Giessen mit Kommunal-Geräteträgern: Wasser marsch im Stadtgrün
Bereits mit simpler Fahrzeug- und Giesstechnik kann man in Grünanlagen giessen, wässern und beregnen. Richtig wirtschaftlich machen es aber erst die richtige Fahrzeugtechnik und moderne Systeme, die lange Streckenfahrten und grossflächige Einsätze ermöglichen.
Quelle: Aebi Schmidt
Der kompakte, knickgelenkte Geräteträger «Flexigo 150» von Aebi Schmidt, hier mit einem Giessarm vom deutschen Hersteller Fiedler.
Viele Gemeindeschaffende erinnern sich noch
deutlich an den Sommer 2022, als viele Regionen Europas und die Schweiz von
der schlimmsten Dürre seit Hunderten von Jahren heimgesucht wurde. Nach den
Regenfällen der vergangenen Monate haben sich damals nahezu ausgetrocknete Seen
und Flüsse wieder gefüllt. Doch weiter droht die Gefahr einer neuen Dürre – und
die Schweiz verfügt zwar über grosse Wasservorräte, aber niemand hierzulande
weiss zuverlässig, wann und wo das Wasser trotzdem knapp werden könnte. Immerhin
wird gegenwärtig vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) und Meteo Schweiz ein
Warnsystem für Trockenheit aufgebaut, das flächendeckende Informationen zum
aktuellen Stand sowie Vorhersagen zur Trockenheit liefern soll.
Die Lancierung ist für Anfang 2025
vorgesehen – zunächst als ein erstes Basissystem, das danach gemäss den
Nutzerbedürfnissen laufend ausgebaut werden soll. Es wird ein spezifisches
web-basiertes Trockenheits-Informationsportal geben (www.trockenheit.admin.ch),
wo relevante Informationen zur aktuellen Lage, aber auch Vergleiche mit anderen
Jahren oder längeren Zeitperioden pro Region zugänglich sein werden. Erfasst
werden zentrale Grössen wie Niederschlag, Abfluss / Seepegel, Schnee,
Grundwasser, Vegetationszustand und Bodenfeuchte. Auch wird es, wenn es die
Lage erfordert, ein detailliertes Trockenheits-Bulletin geben. Zusätzlich wird
es offizielle «Frühwarnungen» geben, welche dann auch auf naturgefahren.ch
sowie auf der Meteoschweiz App und Webseite publiziert werden.
Schon jetzt stellen die aussergewöhnlich
trockenen Sommer die Kommunen vor besondere Herausforderungen, was den Erhalt
der Pflanzenwelt betrifft – und was ein gesundes Klima in den hoch verdichteten
Städten und Gemeinden betrifft. Gleichzeitig können Grünflächen und Gewässer,
die sogenannten blaugrünen Infrastrukturen, in Kommunen dabei helfen, mit
Wasser besser zu haushalten und die Strassen und Plätze zu kühlen. Das
Trockenheits-Frühwarnsystem kann den Kommunen dabei helfen, ihre blau-grüne
Infrastruktur frühzeitig auf solche drohenden Trockenperioden
einzustellen.
Quelle: Eco Technologies
Eco Technologies rüstet Kommunal-Geräteträger sowie Kompakt- und Schmalspurtraktoren mit präzise steuerbaren Giessanlagen aus.
Aber das hierfür erforderliche Wasser muss
auch zu den Pflanzen gelangen, um seine vitale Wirkung zu entfalten. Fahrzeug-
und Aufbautechnik zum Giessen und Bewässern kann dabei helfen. Viele
Grünpflegeprofis giessen indessen heute noch Bepflanzungen, Strassenbäume und
Blumenkübel im städtischen Raum nach klassischer Manier von Hand. Die hierfür
notwendige Grundausrüstung ist preisgünstig verfügbar, schnell beisammen und
passt auf nahezu jeden üblichen Pritschenwagen: ein ausreichend grosser
Wasserbehälter mit elektrisch betriebener Wasserpumpe, eine Haspel mit
Schlauch und Pistole – das Ganze gibt es schon fix und fertig auf praktischen
Wechselrahmen montiert –, und schon können sie Frischwasser aufnehmen und
losfahren.
