Kanton Luzern: Gemeinde-CEO-Modell unter Druck
Rund ein Dutzend von insgesamt 83 Luzerner Gemeinden wendet das CEO-Modell an. In der Praxis gibt es jedoch Probleme: Zuweilen warfen die Gemeindemanager bereits nach wenigen Monaten den Bettel hin.
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Schwieriger Job Gemeinde-CEO: Einige Geschäftsführer von Luzerner Gemeinden künden bereits nach wenigen Monaten (Symbolbild).
Statt gewählten Gemeinderäten haben im Kanton Luzern in manchen Gemeinden professionelle Geschäftsführer die Zügel in der Hand in der Verwaltung: Das CEO-Modell wurde in den vergangenen Jahren bei ein Dutzend der insgesamt 83 Luzerner Gemeinden eingeführt. Die Gemeinderegierung konzentriert sich auf die strategischen Aufgaben, während der Geschäftsführer sich um den Alltagsbetrieb kümmert.
So soll mehr Zeit gewonnen werden, damit der Gemeinderat sich an Sitzungen und während der Arbeit auf die wichtigen Geschäfte konzentriert. Zudem erhofft man sich schnellere Entscheidungsabläufe im Tagesgeschäft und eine professionalisierte Verwaltung.
In der Praxis gibt es jedoch Probleme, berichtet «Zentralplus»: In Rickenbach, Ebikon, Meierskappel und Schüpfheim kam es jüngst zu personellen Wechseln. Zuweilen warfen die Gemeindemanager bereits nach wenigen Monaten den Bettel hin.
Ebikon: Geschäftsführerin und Gemeinderat uneinig
Im Fall der Gemeinde Ebikon seien sich die Geschäftsführerin und der Gemeinderat nicht einig gewesen, wer welche Aufgaben zu erledigen hat und wie die Gemeinde genau geführt werden soll. Kurz nach dem Systemwechsel kündigte die Geschäftsleiterin und ehemalige Gemeindeschreiberin. Über die weiteren Gründe wurde Stillschweigen vereinbart.
Kritisch hat sich jüngst der Grüne Kantonsrat Michael Töngi auf Facebook zum Thema geäussert. «Gibt es eigentlich eine Gemeinde, wo dieses CEO-Modell tatsächlich funktioniert?», kommentierte er den Rücktritt einer Urner Gemeindeschreiberin.
Die Trennung in strategische und operative Aufgaben klinge in der Theorie vernünftig, aber oft führten gerade auch kleinere oder operative Fragen zu heissen politischen Diskussionen, sagt Töngi gegenüber «Zentralplus». Die Unterscheidung lasse sich so nicht durchziehen, so der Parlamentarier.
«Für Entscheide müssen am Schluss doch Gemeinderäte hinstehen, sie sind politisch verantwortlich und von der Bevölkerung gewählt.» Töngi stellt in Frage, ob die Gemeinderäte ihre Entscheidungen gut begründen und vorher begleiten können mit ihren kleinen Pensen, die sie im CEO-Modell innehaben.
Zusätzlich müssten die Gemeinderäte ihre Kommune nach aussen vertreten, beispielsweise im Rahmen von regionalen Verbänden, was ebenfalls Zeit braucht. Töngi kritisiert ausserdem den starken Einfluss des Geschäftsführers: «Ich finde die Machtballung nicht ideal, sie bedeutet eine weitere Verlagerung weg von der Politik hin zur Verwaltung.»
Ruswil: Geschäftsführer tritt nach fünf Jahren zurück
Funktioniert hat das System bisher in Ruswil. In der Gemeinde blieb der erste Geschäftsführer über fünf Jahre am Stück – nun tritt er auf März 2018 zurück. Heute habe Ruswil eine einheitlichere Personalführung und Kultur innerhalb der Verwaltung.
Die Unterscheidung zwischen der operativen Führung durch den CEO und der strategischen Führung durch den Gemeinderat gestalte sich zwar nicht immer «trennscharf» und der Austausch zwischen den beiden Führungsebenen sei ein stetiger Prozess, sagt Gemeindepräsident und CVP-Nationalrat Leo Müller gegenüber «Zentralplus». (aes mit Material von «Zentralplus»)