08:18 KOMMUNAL

Gemeinde Köniz: Social Media als Teil der modernen Gemeindekommunikation

Teaserbild-Quelle: Ginkgo2g wikimedia CC BY-SA 4.0

Die Digitalisierung hat die moderne Kommunikation verändert. Das heisst aber nicht, dass analoge Kanäle obsolet sind. Die Berner Gemeinde Köniz setzt auf eine Kombination der vorhandenen Formate, von der Print-Publikation bis zu Social Media. 

Köniz in Bern

Quelle: Ginkgo2g wikimedia CC BY-SA 4.0

Blick auf Köniz. (Symbolbild)

Von Remo Bräuchi*

Auf Instagram hat Anina Gepp über 95‘000 Follower. Nicht etwa, weil sie ausgesprochen viele Freunde hat – die Schweizer Influencerin bloggt über Nachhaltigkeit in allen Facetten, mit Beiträgen zu Ernährung, Abfall oder Konsum. Damit trifft sie den Nerv der Zeit: Spätestens seit Greta Thunberg sind Themen rund um Umweltschutz und Nachhaltigkeit massentauglich geworden.

Dabei haben sich Twitter, Facebook und Co. als nützliche Kommunikationsinstrumente erwiesen, nicht nur für Blogger und Aktivisten: Auch Gemeinden springen immer mehr auf den Social-Media-Zug auf. «Über die sozialen Medien erreichen wir die Menschen dort, wo sie sich sowieso aufhalten. Auf der Gemeinde-Website bewegen sie sich nicht täglich, auf den sozialen Medien schon», sagt Jasmina Causevic, Kommunikationsmitarbeiterin der Gemeinde Köniz (BE), gegenüber der Stiftung Pusch – Praktischer Umweltschutz, Zürich.

Nebeneinander von analog und digital

Der Nachbarort der Stadt Bern mit rund 43‘000 Einwohnern hat zwar nicht ganz so viele Follower wie die Bloggerin, doch immerhin rund 3700 Personen folgen Köniz auf Facebook. Den Account betreibt die Gemeinde seit 2012, seit 2013 findet man sie auch auf Twitter und Youtube. Der Fokus liege aber auf Facebook, dem erfolgreichsten Kanal der Gemeinde, so Causevic.

Durch die Kommentar- und Direktnachrichtenfunktion dieser Plattformen entstehen zusätzliche Anlaufstellen für die Bevölkerung. «Die einen melden sich telefonisch oder per E-Mail bei der Verwaltung, andere gehen im Gemeindehaus vorbei. Über Facebook haben sie eine weitere niederschwellige Möglichkeit, sich mit uns auszutauschen und uns Feedback zu geben.» Es ist ein Nebeneinander verschiedener Kontaktformen, von dem auch Nachhaltigkeitsthemen profitieren.

Diese Auswahl an verfügbaren analogen und digitalen Kanälen macht sich das Team in Köniz zunutze. Bloss weil es Facebook gibt, verzichtet es nicht auf das Gemeindeblatt – und umgekehrt. Im Fachjargon: crossmediale Kommunikation. Auf der Website und der Gemeinde-App findet die Bevölkerung Abstimmungsresultate, Medienmitteilungen und andere klassische Verwaltungsinformationen. Die Gemeindezeitschrift «Köniz innerorts», die zehnmal im Jahr mit der Lokalzeitung in alle Haushalte flattert, nutzt die Gemeindeverwaltung für Hintergrundgeschichten und ausführlichere Informationen.

Facebook und Twitter bieten parallel dazu zwei Kanäle, um aktuelle Hinweise, Angebote oder Veranstaltungen auf niederschwellige Art und Weise zu verbreiten. Ausserdem teilen die Mitarbeiter der Kommunikation auf den digitalen Kanälen regelmässig Beiträge aus der Gemeindezeitschrift, die auch online als PDF verfügbar ist. «Die unterschiedlichen Kanäle ermöglichen uns, auf aktuelle Themen oder laufende Projekte zielgruppenorientiert einzugehen und diese auf passende Weise zu präsentieren», betont Causevic.

Interesse an Nachhaltigkeit ist da

Die verschiedenen Kanäle und Formate bieten viel Spielraum, auch in der Umweltkommunikation. Diese hat in Köniz einen hohen Stellenwert: «Umweltthemen sind hier stark verankert. Der Energiestadt sind eine wirksame Energiepolitik und der schonende Umgang mit Ressourcen ein grosses Anliegen.» Daher seien Umweltthemen auch ein fester Bestandteil der Kommunikation. Und dies nicht umsonst: Der bewusste, nachhaltigere Konsum findet in der Gesellschaft je länger je mehr Beachtung.

