Digitaler Zwilling der Stadt München: Alter Ego in der Cloud
Digitale Zwillinge werden in der Stadtentwicklung und der Planung immer wichtiger. In Deutschland ist München diesbezüglich Vorreiterin. Die bayerische Landeshauptstadt will mit dieser Technologie den Verkehr und weitere Aspekte besser managen. Mit dem Fernziel, bis 2035 klimaneutral zu sein.

Quelle: Landeshauptstadt München
Dank Sensorerfassung verfügt München unter anderem über eine stets aktuelle, interaktiveBaustellenkarte.
Die Idee des Digitalen Zwillings wurde vor rund 20 Jahren
entwickelt. Sie besagt, dass innerhalb eines definierten Bereichs sämtliche
relevanten Aspekte erfasst und diese Daten in einem digitalen oder virtuellen
Raum abgebildet werden. Von grosser Bedeutung ist der Zwilling bereits in der
industriellen Fertigung von technischen Produkten, wo er den aufwändigen Bau
von Prototypen ersetzen kann.
Dank moderner Geoinformationssysteme gewinnt der Digitale
Zwilling nun auch in der Stadtentwicklung an Bedeutung: Hier werden Infos zu
Gebäuden und Strassen, ebenso wie etwa zu Versorgungsnetzen und Verkehrsströmen
auf einer Plattform zusammengeführt, um die Infrastruktur möglichst effizient
zu halten. Auch für die Planung von Bauten und baulichen Massnahmen können aus
dem digitalen Abbild wichtige Erkenntnisse gewonnen und im Sinne einer «Smart
City» umgesetzt werden.
Bereits fixe Institution
In der Schweiz arbeitet die Stadt Zürich schon seit einigen
Jahren mit der Zwillings-Technologie. In Deutschland wurde von 2019 bis 2023 in
München ein entsprechendes Projekt erfolgreich umgesetzt. Das Projekt
«Digitaler Zwilling» der Landeshauptstadt München zur Verbesserung der
raumbezogenen Datenbasis für die Belange verkehrsplanerischer und -steuernder
Massnahmen mit dem übergeordneten Ziel der Luftreinhaltung» wurde von den
Verantwortlichen als voller Erfolg beurteilt. So beschloss der Münchner Stadtrat
schon vor dem Projekt-Abschluss, den Digitalen Zwilling zur fixen Institution
zu machen. Dies mit dem Fernziel, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen.
Die bayerische Landeshauptstadt besitzt als zentrale
Datendrehscheibe dieses Zwillings die «Urban Data Platform», eine Cloudlösung,
auf der die früher separaten digitalen Lösungen der einzelnen Player vernetzt
werden. Die Plattform ermöglicht eine standardisierte 3D-Modellierung des
Strassenraums, ein Kernelement des Zwillings. Diese Modellierung dient in
erster Linie der Digitalisierung der kommunalen Verkehrssysteme. Diese
sollen so auf dem Bildschirm und in der Realität möglichst effizient gemanagt
werden. Auch eine Modellierung der verkehrsbedingten Luftschadstoffbelastung
ist möglich, auf deren Basis Gegenmassnahmen getroffen werden.
Interaktive Baustellenkarte
Grössere öffentliche Baustellen lassen sich über den
Computer miteinander koordinieren und dadurch die entstehenden
Verkehrsbehinderungen reduzieren. Eine interaktive Baustellenkarte im Münchner
Geoportal, die auf einer sensorgestützten Erfassung von Baustellen basiert,
hält für die Planerinnen und Planer ebenfalls wichtige Informationen bereit. In
einem Pilotprojekt wird sogar eine sensorgestützte Erfassung des Zustands der
Radwege getestet, konkret: der Beschaffenheit der Fahrbahn, der Wartezeiten an Ampeln
und weiterer Faktoren.
Basis des Digitalen Zwillings bildet eine fortlaufende Datenerfassung. Diese erfolgt über zahlreiche Sensoren und Messpunkte, unterstützt durch regelmässige Drohnenflüge. Sogar ein Mapping Bike, mit entsprechender Vermessungstechnik ausgerüstet, ist auf den Strassen von München unterwegs, um den Digitalen Zwilling stets auf dem neusten Stand zu halten.

Quelle: Landeshauptstadt München
Aktuelle Daten sind wichtig: Nebst vielen Sensoren und regelmässigen Drohnenflügen sorgen auch regelmässige Fahrten mit Vermessungsvelos auf Münchens Strassen dafür.