Im Schlachthof von Zürich wird bald nicht mehr geschlachtet
Ab 2030 wird der Schlachtbetrieb im Schlachthof Zürich eingestellt. Das Areal mit den denkmalgeschützten Ziegelbauten im Quartier Aussersihl soll weiter entwickelt und weiterhin vorrangig dem Gewerbe zur Verfügung gestellt werden. - Ein Blick zurück auf den Schlachthof im Wandel der Jahrhunderte.
Einst stand er an zentralster Lage: Der Schlachthof von Zürich war 1420 direkt hinter dem Rathaus an der Limmat errichtet worden, inklusive einer Metzgerei und einer Markthalle für den Fleischverkauf. Einer der Hauptgründe für den Standort dürfte die direkte Nachbarschaft zur Limmat gewesen sein, Wasser braucht es zum Reinigen. Doch im 19. Jahrhundert mussten die Metzger zügeln: Die Emissionen des Schlachthofs störten zunehmend. Deshalb baute man 1966 an der Walche einen neuen, zwar ebenfalls an der Limmat aber weiter stadtauswärts gelegen.
Von der Fleischhalle zum Café
Der alte Schlachthof wurde abgebrochen und mit einer Fleischverkaufshalle ersetzt. Sie war für private Metzgereien vorgesehen, denen es wegen der Hygiene nicht erlaubt war, das Fleisch im eigenen Laden zu verkaufen. Allerdings war dieses Verbot noch im Eröffnungsjahr der Fleischhalle aufgehoben worden. Und so wurde sie im Laufe der Jahrzehnte von immer weniger Metzgereien genutzt. 1950 waren es gerade Mal noch sechs. Schliesslich wurde das Gebäude rückgebaut, heute befindet sich hier das Rathaus-Café aus der Feder von Tilla Theus und eine Terrasse.
Der neue Schlachthof war einiges früher als die elegante Fleischhalle rückgebaut worden: Nachdem 1893 elf Vorortsgemeinden mit der Stadt Zürich fusioniert hatten, mussten auch sie aus Gründen der Sauberkeit im städtischen Schlachthof schlachten. Damit brauchte es nicht nur eine grössere Anlage, auch eine bessere Anbindung an die Bahn war nötig geworden. Zudem sollte rationeller gearbeitet werden können. Darum erwarb die Stadt im Quartier Aussersihl Land und liess dort zwischen 1905 und 1909 einen neuer Schlachthof mit eigenen Gleisen errichten.
Platz für Gewerbe auf dem Schlachthofareal
Quelle: Roland ZH, eigenes Werk, CC BY SA 3.0
Die Backsteinbauten des Areals stehen unter Denkmalschutz.
Auch wenn das Areal mit den denkmalgeschützten Backsteinbauten zum Teil längst andere Zwecke erfüllt, wird hier bis heute geschlachtet. Allerdings nicht mehr lange. Denn im 2029 laufen die Mietverträge mit den Hauptnutzern aus, darunter auch die Schlachtbetrieb Zürich AG. Vor diesem Hintergrund hat die Stadt eine Nutzungsstrategie ab dem Jahr 2030 erarbeitet, zusammen mit verschiedensten Akteuren. Darauf aufbauend entschied man, die Verträge mit den drei Hauptmietern nicht langfristig zu verlängern. Damit wird der Schlachtbetrieb ab 2030 eingestellt. Allerdings soll der Ort auch weiterhin in erster Linie dem Gewerbe zur Verfügung stehen.
Dieser Entscheid des Stadtrats erlaube mehr Optionen für eine schrittweise Entwicklung, in der sich das Areal gegenüber dem Quartier weiter öffnen und auch grosszügige Frei- und Grünräume entstehen könnten, heisst es in der Medienmitteilung des Stadtzürcher Präsidialdepartementes. Gleichzeitig soll aber „die besondere architektonische und städtebauliche Identität des Schlachthof-Areals“ erhalten bleiben.
Damit geht die Arealentwicklung nun in eine nächste Phase. Eine Testplanung inklusive einer öffentlichen Mitwirkung soll vorbereitet und durchgeführt werden. (mai)
Weiterführende Links:
- Informationen der Stadt Zürich zur Nutzungstrategie Schlachthof-Areal auf www.stadt-zuerich.ch
- Recherche des Monats zum Thema Schlachthöfe in Zürich auf www.nationalbibliothek.ch