Die Dezember-Ausgabe 2020 von «Köniz innerorts» beispielsweise machte auf die Wichtigkeit von Totholz für die Biodiversität aufmerksam oder lieferte Tipps für effizientes Heizen im Winter. Gleichzeitig nutzte die Gemeinde in der Adventszeit den Facebook-Kanal, um die oft umweltschädliche und ethisch problematische Geschenkeflut an Weihnachten zu thematisieren, und zeigte, wie ressourcenschonendes Schenken – zum Beispiel mit gemeinsam verbrachter Zeit – aussehen könnte.

Gemeinde Köniz Kommunikation Socialmedia und Zeitschrift

Quelle: Pusch

Die Gemeinde Köniz setzt bei der Kommunikation auf eine Kombination der vorhandenen Formate, von der Print-Publikation bis zu Social Media.

Die Erfahrung zeigt: «Beiträge zu Nachhaltigkeitsthemen stossen auf Interesse.» Die Reichweite der Social-Media-Posts schwanke zwar stark, was auch den sich regelmässig verändernden Algorithmen der Plattformen geschuldet sein dürfte. Dennoch zeigt sich Causevic zufrieden damit, wie viele Bürger die Gemeinde mit den unterschiedlichen genutzten Kanälen erreicht. Im letzten Sommer zum Beispiel erreichte ein Beitrag zu einem öffentlichen Kühlschrank gegen Food Waste, den zwei Schülerinnen initiiert hatten, über 5000 Personen, also viel mehr Facebook-User, als der Gemeinde auf dem Kanal eigentlich folgen.

Interaktion als Herausforderung

Ob über Facebook oder in «Köniz innerorts» – Absender der Beiträge ist stets die Gemeinde. Um die Bevölkerung für eine ressourcenschonende Lebensweise zu sensibilisieren, muss die Kommunikationsform aber nicht zwingend den offiziellen Stempel der Gemeinde tragen. Das zeigt Köniz zusammen mit mehreren Nachbargemeinden in der fünfjährigen Kampagne «energiewende leben». Das von 2019 bis 2023 laufende Projekt will mit verschiedenen Mitteln zielgruppengerecht über Nachhaltigkeit im Alltag informieren.

Das Herzstück der Sensibilisierungskampagne ist ein umgebauter Schiffscontainer, der als kleine Wohnung eingerichtet und als Wanderausstellung in der Region unterwegs ist. Er bietet den Besuchern mittels App eine interaktive Ausstellung zu Fragen des Wohnens, der Mobilität und des Konsums. Begleitet wird das Angebot von physischen Anlässen, einer Website und einer Social-Media-Präsenz, zunächst auf Facebook und seit Sommer 2020 auch auf Instagram.

«Die Kommunikation über die sozialen Medien war ein wichtiger Pfeiler des Kampagnenkonzepts, um die Bevölkerung zu erreichen. Doch die Interaktion mit der Zielgruppe gestaltete sich schwieriger als erwartet», berichtet Simon Reusser, Projektleiter Energie und nachhaltige Entwicklung bei der Gemeinde Köniz und Projektleiter von «energiewende leben». Ziel war es, eine Online-Community aufzubauen, in der Private regelmässig mit dem Hashtag #energiewendeleben Beiträge teilen und sich dadurch gegenseitig inspirieren würden. Doch: «Es erwies sich als herausfordernd, die nötige Reichweite zu generieren und insbesondere die Zielgruppe zu motivieren, sich selber einzubringen.»

Kanäle ergänzen sich

Nichtsdestotrotz ist «energiewende leben» ein Erfolg: «Der Container wurde im Gegensatz zur Online-Community eigentlich zum Selbstläufer. Wir erhalten ständig Anfragen von Gemeinden, ob der Container verfügbar ist», sagt Reusser erfreut. Ein spannendes Angebot, das von der Zielgruppe gerne genutzt wird, bedeutet nicht automatisch einen Erfolg auf den sozialen Medien – das muss es aber auch nicht. Die Sensibilisierungskampagne «energiewende leben» basiert auf mehreren Pfeilern.

Die Social-Media-Interaktion rund um das Projekt mag die Erwartungen nicht ganz erfüllt haben. Als flankierende Massnahme leistet die digitale Kommunikation durchaus ihren Beitrag zum Projekt. Die verschiedenen Ansätze der Kampagne ergänzen sich gegenseitig, wie dies auch in der Gemeindekommunikation über unterschiedliche Kanäle möglich ist. Jasmina Causevic ist überzeugt: «Durch die crossmediale Kommunikation können wir auf aktuelle Themen, Anlässe oder laufende Projekte eingehen und die Inhalte auf die passende Art und Weise aufbereiten.» (mgt)

*Remo Bräuchi ist Projektleiter Umweltkommunikation und Partizipation bei der Stiftung Pusch, www.pusch.ch.

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