17:18 KOMMUNAL

Ein Zankapfel namens «Fröschegrueb» in Regensdorf

Teaserbild-Quelle: Bild: ZVH

Um die Fröschegrueb wird in Regensdorf seit Jahren gestritten: Das über 450-jährige Bauernhaus ist im kommunalen Inventar der Heimat- und Denkmalschutzobjekte aufgelistet und gilt im Ort als eine der ältesten Bauten. Allerdings ist das geschützte Gebäude in einem baulich äusserst schlechten Zustand.

Gemäss einem vom Gemeinderat in Auftrag gegebenen privaten Gutachten ist sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss kaum noch alte Bausubstanz vorhanden, zudem sind grosse Teile im Dach wegen Pilzbefalls irreparabel. Des Weiteren kommen die Verfasser zum Schluss, dass in den letzten 250 Jahren kaum etwas für den Unterhalt der Fröschegrueb getan worden ist und dass das Bauwerk immer wieder einzustürzen drohte – schliesslich ist vor rund einem Jahr eine Ecke des Gebäudes eingebrochen.

Dem Heimatschutz platzt der Kragen

Dem Zürcher Heimatschutz (ZVH), der sich seit Jahren für den Erhalt des historischen Bauwerks einsetzt, platzte dieser Tage offenbar der Kragen: Er hat bei der Baudirektion eine Aufsichtsbeschwerde eingereicht. Der ZVH wirft den Regensdorfer Behörden vor, dass der Zerstörung des Fröschegrueb Vorschub geleistet worden ist.

Seit 2003 versuche der Gemeinderat unentwegt dasd Gebäude beseitigen. Immer wieder habe er von den Gerichten gestoppt werden müssen, schreibt der ZVH in seiner Medienmitteilung. In unzähligen Eingaben habe man an die gesetzliche Verpflichtung erinnert, das Haus «ordnungsgemäss zu unterhalten und vor allem das Dach zu reparieren». In den Jahren 2007, 2012 und 2014 bewilligte der Gemeinderat den Abbruch des Gebäudes – gegen den Widerstand der Heimatschützer. Immerhin schafften sie es mit ihrem Engagement das Projekt zu verzögern.

Bei Gemeinde und Eigentümer sorgt die Aufsichtsbeschwerde für Unverständnis und Ärger. So wirft letzterer – Architekt Thomas Palmy – dem ZVH in einem Leserbrief im «Tages-Anzeiger» vor, dass der ZVH seit Jahren jede Lösung für die Fröschgrueb «abwürgt». Palmy hat das Haus 2006 gekauft und will es mit einem Neubau ersetzen, der das äussere Erscheinungsbild der Fröschegrueb aufnimmt.

Die Vorwürfe der Heimatschützer lässt er nicht gelten. «Die Gemeinde und ich versuchen seit Jahren, das Gebäude zu sanieren», erklärte er dieser Tage gegenüber dem «Furttaler». Seit 2009 habe er dafür elfmal Pläne vorgelegt. Laut dem Architekten ist der ZVH gegen diese jedes Mal vorgegangen. Zudem verweist Palmy darauf, dass der immer wieder Arbeiten zur Sicherung des Hauses vorgenommen hat.

Happiger Vorwurf

Ein Vorwurf des ZVH ist übrigens besonders happig: In seiner aktuellen Medienmitteilung stellt er die Vermutung auf, dass beim Einsturz des Hauses möglicherweise nachgeholfen worden ist und schreibt von «deutlichen Hinweisen auf Fremdeinwirkung». Diese sind gemäss ZVH nie kriminaltechnisch untersucht worden. «Eine Strafanzeige des Heimatschutzes wurde ohne nähere Abklärungen und mit einer nicht nachvollziehbaren Begründung eingestellt.»

Gemeindepräsident Max Walter (SVP) weist die Vorwürfe des ZVH gegenüber dem «Furttaler» als absurd zurück. Er ist der Meinung, dass die Gemeinde ihre Pflichten klar wahrgenommen hat. So habe man den Besitzer immer wieder dazu aufgefordert, die Liegenschaft zu erhalten.

Derweil fragt der ZVH in seinem Communiqué: «Was hilft es, wenn Kommissionen die Schutzwürdigkeit eines Gebäudes bejahen und Gerichte sie bestätigen, wenn am Ende der Eigentümer, unterstützt vom Gemeinderat, das Schutzobjekt zerfallen lässt?» Es dürfe nicht hingenommen werden, dass dieser «krasse Rechtsmissbrauch» am Ende mit einer Abbruchbewilligung und der mit einem Neubau verbundenen Erhöhung der Nutzfläche belohnt werde.

Die Zürcher Heimatschützer wollen sich darum weiterhin für die Fröschegrueb einsetzen. Somit bleibt das Ende der Fröschgrueb weiterhin ungewiss. Zumal der ZVH seit vergangenem Mai mit dem Strafrechtsprofessoren und Kriminologen Martin Kilias einen Präsidenten haben dürfte, der in solchen Fällen mit harten Bandagen zu kämpfen weiss. (mai/aes)

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