Es geht auch ohne Parkplatz
Die meisten Wege, die wir zurücklegen, beginnen oder enden an der eigenen Haustür. Deshalb beeinflusst das Mobilitätsangebot in und um die Wohnsiedlung die Verkehrsmittelwahl stark. Direkte Wegverbindungen zum Ortszentrum, genügend Abstellmöglichkeiten für Velos und eine nahe ÖV-Haltestelle beeinflussen das Verkehrsverhalten der Bewohner.
Quelle: Mobility Genossenschaft
Carsharing statt eigenes Auto: Ein Mobility-Standort kann Teil eines Mobilitätsmanagemements für Siedlungen sein – und kommt günstiger als der eigene Garagenparkplatz.
Von Uwe Schlosser und Pascal Regli *
Die idyllisch angelegte Siedlung Klosterbrühl in der Nähe des Bahnhofs Wettingen AG mit 127 Wohnungen stammt aus den frühen 50er-Jahren. Viele Bauteile haben das Ende der Lebensdauer erreicht. Weil das Grundstück zudem Platz für mehr Wohnungen bietet, hat sich die Genossenschaft «Lägern Wohnen» für einen Ersatz-Neubau samt Aufstockung um 100 Wohnungen entschieden.
Neben den vielen Arbeitsschritten, die eine solche Entscheidung mit sich bringt, sollte seriös abgeklärt werden, wie die Mobilitätsaspekte der erneuerten Siedlung mitberücksichtigt werden können.
Garagenparkplätze sind teuer
Mobilitätsmanagement ist ein Ansatz zur Beeinflussung der Verkehrsnachfrage mit dem Ziel, die Mobilität effizient und nachhaltig zu gestalten. Die Bedingungen für den Fuss- und Veloverkehr optimieren, den öffentlichen Verkehr fördern und den motorisierten Verkehr gezielt moderieren, lautet die Devise. Der Ansatz wird bei Unternehmen schon seit Jahren angewendet. Relativ neu ist die Ausdehnung des Mobilitätsmanagements auf die wohnungsbezogene Mobilität.
Traditionellerweise wird die Mobilität der Mieterschaft mit dem Bereitstellen eines Parkplatzes pro Wohnung abgehakt. Alles Weitere wird als Sache der Mieter betrachtet. Dabei sind die Einflussmöglichkeiten auf der Angebotsseite enorm.
Insbesondere bei Parkplätzen besteht für Grundeigentümer ein grosses Sparpotenzial in Bezug auf die Kosten, aber auch, was die damit verbundene Verkehrserzeugung betrifft. Ein Tiefgaragenplatz kostet 30 000 bis 50 000 Franken. Wer also weniger Parkplätze baut und stattdessen zum Beispiel Carsharing-Standorte bereitstellt, kann viel Geld sparen.
Fortschrittliche Architekten, Grundeigentümer, Liegenschaftsverwaltungen und Gemeinden, die sich mit dem Mobilitätsmanagement auseinandersetzen wollen, haben verschiedene Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen. So finden sich beispielsweise auf der Plattform Mobilservice, der Schweizer Wissens- und Vernetzungsplattform für Mobilitätsmanagement, Informationen und Praxisbeispiele über das adäquate Vorgehen und über weitergehende Beratungstools. (...)
* Uwe Schlosser ist dipl. Geograph, Projektleiter bei der Büro für Mobilität AG und Geschäftsleiter von Mobilservice. Pascal Regli ist Verkehrsplaner SVI, Projektleiter bei Fussverkehr Schweiz und Vorstandsmitglied von Mobilservice.