12:28 KOMMUNAL

ETH Lausanne testet selbstfahrenden Lieferservice

Teaserbild-Quelle: Alain Herzog/2020 EPFL

Seit dem 12. Oktober kurvt ein autonom fahrender Lieferwagen auf dem EPFL-Campus in Lausanne herum. Mit dem Van soll ein selbstfahrender High-Tech-Lieferdienst getestet werden, bei dem Bestellungen von EPFL-Restaurants ausgeliefert werden.

Selbstfahrender Lieferwagen auf dem EPFL-Campus

Quelle: Alain Herzog/2020 EPFL

Derzeit kurvt ein autonom fahrender Lieferwagen auf dem EPFL-Campus in Lausanne herum.

Die meisten Forschungsarbeiten an der ETH Lausanne (EPFL) finden versteckt in einem Labor statt. Seit dem 12. Oktober ist nun aber ein auffälliger gelber Van auf dem Campus unterwegs. Forscher wollen damit für etwa zwei Monate einen selbstfahrenden Lieferservice testen, wie die EPFL am Montag mitteilte. Der autonom fahrende Lieferwagen folgt einer festgelegten Route vom Restaurant Esplanade zum Rolex Learning Center, weiter zum Studentenwohnkomplex «Les Estudiantines» und schliesslich zum EPFL Innovation Park.

Der Testlauf erfolgt im Rahmen des Forschungsprojekts «ADORE», das sich mit autonom gelieferten Bestellungen von Restaurants an der EPFL befasst und in dem die verschiedenen Aspekte der selbstfahrenden Technologie untersucht werden sollen. Dazu zählen Robotik, Informatik, Maschinenbau, Telekommunikation und nicht zuletzt auch die Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmern. Der Pilotversuch wird gemeinsam vom EPFL-Nachhaltigkeitsbüro und der Abteilung Catering, Geschäfte und Hotels koordiniert.

Satellitenantenne für Lokalisierung

Der elektrisch angetrieben Lieferwagen ist einen Meter breit, knapp drei Meter lang und 1,8 Meter hoch. Er ist zudem mit über 15 Sensoren, fünf Kameras, einem Touchschreen und einer Satellitenantenne ausgestattet, mit der das Fahrzeug kontinuierlich lokalisiert werden kann. Der Van transportiert in 11 Seitenkästen Lebensmittel und andere Waren, die durch einen Code verschlossen sind.

Das Fahrzeug kann laut Mitteilung theoretisch bis zu 50 km/h schnell fahren. Auf dem Campus wurde die Geschwindigkeit jedoch auf 6 km/h begrenzt und der Van wird zusätzlich immer von einem Studenten begleitet. Das Elektrofahrzeug wurde von der chinesischen Firma Neolix entworfen und von der Schweizerischen Post für das Forschungsprojekt zur Verfügung gestellt.

Selbstfahrender Lieferwagen auf dem EPFL-Campus

Quelle: Alain Herzog/2020 EPFL

Mit dem Van soll ein selbstfahrender High-Tech-Lieferdienst getestet werden, bei dem Bestellungen von EPFL-Restaurants ausgeliefert werden.

Pilotversuch in drei Phasen

Der Pilotversuch ist in drei Phasen aufgeteilt. Die erste wird gemäss Mitteilung rund zwei Wochen in Anspruch nehmen und sieht vor, dass sich die Betreiber mit dem Fahrzeug vertraut machen und die EPFL-Community über den Neuling auf dem Campus informiert wird. Der Van fährt zudem unter normalen Fahrbedingungen auf einer in sein Navigationssystem programmierten Route. An den geplanten Liefer- und Präsentationsstandorten wurden Haltestellen mit Infotafeln aufgestellt.

Die zweite Phase dauert ebenfalls zwei Wochen und beinhaltet die Lieferung von Mahlzeiten an eine Testgruppe. Der Van holt die Mahlzeiten unabhängig (jedoch mit einem Studenten in der Nähe) im Takinoa-Restaurant im Rolex Learning Center ab und liefert sie an die Esplanade, das Starling Hotel, die Estudiantines und den Innovation Park. Benutzer können eine Lieferzeit und einen Ort auswählen.

Sobald sich der Van etwa 300 Meter von der Haltestelle entfernt befindet, wird eine Textnachricht mit dem Code zum Öffnen der Box gesendet, in der die Mahlzeit aufbewahrt wird. Eine weitere SMS wird gesendet, wenn der Van an der Haltestelle ankommt. Benutzer können ausserdem ihr schmutziges Geschirr vom Vortag wieder in die Schachtel legen. Diese Phase soll die technischen Komponenten des Dienstes testen und die allgemeine Benutzererfahrung erheben.

Selbstfahrender Lieferwagen auf dem EPFL-Campus

Quelle: Alain Herzog/2020 EPFL

Das Elektrofahrzeug ist mit über 15 Sensoren, fünf Kameras, einem Touchschreen und einer Satellitenantenne ausgestattet.

Neuartiges Transport- und Liefersystem

Vorausgesetzt, die ersten beiden Phasen verlaufen erfolgreich, wird der Service in der dritten Phase auf die gesamte EPFL-Community ausgeweitet und kann neben Lebensmitteln auch um andere Produkte erweitert werden. «Unser Campus ist ein echtes lebendes Labor, und wir wollten diese Gelegenheit nutzen, um in Zusammenarbeit mit unserem Projektpartner ein neuartiges Transport- und Liefersystem zu testen», sagt Luca Fontana, der das EPFL-Nachhaltigkeitsbüro im Projekt vertritt.

Andere Forschungsteams können sich dem Projekt zudem anschliessen um verwandte Technologien zu testen. Beispielsweise, um die Flugbahn des Transporters zu optimieren, die Sicherheit der Datenübertragung zu verbessern, Bilder zu analysieren oder die Akzeptanz autonomer Systeme zu fördern.

Es bleiben aber noch Herausforderungen offen, wie die Hochschule weiter mitteilte. Selbstfahrende Fahrzeuge wurden bereits 2015 auf dem Ecublens-Campus getestet, aber das Forschungsteam musste für dieses Projekt eine neue Genehmigung von Beamten einholen. Abhängig von den Ergebnissen der Phasen kann der Pilottest zwischen zwei und vier Monaten dauern. (mgt/pb) 

Projektpartner sind Mobility Lab (eine gemeinsame Initiative von EPFL, HES-SO Wallis-Wallis, der Schweizerischen Post, der Stadt Sion und dem Kanton Wallis), Neolix, FixPosition und Takinoa. An der EPFL sind das Nachhaltigkeitsbüro, die Abteilung Catering, Geschäfte und Hotels (RESCO) und das Transportzentrum (TRACE) beteiligt.

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

CPC Solution AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent*innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was «Baublatt Top Players» und «Baublatt Regional Projects» zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.