Friedhof Sihlfeld in Zürich: Lärm um und auf der letzten Ruhstätte?
Seit Zürichs Friedhof Sihlfeld nachts geöffnet ist, ist es um die letzte Ruhestätte laut geworden. Anwohner und Trauernde ärgern sich, dass in der Nähe der Gräber gefeiert, getrunken und sonnengebadet wird. Neben dem Quartierverein, der FDP und betroffenen Angehörigen wehren sich nun auch der Zürcher- und der Stadtzürcher Heimatschutz.
Quelle: Walter Mittelholzer, Sammlung der ETH-Bibliothek, gemeinfrei
1923, als Walter Mittelholzer diese Luftaufnahme schoss, befand sich der Friedhof Sihlfeld noch nicht mitten in der Stadt.
Gottfried Keller, Hugo Loetscher, Johanna Spyri, Henri Dunant, Köbi Kuhn und Emilie Lieberherr – das sind nur ein paar Namen auf der langen Liste von Prominenten, die auf dem denkmalgeschützten Friedhof Sihlfeld in Zürich Wiedikon ihre letzte Ruhe gefunden haben. Als die weitläufige Anlage 1877 eröffnet wurde, befand sie sich noch nicht beinahe mitten im Stadtzentrum. Doch das hat sich längst geändert. Der sowohl grösste Friedhof als auch die grösste Parkanlage Zürichs ist mittlerweile von Wohnquartieren umgeben. Deshalb wird er nicht nur von Trauernden besucht, sondern auch von Erholungssuchenden.
Friedhof seit drei Jahren auch nachts geöffnet
Schon länger sorgt dies bei Anwohnern und Angehörigen von Verstorbenen für Ärger. Viele beklagen sich, dass neben den Gräbern gefeiert wird, manche den lauschigen Park für ein sexuelles Stelldichein nutzen, andere Drogen konsumieren und dass der Lärmpegel zu hoch ist.
Der Friedhof ist wie andere Parkanlagen der Stadt auch nachts geöffnet; Der Stadtrat hatte dies vor rund drei Jahren beschlossen. Überdies ist vor einiger Zeit ein - laut einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung - Kulturmanager „mit internationaler Erfahrung in der Unterhaltungsindustrie“ für das Friedhofsforum eingestellt worden. Auf dem mittleren Bereich des Friedhofs sollen ruhige Veranstaltungen organisiert werden. Zum Beispiel Lesungen oder Mitternachtsführungen.
Klage und Petition
Ein Angehöriger, der auf dem Grab seiner Eltern schon verbrauchte Präservative gefunden hat, hat sich laut einem Bericht von SRF mittlerweile einen Anwalt genommen und Klage erhoben: Der Friedhof soll nachts seine Pforten schliessen. Auch beim Quartierverein Wiedikon ärgert man sich über die Situation und fordert ähnliches. Vergangenen November hat die Bezirks-FDP zudem eine Petition bei der Stadt eingereicht, sie verlangt darin nebst der nächtlichen Schliessung auch den Erlass von Areal- und Rayonverboten sowie „griffige“ Massnahmen gegen Littering.
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