Passende Giesssysteme – üblicherweise
verwendet man Niederdrucksysteme – bekommt man für kleine Transporter oder
leichte und mittelgrosse LKWs. An die Grundfahrzeuge werden ausser genügend
Platz und Zuladung hinten auf der Ladefläche keine allzu grossen Ansprüche
gestellt. Sie müssen noch nicht einmal eigene Bordhydraulik haben. Viele
Giesssysteme werden nämlich einfach an den Fahrzeug-Bordstrom angeschlossen
oder können mit eigenen Benzinmotoren sogar völlig unabhängig vom
Trägerfahrzeug betrieben werden. Mit einem beliebigen Transporter plus Zubehör
kann also ein Zweierteam effektiv die Pflanzen und Grünanlagen in seinem Revier
bewässern. Oftmals erledigen die Giesstrupps dies noch in klassischer
Arbeitsteilung: Einer von ihnen sitzt im Trägerfahrzeug und raucht, der andere
läuft nebenher und giesst.
Viele moderne Giesssysteme sind jedoch
deutlich bequemer, wirtschaftlicher und vielseitiger verwendbar. Oftmals muss
überhaupt kein Begleitmann mehr mitkommen. Das Wasser wird vielmehr über einen
Giessarm an der Fahrzeugfront verteilt. Der Fahrer steuert ihn allein von der
Kabine aus. Solche Systeme sind in elektrischer und hydraulischer Ausführung
verfügbar und natürlich etwas kostspieliger als die einfache Lösung mit
Wasserbehälter und Pumpe, Schlauch und Sprühpistole.
Aber sie machen sich schnell bezahlt, denn sie sparen Arbeitszeit und Personalkosten – genau genommen wird die zweite Einsatzkraft vollständig ersetzt – und machen das Giessen nebenbei auch sicherer. Beim Stop-and-go-Giessen von Bäumen und Blumenkübeln etwa muss der Fahrer nicht jedes Mal aussteigen und den gefährlichen Verkehrsraum betreten. Bei kontinuierlichen Giessfahrten wiederum kann er gleichzeitig fahren und lenken, den Giessarm bewegen und auch noch die abgegebene Wassermenge regulieren. Giesssysteme mit proportional gesteuertem Giessarm erlauben dabei sehr feinfühlige Bewegungen.
Giessen und Reinigen
Für reine Giessaufgaben genügen
Niederdrucksysteme, die mit Betriebsdrücken von etwa sechs bar arbeiten.
Einzelne Systeme erzeugen aber auch einen höheren Betriebsüberdruck. So lässt
sich das Verhältnis aus Wasserdruck und Durchflussmenge genau dem Einsatzzweck
anpassen. Neben dem Giessen von Bäumen und Bepflanzungen sind damit auch
leichte Reinigungsarbeiten möglich. Zum Giessen wählt man einen niedrigen Druck
und eine hohe Durchflussmenge, zum Waschen ein umgekehrtes Verhältnis. So
können beispielsweise leicht verschmutzte Parkbänke, Wartehäuschen und anderes
Stadtmobiliar gesäubert werden.
Hartnäckigen Schmutz entfernen jedoch nur
die harten Wasserstrahlen aus Hochdrucksystemen. Nur deren Pumpen bringen den
notwendigen Betriebsüberdruck von 180 bar und mehr. Aber die meisten
Hochdruckpumpen liefern wiederum keine grossen Wassermengen. Giessen und
Waschen gelingt also mit derselben Pumpentechnik, Giessen und Hochdruckreinigen
oder Schwemmen jedoch meistens nicht. Eine praktikable Lösung des Dilemmas sind
Kombisysteme mit zwei Pumpen, einer Hochdruck- und einer Niederdruckpumpe für
die jeweilige Anwendung.
