10:29 KOMMUNAL

E-Government: Endlich werden Baubewilligungen einfacher

Teaserbild-Quelle: zvg

Baugesuche gehören zu den komplizierteren Geschäftsprozessen auf Gemeindeverwaltungen: Papierflut, unvollständige oder fehlerhafte Unterlagen sowie komplexe Verfahren machen Verwaltung und Bauherr das Leben schwer. Im Kanton Zürich will man dies künftig einfacher und digital machen. Das Projekt «eBaugesucheZH» setzt dabei auf eine standardisierte Schnittstelle des Vereins «eCH».

Elektronische Baugesuche einfach einreichen dank Standards: Das Projekt «eBaugesucheZH».

Quelle: zvg

Elektronische Baugesuche einfach einreichen dank Standards: Das Projekt «eBaugesucheZH».  

Von Martin Märchy*

Normen sorgen in der Wirtschaft dafür, dass Komponenten und Produkte unterschiedlicher Hersteller miteinander kompatibel sind. Dies ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren auf den globalen Märkten von heute und morgen. Und auch im E-Government sind Standards ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.

Denn sie schaffen Effizienz und Kundenzufriedenheit in der digitalen Zusammenarbeit zwischen Behörden, Unternehmen und Privaten, senken Kosten und verbessern die Qualität der Daten. Um praxisgerechte Standards im E-Government zu entwickeln, wurde bereits vor 15Jahren der Verein «eCH» gegründet. «eCH» legt also quasi fest, welche digitalen Standards für die Behörden in der Schweiz gelten (siehe Box unten).

Die digitalen Herausforderungen im E-Government sind vielfältig: So müssen Prozesse koordiniert, Strukturen und Informationsinhalte harmonisiert und Elemente der Infrastruktur aufeinander abgestimmt werden. Hierfür entwickelt «eCH» technische Zusammenarbeits- und Verfahrensstandards, Datenmodelle, Format- und Datendefinitionen sowie Hilfsmittel und Musterlösungen.

Einfach und kundenfreundlich

Der Kanton Zürich und die Zürcher Gemeinden setzen bei allen gemeinsamen E-Government-Projekten konsequent auf Standards des Vereins «eCH» und helfen in den verschiedenen Fachgruppen auch mit, diese zu entwickeln und zu pflegen. Folgerichtig wird auch im neusten Projekt «eBaugesucheZH», einer elektronischen Plattform für Baugesuche im Kanton Zürich, eine standardisierte Schnittstelle verwendet.

Pro Jahr werden im Kanton Zürich rund 14 500 Baugesuche eingereicht. Denn vor dem ersten Spatenstich muss erst einmal die erforderliche Baubewilligung eingeholt werden. Für die Bauherrschaft ist dies oft kein einfaches Unterfangen. Denn der Baubewilligungsprozess ist aufwändig und komplex und es sind viele Akteure involviert.

Nicht selten werden die Unterlagen unvollständig oder mit qualitativ mangelhaften Baugesuchsangaben bei den ­Gemeinden eingereicht, was zu Verzögerungen im Bewilligungsverfahren führt. Um diesen Prozess einfacher, effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten, hat der Kanton Zürich das E-Government-Projekt «eBaugesucheZH» auf den Weg gebracht.

Intelligentes Online-Formular

Dieses umfasst eine zentrale elektronische Plattform, welche die bisherigen dezentralen Bauverwaltungsprogramme der Gemeinden anbindet und die Baugesuchsdaten über eine eigens von «eCH» entwickelte, standardisierte Schnittstelle («eCH-0211») austauscht.

Der grosse Vorteil: Die Gemeinden und der Kanton können weiterhin ihre Bausoftware einsetzen. Dazu Samuel Zuber, Projektleiter «eBaugesucheZH»: «In der Schweiz gibt es aktuell diverse Varianten, wie elektronische Baugesuche abgewickelt werden. Der ‹eCH-0211-Standard› deckt die Kommunikation zwischen Gesuchsteller und Baubehörde sowie den betroffenen Fachstellen über alle relevanten Phasen des Bauprojekts ab.»

Die Plattform vereint folgende Kernfunktionen: Die Baugesuche können über ein einheitliches, intelligentes Online-Formular eingereicht werden. Benutzerfreundliche Zusatzfunktionen wie Eingabeassistent, Checkliste, Vollständigkeitsprüfung und Liste der einzureichenden Dokumente unterstützen die Dateneingabe zusätzlich.

Status und Informationen zum Baugesuch können jederzeit von den zugriffsberechtigten Beteiligten eingesehen ­werden. Der Ablauf des Online-Bewilligungsprozesses sowie die Funktionalitäten und Vorteile der elektronischen Plattform sind in einem Erklärvideo veranschaulicht.

https://www.youtube.com/embed/bU_G6crh3PY?autoplay=0&start=0&rel=0

Pfäffikon ist zufrieden

Der Projektplan zur Realisierung der elektronischen Plattform sieht vor, dass 2018 / 19 Funktionstests durchgeführt werden und in sieben Zürcher Gemeinden eine Pilotphase stattfindet.

Eine der Gemeinden ist Pfäffikon ZH mit knapp 12 000 Einwohnern, wo das Projekt «eBaugesucheZH» auf grosses Interesse stösst. Sandra Forster, Bau­sekretärin von Pfäffikon, sagt: «Für unser Bauamt ist das elektronische Einreichen der Unterlagen eine erhebliche Erleichterung. Die Digitalisierung der Verwaltung schreitet voran und bereits heute können dem Bauamt sämtliche Pläne zu den Papierunterlagen auch digital eingereicht werden. Dies vereinfacht den Prozess bei Sitzungen, telefonischen Rückfragen und bei Baukontrollen sehr.» Sie hofft zudem, dass sich auch die Zusammenarbeit mit weiteren externen Stellen durch einen digitalisierten Prozess vereinfachen wird. Ebenso könnte die Anzahl einzureichender Unterlagen und damit der Papierbedarf erheblich reduziert werden. «Das Zusammenfassen aller Zusatzformulare in einem ‹intelligenten Baugesuchsformular› ist eine ideale Lösung, denn dies erleichtert den Gesuchstellern das korrekte Einreichen eines Baugesuchs ganz wesentlich», ist Forster überzeugt.

*Martin Märchy ist Mitinhaber von Punktum, einer Agentur für Text und Konzeption in NiederrohrdorfAG.

Verein für E-Government-Standards

Der Verein «eCH» entwickelt Standards im Bereich E-Government – für eine effiziente digitale Zusammenarbeit zwischen Behörden, Unternehmen und Privaten. Er baut auf die Zusammenarbeit privater und öffentlicher Partner. Neben dem Bund, allen Kantonen und rund 40 Gemeinden sind über 100 Firmen sowie Fachhochschulen, Verbände und Einzelpersonen Mitglied von «eCH». Rund 20 Fachgruppen stellen sicher, dass die Standards mit hoher Qualität und frei von Einzelinteressen entwickelt und gepflegt werden. Bis heute hat das Gremium über 200 Standards festgelegt und jedes Jahr kommen rund 20 weitere hinzu. Diese sind allesamt kostenlos und frei verfügbar.

Anzeige

Firmenprofile

Mastix SA

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent*innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was «Baublatt Top Players» und «Baublatt Regional Projects» zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.