14:39 KOMMUNAL

Hanfblatt gewinnt Flaggen-Wettbewerb

Teaserbild-Quelle: Zosma (CC BY-SA 3.0) (Bild), Gemeinde Kanepi (Wappen)

Gibt es ein neues Kiffer-Mekka im Südosten Estlands? Dort überliess eine Gemeinde das Design des neuen Wappens der Bevölkerung. Was dabei herausgekommen ist, könnte von Cannabis-Freunden als deutliche Einladung verstanden werden. Doch für eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes braucht es ein bisschen mehr als einen Design-Wettbewerb.

Kanepi: Gemeinde in Estland wählt Hanf-Flagge

Quelle: Zosma (CC BY-SA 3.0) (Bild), Gemeinde Kanepi (Wappen)

In der beschaulichen Gemeinde Kanepi hat sich die Bevölkerung mehr als deutlich für ein Cannabis-Motiv auf ihrer neuen Flagge entschieden.

Partizipation scheint das neue Zauber­wort zu sein. Doch wer die Bevölke­rung einbezieht, muss auch mit den Kon­sequenzen leben. Eine frisch fusionierte Gemeinde im Süden von Estland hat das zu spüren bekommen, als sie sich auf die Suche nach einer neuen Flagge und ei­nem Wappen machte.

Wo kommen all die Stimmenden her?

Nach der Einge­meindung zweier Ortschaften in die Ge­meinde Kanepi wurde vergangenen Winter ein Design-Wettbewerb zur demokratischen Bestimmung des neuen Hoheitszeichens veranstaltet. 23 Entwür­fe wurden eingereicht, sieben schafften es in die engere Auswahl des entspre­chenden Komitees – darunter auch das Motiv eines Hanfblattes.

Ausnahmsweise konnte sich bei die­ser Abstimmung niemand über eine tie­fe Stimmbeteiligung beklagen. Über 15 000 Personen haben gemäss dem Bürgermeister Andrus Seeme an der Online-Umfrage teilgenommen, wie das estnische Newsportal «Eesti Rahvusring­hääling» («ERR») berichtete. Bei einer Be­völkerung von etwa 5000 Einwohnern eine ziemlich erstaunliche Zahl. Wer da wohl sonst noch im Internet seine Inte­ressen einbringen wollte?

Heraldikabteilung hat nichts dagegen

Und wer hätte es gedacht: Das Marihu­ana-Motiv gewann gemäss «ERR» haus­hoch mit rund 80 Prozent aller Stim­men. Das Hanfblatt als neues Wappen musste zwar erst noch von der Heraldikabteilung des «Government Offices» abgesegnet werden, doch der klaren Meinung der Bevölkerung wurde nicht widersprochen: Gert Uiboaed von der Heraldikabteilung betonte, dass man die Entscheidung respektiere, wenn eine Gemeinde ein Hanfblatt als Wap­pen wünsche.

Kein Kiffer-Paradies

Die Idee des Cannabis-Wappens kommt im Fall der Gemeinde Kanepi auch nicht von ungefähr: «Kanep» ist estnisch für Hanf. Ein Kifferdorf ist Kanepi aber nicht – zumindest nicht offiziell: Der Can­nabiskonsum bleibt weiterhin illegal. Der Name habe seinen Ursprung in der ehemaligen Hanftextilherstellung, wie eine Kanepierin – oder vielleicht Ka­nepin? – gegenüber dem «Blick» erklär­te.

Ob die 12 000 Befürworter mit ihrer Stimme tatsächlich nur die Geschichte von Kanepi würdigen wollten? In den Social Media wurde die Motivwahl je­denfalls sehr positiv aufgenommen.

Hanf in der Heraldik

Ungewöhnlich ist die Sache aber eigent­lich nicht. Denn das Hanfblatt wurde in der Vergangenheit immer wieder als he­raldisches Symbol verwendet, so auch in der Schweiz. Die Gemeinde Wangen-Brüt­tisellen ZH beispielsweise hat heute noch ganze sechs Hanfblätter auf dem Wap­pen. Es ist ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der noch viele Hanfbauern in der Re­gion ansässig waren.

Auch die Flagge der Aargauer Gemeinde Hägglingen hat ei­nen Bezug zur Hanfpflanze. Sie zeigt eine sogenannte Hechel, ein kammartiges Ge­rät zur Verarbeitung von Hanf.

Wappen sind also kein guter Indikator dafür, ob der Cannabis-Konsum in einem Ort erlaubt ist. Mit einer kiffer­freundlichen Politik haben sie jedenfalls nichts zu tun – im Fall von Kanepi aber möglicherweise mit der Grundhaltung der Bevölkerung.

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