Crash-Test-Dummy aus Kunststoff entwickelt. Sein Bauplan soll für den 3D-Druck veröffentlicht werden.

Forscher der Universität Oxford haben ein neues Testverfahren entwickelt, um zu prüfen, wie gefährlich Mähroboter für Igel sind. Sie hoffen, dass ihre Arbeit zu einer Zertifizierung «igelfreundlicher» Modelle führt, die Verbraucher zum Schutz dieser stark gefährdeten Tiere beschaffen und betreiben können. 

Immer mehr Mähroboter arbeiten abgasfrei und nahezu lautlos in privaten Gärten sowie öffentlichen Pärken und auf Sportplätzen – eine bedrohliche Gefahr für die heimischen Igel. Schon vor drei Jahren veröffentlichte ein Oxforder Forscherteam rund um die dänische Wissenschaftlerin Dr. Sophie Lund Rasmussen (bekannt als Dr. Igel) die Ergebnisse eines Experiments zum Gefahrenpotenzial von Mährobotern für die Igel. Mithilfe von toten Tieren untersuchten sie, wie einzelne Robotermodelle verschiedener Hersteller beim Kontakt mit den leblosen Körpern reagierten und welches Verletzungspotenzial sich daraus ergab. Im Ergebnis erwies sich keine der untersuchten Maschinen als völlig harmlos, aber die einzelnen Modelle zeigten doch krasse Unterschiede – die Folgen einer Kollision reichten von harmlosen Stupsern bis zu schweren Verletzungen durch die rotierenden Messer.

Mittlerweile haben Rasmussen und ihre Kollegen ein Testverfahren mit eigens entwickelten Igel-Attrappen erarbeitet. Damit lässt sich ermitteln, ob ein bestimmter Mähroboter imstande ist, eine Kollision mit den Tieren zu vermeiden oder welche Verletzungen er bei einer Kollision verursachen würde. Sophie Rasmussen erklärt: «Unser neues, standardisiertes Testverfahren wird den Schutz von Igeln deutlich verbessern, denn die Hersteller von Mährobotern können vor der Markteinführung neuer Modelle dafür sorgen, dass diese igelfreundlich sind.» 

Die Dummies wurden auf Grundlage der ersten Forschungsarbeit entwickelt, bestehen aus einem weichen Kunststoff und ahmen die Formgebung eines Europäischen Igels nach. Die Forscher versuchen, das Design öffentlich zugänglich für den 3D-Druck zu machen, so dass Hersteller von Mährobotern die Dummies bei der Entwicklung igelfreundlicher Mähroboter verwenden können. Einen Hauptschritt sieht Rasmussen in der Verbesserung der Sensoren, sodass die Tiere erkannt werden und ein Kontakt vermieden wird. Die Entwicklung weiterer Technologien wie etwa Kameraerkennung, so die Forscherin, könne dazu führen, dass Tiere auf dem Rasen erkannt und umfahren werden.

Das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben wird unter anderem von den Herstellern Stihl und Husqvarna unterstützt und finanziert. Dr. Stephan Meyer, R&D-Manager bei Stihl und ein Mitglied des Projektteams, sagt: «Die Forschungsergebnisse werden eine wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung eines Sicherheits-Standards zum Schutz von Igeln bilden.» 

«Die genaue Anzahl der von Mährobotern verletzten oder getöteten Igel können wir schwer beurteilen», räumt Simon Steinemann vom Igelzentrum Zürich ein, das sich für erträgliche Lebensbedingungen der gefährdeten Tiere einsetzt. Aber immer mehr Tiere werden in Igelstationen oder bei Tierärzten mit verschiedenen Arten von Schnittverletzungen eingeliefert – vermutlich der dramatisch zunehmenden Anzahl an Mährobotern im grünen Bereich geschuldet. «In der Zwischenzeit können die Besitzer von Mährobotern vor deren Einsatz ihren Garten nach versteckten Igeln absuchen und die Maschinen nur bei Tageslicht laufen lassen, wenn die nachtaktiven Tiere sich irgendwo verstecken», ergänzt Simon Steinemann, «und beim Kauf sollten Gartenbesitzer beachten, dass Modelle mit feststehenden Messern gefährlicher sind als solche mit beweglichen Messern.» Schon dies kann helfen, die niedlichen und nützlichen Tiere vor Verletzungen durch die immer grösser werdende Zahl an Mährobotern zu schützen. (jz)

Geschrieben von

Freier Mitarbeiter für das Baublatt.

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