Neues Leben für das Bieler Kongresshaus
Noch vor der mittelfristig anstehenden Sanierung soll eine
Bieler Gruppierung das ikonische Kongresshaus der Stadt während der nächsten drei Jahre
wiederbeleben. Durch das Pilotprojekt Fullviel werde die Vision des offenen
Stadthauses erprobt, teilt die Stadt Biel mit.

Quelle: Sacha Danesi
Für Kongresse, wie hier im Bild den Holzbautag Biel Anfang Mai 2022, ist das Kongresshaus der Stadt bald 60 Jahre nach seiner Fertigstellung noch immer beliebt. Nun soll in den weniger genutzten Bereichen des ikonischen Baus wieder mehr Leben einkehren.
Es galt einst als Symbol für die aufblühende Uhrenstadt und ist noch heute unbestrittenermassen das Wahrzeichen Biels: das Kongresshaus. Der bekannte Stadtwanderer Benedikt Loderer nennt den 1966 nach den Plänen Max Schlups errichteten Bau gar die «Kathedrale» Biels. Von 1998 bis 2002 bereits renoviert, muss das Kongresshaus gemäss einer Medienmitteilung der Stadt mittelfristig umfassend saniert werden. Der Gemeinderat nahm die anstehenden Arbeiten am Gebäude mit dem ikonischen Beton-Hängedach zum Anlass, sich mit der zukünftigen Ausrichtung des Kongresshauses auseinanderzusetzen. 2023 veranlasste die Stadtregierung eine Reihe von Workshops. Darin machten sich lokale Institutionen sowie externe Expertinnen und Experten Gedanken zur heutigen Bedeutung des Kongresshauses und debattierten über Visionen für seine Zukunft.
Das Kongresshaus werde als starkes Symbol wahrgenommen, jedoch auch als oft privat besetzter Ort, welcher der Bevölkerung nur noch wenig biete, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Die ursprüngliche Idee des offenen Stadthauses für Vereine und Publikumsanlässe habe im Wandel der Zeit an Bedeutung verloren. Namentlich das Foyer sei wieder zu aktivieren und niederschwellig zu gestalten. Überdies solle mit einer überraschenden, national strahlenden Programmierung eine starke Identität und ein hoher Bekanntheitsgrad geschaffen werden. So gelte es auch, das bestehende kulturelle Angebot noch auszubauen und den Ruf des Kongresshauses als exzellenter Veranstaltungsort weiter zu etablieren. Das neue Nutzungskonzept könne jedoch wegen der speziellen Disposition des Gebäudes nicht am Schreibtisch entwickelt werden. Deshalb sollten aus einer experimentellen Zwischennutzung Erkenntnisse gewonnen werden. Diese wiederum sollen als Basis für ein konkreteres Raumprogramm für die Sanierung dienen.
Architekten in der Projektgruppe dabei
Mit der vorgesehenen Pilotnutzung soll die Vision des offenen Stadthauses erprobt werden. Die aktuellen Angebote, wie die grossen Kongress- und Konzertveranstaltungen, sowie die Sportangebote mitsamt dem Hallenbad gelten als unbestritten. Vielmehr geht es laut der Medienmitteilung darum, die heute räumlich und zeitlich ungenutzten Bereiche zu bespielen und die Begegnungsorte wie Foyer, Galerie, Gastbereich des Restaurants oder Vorplatz und Garten einem breiteren Publikum zu öffnen.

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_F67-11633 / CC BY-SA 4.0
Bekannt für sein markantes Beton-Hängedach: das Kongresshaus in Biel in einer historischen Aufnahme aus dem Jahr 1967.
Nach einer öffentlichen Ausschreibung fiel die Wahl auf das Projekt Fullviel. Ausgearbeitet und eingereicht hat dieses ein Team mehrheitlich in Biel engagierter Leute aus dem Startup-Bereich, aus Marketing, Fundraising, Kommunikation, Architektur und Grafik. Das vorerst dreijährige Programm wird in Partnerschaft mit existierenden, eingespielten, lokalen, aber auch gemeinsam mit auswärtigen Institutionen organisiert. Die Programmierung richtet sich mit einer breiten Palette an Angeboten an möglichst viele Bevölkerungsgruppen, unabhängig von Alter, Herkunft, Mentalität oder sozialem Status. Diese Offenheit und Vielfältigkeit solle das Kongresshaus wieder zu einem Ort der Begegnungen machen. Das Projekt startet Anfang 2025 mit verschiedenen thematischen Gebäudeführungen. Die offizielle Eröffnung erfolgt im Mai mit einem mehrtägigen Festprogramm.
Für die Arbeiten im Hinblick auf eine Neuausrichtung und Erweiterung des Angebots im Kongresshaus und für die Finanzierung der dreijährigen Pilotnutzung beantragt der Gemeinderat einen Verpflichtungskredit von insgesamt 595 000 Franken. (mgt/pew)