Buchtipp zu «Urban Gardening»: Das Grüne liegt so nah
Wilde Brachen entdecken, statt mit der Masse durch berühmte Gärten wandeln: Renate Künast stellt im Gartenführer «Rein ins Grüne – Raus in die Stadt» über fünfzig «Urban Gardening»-Projekte in deutschsprachigen Städten vor.
Nichts ist neu: essbare Städte sind unsere Vergangenheit und in Megastädten schon wieder Teil unserer Zukunft», heisst es auf der Website des gemeinnützigen Vereins «Urban Agriculture Basel». Als ein Netzwerk, das den Anbau von Obst, Gemüse, Kräutern und Heilpflanzen in der Stadt und der Umgebung fördert sowie Interessierte und Projekte miteinander vernetzt, macht sich der Verein für ein ökologisches Basel stark. Dabei geht es um insgesamt 65 Projekte, die öffentliche und private Brachen in «essbare» Grünflächen zum Mitgärtnern verwandeln.
«Wir wollen einen konkreten Beitrag zur täglichen Ernährung leisten und nicht ausschliesslich zu einer soziokulturellen Sensibilisierung beitragen», wird «Urban Agriculture Basel»-Geschäftsleiter Bastiaan Frich im Gartenführer «Rein ins Grüne – Raus in die Stadt» zitiert. Der Verein ist mit zwei seiner Gärten – dem «Lecker Acker» für Kinder und Jugendliche sowie dem Gemeinschaftsgarten Landhof – vertreten. «Urban Agriculture Basel» ist eines von insgesamt 55 Urban-Gardening-Projekten, die der Band vorstellt.
Diese befinden sich alle im deutschsprachigen Raum, mehrheitlich in Deutschland, vier in Österreich. Aus der Schweiz werden drei präsentiert: Neben «Urban Agriculture Basel» sind dies «Frau Gerolds Garten» bei der Zürcher Hardbrücke, einem bunten Mix aus Garten, Läden, Bar und Restaurant, wo das angebaute Gemüse auch serviert wird, und der Gemeinschaftsgarten «Seed City» auf dem Campus der ETH Hönggerberg, ebenfalls in Zürich. Die Mehrheit der Projekte ist jedoch in Deutschland, vor allem in grossen Städten wie Berlin, Hamburg und Köln.
Quelle: «Rein ins Grüne – Ruas in die Stadt», Seite 138, Callwey-Verlag
Auch die Basler Unigärten gehören zum Netzwerk «Urban Agriculture Basel».
Politikerin mit grünem Daumen
«Reiseführerin» durch das oft unbekannte grüne Dickicht der Städte ist Renate Künast, sie hat das Buch zusammen mit der Journalistin Victoria Wegner geschrieben. Dass der ehemaligen deutschen Landwirtschaftsministerin «Urban Gardening»-Projekte nicht nur als engagierter Grünen-Politikerin sondern auch als begeisterter Hobbygärtnerin am Herzen liegen, merkt man dem Buch an. Sie hat ihre Liebe zum Gärtnern als Kind entdeckt, als sie einen Quadratmeter im elterlichen Garten selber beackern durfte.
«Da fand sich dann von jeder Art etwas, zwei bis drei Möhren, ein Kohlrabi, Gladiolen und einige tiefrote Tulpen», erinnert sie sich im Vorwort des Gartenführers. «Inzwischen geht es mir wie meinem Vater, ich könnte jede blühende Pflanze, und auch Gemüsepflanzen, stundenlang betrachten.» Es sei für sie daher eine besondere Freude zu sehen, dass viele Menschen in den Städten sich diese Vielfalt und die Oasen der Ruhe in ihren Wohnort holen.
Und so erzählt Künast denn nicht nur die Geschichten hinter den einzelnen Gärten. Sie macht auch neugierig auf mehr, indem sie die einzelnen Porträts mit zusätzlichen Hintergrundinformationen ergänzt. Gesonderte Kapitel gehen unter anderem dem Thema «Gesunde Böden» auf Grund, informieren über das Halten von Honigbienen in Städten oder über samenfestes Saatgut. Wer mehr wissen will, klickt sich durch die zahlreichen Links, die die Texte ergänzen. Daneben hält Künast auch ein paar einfache Rezepte bereit, etwa für falsche Kapern aus Kapuzinerkresse-Samen oder für Kräuterbutter. Zudem gibt es konkrete Gärtnertipps, zum Beispiel, wie Hopfen auch im Hochbeet gedeiht.
«Rein ins Grüne – Raus in die die Stadt»,
Renate Künast mit Victoria Wegner, Callwey-Verlag,
176 Seiten, 200 farbige Abbildungen,
ISBN 978-3-7667-2409-0, Preis 44 Franken 90
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