11:34 KOMMUNAL

Einheimische Pflanzen sterben Tod auf Raten

Teaserbild-Quelle: Malte (cc-by-sa 2.5)

Wie gross die Bedrohung ist, welche invasive Neophyten für die einheimische Flora darstellen, ist umstritten. Ökologen hatten nämlich beobachtet, dass trotz tausenden von eingeschleppten Spezies bislang nur wenige Pflanzenarten effektiv ausgestorben sind. Vielmehr harren die einheimischen Arten in verstreuten, kargen Lücken aus, die für die Einwanderer ungeeignet sind, wie die Uni Toronto in einer Mitteilung schreibt.

Benjamin Gilbert von der Universität von Toronto und Jonathan Levine von der ETH Zürich zweifeln aber daran, dass dieser Rückzug die angestammten Pflanzen langfristig vor der Ausrottung bewahrt. «Besonders bedenklich ist, dass dieses kurzfristige Überleben das langfristige Aussterben maskiert», so Gilbert.

Für ihre Studie untersuchten die Forscher Gräser in einem kalifornischen Naturschutzgebiet, in dem viele angestammte Arten in kargen Randflecken leben, umringt von Exoten aus Europa. Die Forscher massen auf Testflächen die Samenproduktion und Keimungsraten ausgewählter Arten und schätzten daraus per Computermodell ab, wie weit sie sich potenziell verbreiten können.

Aussterben wird aufgeschoben, aber nicht aufgehoben

Sie kommen zum Schluss, dass die Pflanzen auf den isolierten «Inseln der Einheimischen» weniger Samen produzieren. «Das macht es für die einheimischen Pflanzen schwerer, Flecken wieder zu besiedeln, aus denen sie verdrängt worden sind», sagt Gilbert. «Die Arten sterben langsam aus, aber das wahre Ende kommt erst hunderte von Jahren nach der Invasion», erklärt der Ökologe. Ihre Studie zeige, dass sich die Auswirkungen von Invasionen oft viel später offenbaren als bisher angenommen wurde.

Die Autoren glauben, dass ihre Arbeit auch praktischen Nutzen für den Naturschutz bringt. Gilbert: «Wir könnten neue Lebensräume für die einheimischen Arten schaffen, die zwar immer noch zu karg für die Invasoren sind, aber so platziert werden, dass sie Brücken zu anderen Flecken bilden.» (sda/mrm)

Weitere Infos

Artikel zum Thema in der Online-Ausgabe der Zeitschrift ETH Life (in Englisch)

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