Eine U-Bahn rund um den Zürichsee?
Eine Utopie oder eine Vision? Auf jeden Fall eine Kühnheit – das ist der von Architekt Hannes Strebel entworfene Masterplan 2050 für den Zürichsee. Kürzlich hat er seine Vorstellung eines urbanen Zürichseeraums publiziert. Gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung sagt der Uetiker, dass es ihm darum geht, grosse Veränderungen anzustossen. Statt Diskussionen über Seeweg-Teilstücke brauche es neue, verdichtete Zentren und verkehrstechnische Quantensprünge. Sonst werde der Zürichsee bald von einer einzigen, monotonen Schlafstadt mit Verkehrsproblemen wie in Peking oder Lagos umwuchert.
Das rechte Ufer fusioniert
Ein solches Zentrum soll Uetikon werden, wo Strebel aufgewachsen ist. Laut Masterplan fusionieren Meilen, Uetikon und Männedorf zur «Seestadt» mit 30 000 Einwohnern. Das Verwaltungszentrum stellt sich der 72-Jährige auf dem Industrieareal der Chemischen Fabrik in Uetikon vor – ein Gebiet, das sich über rund 200 000 Quadratmeter erstreckt. Auf einer schwimmenden Insel schwebt Strebel ein unterirdisches Parkhaus vor. Doch wer im verdichteten Wohngebiet lebt, braucht kein Auto mehr.
U-Bahn und Seetunnel
Ein U-Bahnhof führt zur Lake Side Circle Line, einem U-Bahn-Ring, der sich rund um den Zürichsee zieht – inklusive Seetunnel zwischen Pfäffikon und Rapperswil. Die Zürichsee-Autobahnen und die Seestrasse bleiben bestehen. Am rechten Ufer sieht der Masterplan allerdings eine klare Trennung von Regional- und Fernverkehr vor. Die regionale Erschliessung und Versorgung soll weiterhin über die Seestrasse geführt werden. Der Fernverkehr soll jedoch über einen Tunnel – mit örtlichen Anschlüssen der grösseren Siedlungen – bei Rüti an die A53 und via Seetunnel sowie Uetlibergtunnel bei Birmensdorf an die A3 angeschlossen werden.Ausserdem sind Schiffsverbindungen in Form von Vaporetti (kleine Expressboote) vorgesehen, die die beiden Zürichseeufer miteinander verbinden sollen.
Ganz abwegig scheinen Strebels Pläne für die Zürichseeregion nicht zu sein. Denn laut NZZ wird an der Goldküste bereits darüber diskutiert, die Seestrasse im Boden zu versenken, um Bauland zu schaffen. Auch Uetikons Gemeindepräsident Urs Mettler (parteilos) schätzt den Architekten «als Ideengeber». Seine Ansätze seien schon ziemlich visionär, sagt er. «Aber er ist sicher kein Phantast.» (mt/mgt/aes)