14:49 KOMMUNAL

Gesundheitsrisiko Lüftungsanlage

Teaserbild-Quelle: zvg

Raumlufttechnische (RLT) Anlagen versorgen nicht nur die Räume mit Aussenluft, sondern konditionieren und filtern diese auch. Das Wohlbefinden der Menschen in den Innenräumen hängt deshalb auch massgeblich davon ab, wie gut die RLT-Anlagen funktionieren.

Im Forschungsprojekt der Hochschule Luzern wurden 100 Lüftungsanlagen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweise unter die Lupe genommen, zum Beispiel in Wohnhäusern, Industriebauten oder Restaurants.

94 Prozent erfüllen Richtlinien

Das Forschungsprojekt ergab, dass weniger das Alter einer Anlage, sondern vielmehr die Planung und Errichtung sowie die regelmässige und sorgfältige Instandhaltung für die Hygiene in den Räumlichkeiten entscheidend sind.

Die schweizerischen Hygienerichtlinien für RLTAnlagen (SWKI-Richtlinien VA104-01 und -02) bestehen seit 2004 und definieren als Schutzziel, dass die Qualität der den Räumen zugeführten Luft zumindest jener der Aussenluft entsprechen muss – die Lüftungsanlage also zu keiner Verschlechterung führen darf. Dieses Ziel erfüllen 94 Prozent der untersuchten Anlagen, bei den restlichen sechs ist die Konzentration der Keime in der Luft aber so tief, dass für Menschen keine Gefahr besteht.

Schlechte Zugänglichkeit gleich schlechte Hygiene

Zu denken geben dürfte aber der Befund, dass 19 Prozent der für die Hygiene relevanten Komponenten gar nicht zugänglich sind und somit weder überprüft noch gereinigt werden können. «Schlecht zugängliche Komponenten stellen ein Hygiene-Risiko dar», konstatiert Projektleiter Benoît Sicre von der Hochschule Luzern.

Zudem beanstandeten die Experten bei rund einem Drittel der Anlagen mehr als die Hälfte der Komponenten wegen hygienischen Mängeln. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Verschmutzung oder Korrosion und um konstruktive Mängel. In 19 Prozent der Anlagen wird der Zustand von mehr als der Hälfte der analysierten Oberflächen als mikrobiologisch unzureichend beurteilt. «Die zum Teil bedenklichen Keimkonzentrationen an den Oberflächen sind häufig auf die suboptimale Ausrüstung der Lüftungsanlagen zurückzuführen», sagt Sicre.

So werde mehr als die Hälfte aller Anlagen mit Filtern betrieben, die nicht richtlinienkonform sind. Dies kann zu einer Verschmutzung der Anlage führen und unter Umständen zu einer Verschlechterung der Qualität der zugeführten Luft.

Schutzziel strenger definieren

In Anbetracht der Resultate hat sich das Forschungsteam auch die Frage gestellt, ob das Schutzziel in den schweizerischen Hygienerichtlinien für RLT-Anlagen – die Qualität der zugeführten Luft darf nicht schlechter als die Aussenluft sein – nicht strenger definiert werden muss. «Wenn sich die Aussenluftansaugung entlang einer viel befahrenen Strasse oder neben Bäumen befindet, die Pollen abgeben, muss eine RLT-Anlage eigentlich so effizient arbeiten, dass der Staub fast vollumfänglich draussen bleibt», erklärt er.

Auch bei den Untersuchungstechniken wurden Vorschläge von den Experten erarbeitet: Insbesondere bei der Entnahme von Proben auf den Oberflächen soll neben den bisherigen Verfahren auch dasjenige mit dem Tupfer zugelassen werden, damit man auch in die engsten Stellen der Anlage gelangen kann. (mgt/mrm)

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