Erste Hochwasser-Trainingsanlage der Schweiz in Betrieb
In Andelfingen können Einsatzkräfte aus der ganzen Schweiz
künftig für Hochwasser-Ereignisse trainieren. Aus einem 23 Meter hohen Turm
stürzen 350 000 Liter Wasser in die Tiefe und überfluten künstliche Trottoirs,
Kellerräume und Tiefgaragen.

Quelle: Hans Braxmeier, Pixabay, public domain-ähnlich
Hochwasser. (Symbolbild)
Simuliert wird in der neuen Anlage, die am Freitag, 11 April in
Betrieb genommen wurde, ein lauer Sommerabend, der böse endet: Aus dem
kühlenden Gewitter wird ein Wasserstrom, der nicht mehr enden will.
Die Kanalisation ist rasch überlastet. Das Wasser kann nicht
mehr abfliessen und läuft stattdessen in Keller, Tiefgaragen und Serverräume.
Aus dem Turm laufen 500 Liter Wasser pro Sekunde in fünf separate Räume in
einem künstlichen Untergeschoss.
Klimaveränderung bringt Hochwasser
«Wegen der Klimaveränderung wird es künftig häufiger zu Hochwasser-Ereignissen kommen», sagte Baudirektor Martin Neukom (Grüne) am Freitag bei der Einweihung des 23 Meter-Turms. «Wir brauchen deshalb Übungsmöglichkeiten, um den Ernstfall zu üben.»
Für Sicherheitsdirektor Mario Fehr (parteilos) ist klar,
dass dies keine Zürcher Anlage bleiben wird. Auch Einsatzkräfte aus anderen
Kantonen sollen hier trainieren können. In der Schweiz gebe es bisher keine
vergleichbare Anlage, sagte er.
Feuerwehrleute und Zivilschützer üben hier, Sandsäcke
richtig zu legen, Wassermassen umzuleiten und möglichst viel Schaden von
Menschen und Gebäuden abzuwenden. Dabei dürfen sie sich selber nicht in Gefahr
bringen, etwa wenn Stromkabel ins Wasser hängen.
Der Turm ist als kleiner Staudamm gebaut: Statt nach aussen
zeigen die Betonelemente nach innen. Das gibt Stabilität, obwohl die Elemente
stellenweise nur zwölf Zentimeter dick sind. So konnten zwanzig Prozent Beton
eingespart werden, was den Grünen Baudirektor freut. Die ganze Anlage kostete 6
Millionen Franken.
Um Trinkwasser zu sparen, wird das Wasser immer wieder
zurück in den Turm gepumpt. Ein Jahr lang werden die gleichen Wassermassen aus
dem Turm stürzen. Irgendwann wird das Wasser anfangen zu stinken - auch dies
entspricht der Realität eines Hochwassers.
Seit über 50 Jahren können Einsatzkräfte in Andelfingen in
einem künstlichen Dorf für den Ernstfall üben. Neben der nun eröffneten
Flutungsanlage stehen dort Wohnhäuser, eine Tankstelle und künstliche
Firmengebäude, in denen etwa Feuer ausbricht. (mgt/cpo)