BIM im Holzbau: 30 Jahre Erfahrung in 3D-Modellierung
Der Holzbau, bereits seit Jahrzehnten in der dreidimensionalen digitalen Welt zu Hause, ist prädestiniert für Building Information Modeling (BIM). In Rotkreuz tritt er den Tatbeweis dafür an: mit hohen Bauten, wie sie der Holzbau hierzulande bisher noch nicht kannte.
Von Michael Meuter, Lignum
Die Suurstoffi in Rotkreuz ZG hat es in sich. Auf dem rund 100 000 Quadratmeter grossen Areal entsteht seit einigen Jahren Stück für Stück ein durchmischtes, klimaneutrales Quartier, in dem sich Wohnen, Arbeiten und Freizeitaktivitäten durchdringen. Im Endausbau bietet die Suurstoffi Raum für rund 1500 Bewohner, an die 2000 Studierende und über 2500 Arbeitsplätze.
Dort entsteht auf einem Baufeld derzeit der neue Informatik- und Finanzcampus der Hochschule Luzern HSLU. Zwei der drei Gebäude werden in Holz-Hybrid-Bauweise erstellt. Das eine wird nach seiner Fertigstellung dieses Jahr mit 15 Geschossen und 60 Metern Bauhöhe das schweizweit höchste Holzhochhaus sein (siehe auch «Mit Holz in die Höhe», Baublatt Nr. 17 / 2019). Der Bau hat einen passenden Namen: Er heisst Arbo, verkürzt aus dem lateinischen «arbor», was soviel wie «Baum» bedeutet.
Holzbau ist BIM-tauglich
«Der Holzbau unterstützt sowohl unsere ökolgischen als auch unsere ökonomischen Ziele», sagt Tobias Achermann, CEO der Bauherrin Zug Estates Holding AG. Holz binde CO2 und vermeide zugleich Treibhausgasemissionen aus der Herstellung und dem Transport anderer Baumaterialien. «Die Vorfabrikation sorgt für höhere Qualität, und Holz schafft ein angenehmeres Raumklima», erklärt Achermann. «Der hohe Detaillierungsgrad in der Planung verbessert die Kosten- und Terminsicherheit. Und: Der Holzbau ist BIM-tauglich.»
Quelle: Zug Estates AG
1500 Bewohner, 2000 Studierende und über 2500 Arbeitsplätze werden zukünftig auf dem 100 000 Quadratmeter grossen Areal Suurstoffi Platz finden.
Grosse Startvorteile
«BIM schafft Prozesssicherheit», so Holzbauingenieur Thomas Rohner, Vorstandsmitglied von Bauen digital Schweiz und seit 2015 Professor für Holzbau und BIM an der Berner Fachhochschule. «Waren traditionelle Entwurfsmethoden auf zweidimensionale technische Zeichnungen und Schemata beschränkt, hat die 3D-Modellierung erst einen vollständigen Prozess ermöglicht», erläutert der BIM-Fachmann. «Je nach Reifegrad geht BIM sogar noch weiter und bezieht die Zeit als vierte Dimension, die Kosten als die fünfte, die Nachhaltigkeit als sechste und das Facility Management als siebte Dimension mit ein.»
Der Holzbau, so Rohner, verfüge unter dieser neuen, von der Digitalisierung getriebenen Arbeitsweise über mehrere Startvorteile. «Zum ersten hat er eine dreissigjährige Erfahrung in der 3D-Modellierung, zum zweiten verfügt er über eine ebenso lange Erfahrung in der Vorfertigung, und zum dritten weiss er, wie man Produktionsdaten im 3D-Modell implementieren kann.»
Modellbasierte Prozesse
Im Zentrum der Planung für den neuen Campus der HSLU steht das BIM-Modell mit Datenbank. Darin werden alle bauteilrelevanten Informationen an einem Ort gesammelt und verwaltet – für etwa 40 verschiedene beteiligte Firmen mit Hunderten von Beschäftigten. Aus dem Modell werden unter anderem Werkpläne, Ausschreibungsdokumente und Mengenauswertungen für die Ausführung erstellt – es gibt auf der Baustelle keinen Prozess, der nicht modellbasiert abläuft.
Projektbeteiligte wissen jederzeit genau, wann was auf die Baustelle angeliefert und wann wo welches Bauteil verbaut wird. Der Rückfluss von Informationen macht es möglich, dass die Datenbank auch für die Projektkontrolle verwendet werden kann: Denn die Ausführung wird laufend gemessen und mit der Planung abgeglichen.
Quelle: Michael Meuter
Nach seiner Fertigstellung Ende dieses Jahres wird der Holz-Hybrid-Bau mit 60 Metern Höhe das höchste Holzhochhaus der Schweiz sein.
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