Gesundheitsförderung: Stadtentwicklung für das soziale Immunsystem
Gute Luftqualität und genügend Grünräume werden häufig als zentrale Faktoren für das Wohlbefinden in einer Stadt gehandelt. An der Gesundheitsförderungs-Konferenz waren sich die Fachleute jedoch einig: Ein gesundes städtisches Umfeld hat viel mit sozialer Integration und Begegnung im öffentlichen Raum zu tun.
Quelle: JoachimKohlerBremen, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons
Die Stadt Sion hat in den letzten zwei Jahrzehnten viel getan, um die Altstadt aufzuwerten (im Bild: die Rue du Grand-Pont, auf welcher der wöchentliche Markt stattfindet).
Wer über Gesundheitsförderung spricht, denkt erst einmal an Bewegung oder Ernährung, in erster Linie an das individuelle Verhalten jedes einzelnen. Dass gesundheitsfördernde Überlegungen auch in der Stadtentwicklung nicht fehlen dürfen, zeigte die 20.Gesundheitsförderungs-Konferenz in Bern. «Die öffentlichen Räume in Städten haben einen grossen Einfluss auf die Gesundheit», fasste Tom Steiner, Geschäftsführer des Zentrums Öffentlicher Raum (Zora), zusammen. Studien hätten gezeigt, dass sowohl Wasser als auch Grünflächen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Stadtbewohner hätten, sogar unabhängig von vorhandenen Umweltbelastungen. Insgesamt wisse man aber noch zu wenig über das Thema, bedauert er. «Beim Thema Gesundheitsförderung im öffentlichen Raum denkt man vor allem an bauliche Rahmenbedingungen.» Diese seien wichtig und der öffentliche Raum auch prädestiniert dafür, doch für Steiner geht es um mehr: «Die öffentlichen Räume ermöglichen Begegnungen.»
Quartiertreff statt Parkplatz
Es ist bekannt, dass soziale Interaktion und Integration die Gesundheit positiv beeinflussen können, soziale Isolation sich hingegen schädlich auswirken kann. Steiner spricht in diesem Zusammenhang vom «sozialen Immunsystem». Hier sieht er die Städte in der Pflicht. Denn Nachbarschaften und öffentliche Räume, die einen gesundheitsfördernden Effekt haben, würden durch die Förderung von Partizipation und Aneignung entstehen. Für Steiner ein gutes Beispiel: das Projekt Pop-up Bern.