Technik und Angebot
Einige Hersteller von Anbaugeräten liefern komplette Ausrüstungen zum Giessen und Wässern, Schwemmen und Hochdruckreinigen sowie mit Wasserbehältern von rund 1000 bis 10'000 Litern Fassungsvermögen. Ihre Giesssysteme können teilweise auch für andere Anwendungen verwendet werden. Zu den häufig genannten Marken gehören Eco Technologies aus Österreich sowie Fiedler und Reinex aus Deutschland, aber auch die deutschen Hersteller Bertsche, Hummel und Kugelmann.
Die Hersteller und die schweizerischen
Vertriebspartner von Kommunal-Geräteträgern – darunter Aebi Schmidt, Boschung,
Daimler (Unimog), Hako (Citymaster, Multicar), Hansa Maschinenbau, Holder,
Jungo, Kärcher, Ladog, Reform (Boki, Muli) und Victor Meili arbeiten teilweise
in enger Kooperation mit diesen Lieferanten von Hochdruck- oder
Niederdrucksystemen zusammen. Aber sie bieten deren Zusatzausrüstungen nicht
exklusiv an, sondern lassen auch die Mitbewerber zu und führen teilweise deren
Systeme in ihren Preislisten, um einen Kostenvergleich zu ermöglichen. Betreiber
von Fahrzeugflotten können also eine Aufbaumarke nach Wunsch bestellen und
richten sich dabei insbesondere nach der bereits im Betrieb vorhandenen
Fahrzeug- und Aufbautechnik.
Quelle: Reform
Der Kommunal-Geräteträger «Boki H140» von den Reform-Werken mit einer Kombi-Anlage von Reinex – hier mit dem beweglichen Frontanbau-Giessarm.
Geräteträger auslasten
Warum aber sollte man sich mit Giess- und
Reinigungstechnik für die relativ kostspieligen Kommunal-Geräteträger befassen?
Ganz einfach, weil diese Fahrzeuge vielfach ohnehin im Fuhrpark vorhanden sind,
um im Winter die Räum- und Streuroutinen zu fahren. Zudem gehören die Fahrzeuge
der meisten genannten Hersteller zu den sogenannten Schmalspur-Geräteträgern,
die – vielfach mit Vorder- und Hinterradlenkung sowie mit Hundeganglenkung –
sich wendig auf den engen Strassen in vielen Städten und Gemeinden bewegen und
beim Giesseinsatz sehr nahe ans Objekt herankommen.
Verglichen mit ihrer kompakten Bauweise bieten sie zudem beträchtliche Nutzlasten zum Befördern grosser Wassermengen – und gleichzeitig eine hohe Stabilität und Resistenz gegen Aufschaukeln bei Schnellfahrt und seitliches Kippen bei Lenkmanövern. Die Bordhydraulik ermöglicht den Betrieb leistungsfähiger Hochdruck- und Niederdruckpumpen für alle erdenklichen Anwendungen von Wasser im Stadtgebiet. Zudem geht es immer darum, für die – in den meisten Monaten des Jahres nicht mit Winterdienst beschäftigten – Geräteträger einen Zusatznutzen zu generieren. Im Sommerbetrieb bietet sich hier der Wechseleinsatz in der Grünflächenpflege und eben beim Giessen und Bewässern von Stadtgrün mit Niederdruck-Systemen an, genauso wie bei der Strassen- und Objektreinigung mit Hochdruck-Systemen und Schwemmbalken oder Hochdrucklanze.
Quelle: Reform
Einen leistungsfähigen Langstreckenläufer bieten die Reform-Werke mit dem «Muli T10X HybridShift», hier bei einem Einsatz mit dem Schwemmbalken.