Japan: Drive-in für Trauerandachten
Im rapide alternden Japan soll es auch betagten oder körperlich behinderten Trauernden nicht an Komfort mangeln. Deshalb bietet ein Unternehmen nun die Teilnahme an Beerdigungen vom Auto aus an – ein Drive-in fernab von Burger und Pommes.
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Beerdigungen, wie wir sie kennen, könnten bald der Vergangenheit angehören: Japan zeigt, dass es auch anders geht, etwa mit Roboter-Mönchen oder Drive-in-Beerdigungen.
Ein japanisches Unternehmen bietet nach eigenen Angaben als erste Firma einen Beerdigungs-Drive-in an. Damit soll die problemlose Teilnahme an einer Trauerfeier für einen Verstorbenen ermöglicht werden. Allein den Fensterheber müssen die Fahrzeuginsassen bedienen, um dem Toten noch einmal nahe zu sein.
Rituelle Handlungen über das Tablet
Der Trauernde registriert sich dazu auf einem Touchscreen-Tabletcomputer und kann anschliessend, gewissermassen im Stop-and-go-Modus, rituelle Handlungen wie das Abbrennen einer Räucherkerze vollziehen. Dabei wird er von einer Kamera gefilmt, welche die Ehrerbietung in die Räume übermittelt, in denen die Trauergemeinde Abschied nimmt.
Das Ganze dauere nur wenige Minuten, verspricht das Unternehmen, wohingegen ein Rollstuhlfahrer normalerweise mindestens eine Viertelstunde brauche, um bei einer traditionellen Zeremonie an einem Altar des Toten zu gedenken.
Hilfsbedürftige müssen nicht mehr um Hilfe bitten
«Ältere Menschen könnten zögern, an einer Trauerfeier teilzunehmen, weil sie vielleicht um Hilfe bitten müssten, um aus dem Auto zu steigen», sagte Firmenchef Masao Ogiwara. Es sollten aber doch so viele Menschen wie möglich an Begräbnissen teilnehmen können.
Japan altert
Die japanische Bevölkerung altert zusehends, mehr als ein Viertel der 127 Millionen Japaner ist bereits über 65 Jahre alt (siehe Box «Der Club der Hundertjährigen»). Prognosen gehen davon aus, dass der Anteil bis zum Jahr 2050 auf knapp 38 Prozent steigen wird.
Miet- oder lieber Roboter-Mönch? Das ist hier die Frage.
Bestattungen sind mit umgerechnet 13,4 Milliarden Euro Umsatz ein lukrativer Geschäftszweig in Japan. Zu den vielfältigen Angeboten zählen inzwischen auch Mietmönche, die online für eine Beerdigung gebucht werden können. Und ein Unternehmen bietet sogar den Roboter-Mönch «Pepper» an.
Virtuell ans Grab
Wer sich teure Trauerzeremonien nicht leisten kann, kann die Asche des Verstorbenen auch per Post zu einer Bestattungseinrichtung schicken. Grabbesuche sind zudem virtuell am Computerbildschirm möglich. (sda/nsi)
Der Club der Hundertjährigen
Japans «Club der Hundertjährigen» feiert einen neuen Mitgliederrekord: Insgesamt 67 824 Menschen im Alter von 100 oder mehr Jahren zählt die drittgrösste Wirtschaftsnation der Welt inzwischen. Das seien 2132 mehr als ein Jahr zuvor, wie das Gesundheitsministerium in Tokio bekannt gab. Seit nunmehr 47 Jahren steigt die Zahl jedes Jahr auf eine neue Rekordmarke. Zur Langlebigkeit der Japaner könnten die gesunde traditionelle Küche, Fortschritte in der Medizin und das gestiegene Gesundheitsbewusstsein beitragen. Inzwischen hat die Bevölkerung des Inselreiches allerdings angesichts der niedrigen Geburtenrate real zu schrumpfen begonnen.
Als Japans Gesundheitsministerium 1963 mit der Statistik begann, zählte es gerade einmal 153 Hundertjährige. 25 Jahre später waren es dann schon mehr als 10 000. Nach der jüngsten Erhebung sind rund 88 Prozent aller Hundertjährigen weiblich. In Japan leben die Menschen mit am längsten. Bei Frauen beträgt die Lebenserwartung rund 87 Jahre, bei Männern rund 81 Jahre. (sda)