10:04 KOMMUNAL

Farbgestaltung in Schulen: Kontraste stimulieren

Teaserbild-Quelle: Tarkett

Wenn Bildungseinrichtungen wie Primarschulen gebaut oder saniert werden, gilt es viele Richtlinien einzuhalten. Auch dem Boden sollte dabei viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Denn das farbliche Innenraumdesign kann zum Wohlbefinden der Kinder beitragen und bei entsprechender Gestaltung Lernbereitschaft und Leistungsfähigkeit fördern.

Cafeteria

Quelle: Tarkett

Die Auswahl an blauen Farben und ein kühler grauer Bodenbelag verleihen dieser grossen Cafeteria Ruhe, Gelassenheit und Struktur.

* Von Marcus Offermanns

Um die Sicherheit und Entwicklung der Schüler gewährleisten zu können, müssen Primarschulgebäude zahlreiche Kriterien erfüllen: Von weitreichenden Schallschutzmassnahmen über die Beleuchtung mit viel natürlichem Tageslicht bis hin zu Hygienevorschriften sind die Regelungen gesetzlich festgeschrieben. Doch nicht nur bauliche Gegebenheiten beeinflussen die Atmosphäre in Schulen.

Auch das farbliche Design der Wände und Böden in Klassenzimmern, Fluren und Aufenthaltsbereichen unterstützen, bei entsprechender Gestaltung, die Funktionalität des jeweiligen Ortes. «Auf dem Fussboden applizierte Linien zur Orientierung dienen nicht nur als Dekoration sondern auch als Hilfe. Ein ästhetisches Zusammenspiel zwischen dem Fussboden, den Wänden und den Türen ergibt ein wahrheitsgetreues Bild vom Charakter der Schule», erklärt die belgische Designerin und Farbexpertin Fabienne Bruyninckx im Rahmen einer Studie des Bodenbelagherstellers Tarkett zum Einfluss von Farbe in Bildungseinrichtungen.

Farbwirkung auf Kinder

Zwischen 2014 und 2017 sprach Tarkett mit 45 internationalen Experten wie Jugendpsychologen, Farbdesignern, Innenraumarchitekten oder Wissenschaftlern. Insgesamt nahmen 40 Kinder an der Studie teil. In Interviews gaben sie Auskunft über Farbvorlieben und Gefühle, die sie mit Farben in Verbindung bringen. Untersucht wurden auch Zusammenhänge zwischen farblicher Umgebungsgestaltung und Lernfähigkeit. Das Resultat: Farbe und Lichtintensität beeinflussen nicht nur das Lernen – dies verbessert sich in entsprechend gestalteten Umgebungen um 55 bis 78 Prozent –, sondern auch Stimmung, Wohlbefinden und das Verhalten insgesamt.

Aus dieser Studie resultieren diverse Gestaltungsempfehlungen für das Raumdesign in Primarschulen. Jean-Gabriel Causse, Farbdesigner und Farbpsychologe, empfiehlt darin, «in den Unterrichtsräumen zwischen warmen und kühlen Farben abzuwechseln; insbesondere, wenn die Kinder je nach Unterricht die Räume wechseln», um durch diese Variationen belebende Impulse zwischen den Unterrichtseinheiten zu setzen.

Farbbereiche

Quelle: Tarkett

Farbe als Mittel zur Zonierung: So können verschiedene Bereiche innerhalb eines Raumes gut erkennbar voneinander abgetrennt werden.

Wirkungsvolle Farben

Mit lebendigen Farben und hellen Tönenkann die Innenraumgestaltung derUnterrichtsräume im Zusammenspiel mitviel natürlichem Licht die Konzentration und Aufmerksamkeit der Schüler unterstützen. Deshalb sind Wände und Böden mit hohem Lichtreflexionsfaktor beim Schaffen einer konstruktiven Umgebungsgestaltung wichtig. Der Nachwuchs profitiert entsprechend von hellen Farben, da diese die Gedächtnisleistung fördern.

Richten sich Architekten und Entscheider nach den Studienergebnissen, kann die farbliche Gestaltung eines Raumes dessen Funktion unterstützen. «Die Gestaltung abwechslungsreicher und interessanter Räume mit Akzentfarben wirkt sich positiv auf das Lernumfeld aus», meint Gill Dean, Trainer und Berater aus England.

Zu starke Kontraste lenken Kinder allerdings ab. Deswegen sollten Wände, an denen sich helle Tafeln befinden, mit hellen Farben und der Tendenz zu Grautönen gestaltet sein. Allgemein sind harmonische Kontraste förderlich. Gelbe Pigmente regen an und bringen Wärme und Freude zum Ausdruck. Stärkere Kontraste, beispielsweise das Zusammenspiel von Blau und Orange, stimulieren den Geist und die Intelligenz, womit sich derartig kontrastierende Töne besonders für Lesebereiche eignen.

Kontrastfarben sind zudem ein wirksames Werkzeug bei der Zonierung verschiedener Bereiche innerhalb eines Raumes. So können die erwähnten Lesebereiche durch ein kräftiges Grün hervorgehoben werden, während der restliche Teil des Klassenzimmers mit gelber Farbgebung heller ausfällt und damit die Aufmerksamkeit der Schüler für die Unterrichtsinhalte schürt.

Appetitanregende Elemente

Gelbe und orangefarbene Töne wecken neben ihrer aufmerksamkeitsfördernden Wirkung Assoziationen zu verschiedenen Geschmacksempfindungen. Weil sie appetitanregend sind, eignen sie sich für Cafeterias, Mensen oder andere Orte, an denen Kinder ihre Mahlzeiten zu sich nehmen. «In der Cafeteria regen Holz und warme Farben den Appetit der Kinder an. Eine farbige Zimmerdecke erweckt den Eindruck eines echten Restaurants», erklären die niederländischen Innenarchitekten von «EromesMarko», die als Spezialisten für die Gestaltung von Schulen und Universitäten an Tarketts Studie mitwirkten.

Übergreifend erkennt die Studie belebende Kontraste warmer und ruhiger Farben als förderlich in Primarschulen. Sie fördern Leistungsbereitschaft, Lernerfolg und das Wohlbefinden der Kinder im besonderen Masse.

* Marcus Offermanns ist Redaktor bei «KOOB», einer deutschen Agentur für Public Relations.

Palette von Emotionen

Für den Einsatz in schulischen Einrichtungen hat Tarkett spezielle Farbkombinationen aus der Studie abgeleitet: die sogenannten Emotionen.

  • Die in ihrer Intensität gemässigten graubraunen und erdigen Töne der Emotion «Pure & Natural» sollen Frieden und Sicherheit vermitteln, und dadurch stress- und angstmindernd wirken.
  • Für Erneuerung und Frische stehen die Grün- und Gelbtöne von «Fresh & Optimistic», welche die Gesundheit stärken, das Wesen beruhigen und eine positive Lebenseinstellung begünstigen sollen. So können Konzentration und Lernverhalten gefördert werden.
  • «Cool & Calming» steht mit seinen Blau- und Violettkompositionen für erfrischende Ruhe und Erholung, während «Warm & Inviting» Lebens freude und Dynamik verkörpert. Deren rote und orangefarbene Akzente sollen die Lernfähigkeit anregen und die Kreativzentren des Gehirns befeuern.

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