Der St. Galler Richtplan und die Zahlen des Bundes
Hat sich das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) verschätzt? Das Bundesamt für Statistik geht von einem höheren Bevölkerungswachstum als das ARE aus. Somit wächst die Schweiz schneller als bis anhin angenommen. Das gilt auch für den Kanton St. Gallen. Statt 40 000, wie vom ARE berechnet, seien es 55 000 St. Gallerinnen und St. Galler mehr bis 2030, berichtet das St. Galler Tagblatt. Gesetzt den Fall, dass die Prognosen des BFS zutreffen.
Müssen Gemeinden Bauzonen überdenken?
Das Problem daran: Zurzeit steckt der Kanton mitten in der Vernehmlassung des Richtplans. Wie der Präsident der Vereinigung der St. Galler Gemeindepräsidenten, Beat Tinner, gegenüber dem St. Galler Tagblatt erklärt, liegen dem Richtplankapitel Siedlung «völlig falsche Annahmen» zugrunde. Zudem weis er darauf hin, dass auf diesen falschen Zahlen letztlich auch die Bauzonen in den Gemeinden beruhen würden. Der Kanton sei nun unter Druck, noch während der Vernehmlassung des Richtplans den Siedlungsgebietsbedarf jeder Gemeinde neu zu berechnen.
Die Zeitung hat auch bei Kantonsplaner Ueli Strauss nachgefragt. Dieser sieht die Sache entspannter. Nur weil der Bund von einem grösseren Wachstum bei mittlerem Szenario ausgehe, heisse das nicht, dass man gleich das ganze Modell ändern müsse. Er verweist darauf, dass die St. Galler Regierung stets von einem mittleren Wachstum ausgegangen ist und die Zersiedelung mittels innerer Verdichtung eindämmen will. Dafür habe man griffige Instrumente im neuen Baugesetz geschaffen.
Dennoch muss das ARE das Siedlungsgebiet neu berechnen und gegebenenfalls mit de Gemeinden das Gespräch suchen. Laut Strauss will man reagieren, sobald die Zahlen des Bundes vorliegen. Man gehe davon aus, man im ganzen Kanton rund 150 Hektaren mehr Siedlungsgebiet wird ausscheiden können. (mai/aes)