Bergrutschgebiet: Was braucht es für die Umsiedlung von Brienz?
Brienz GR liegt auf einem Bergrutschgebiet und gleitet langsam talwärts. Lässt sich diese Entwicklung nicht eindämmen, muss man das Dorf umsiedeln. Genug Bauland wäre vorhanden. Dieser Tage wurde über eine mögliche Umsiedlung informiert.
Quelle: Orlando Mugwyler, Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Wenn die Rutschung nicht aufgehalten werden kann, muss das Dorf Brienz umgesiedelt werden.
Brienz – oder räteromanisch Brinzauls – bewegt sich: Das zur Gemeinde Albula gehörende Dort liegt auf einem alten Bergrutschgebiet und gleitet langsam talwärts, aktuell über einen Meter pro Jahr. Die Bewegung beschädigt Häuser, Leitungen und Strassen. Lässt sich diese Entwicklung nicht verlangsamen oder aufhalten, müssen rund 70 Brienzerinnen und Brienzer ausziehen. Ebenfalls betroffen wären rund 50 Zweitwohnungen.
Zusätzlich wird Brienz von einem Bergsturz bedroht: Der Berghang hinter dem Ort rutscht stellenweise mit über sechs Metern pro Jahr. Alllerdings sei die Wahrscheinlichkeit eines grossen Bergsturzes sei zwar sehr klein, heisst es in der Medienmitteilung. Dennoch bereiten die Behörden Brienz und die ebenfalls vom Bergsturz gefährdeten Dörfer - Teile von Vazerol, Tiefencastel und Surava – auf eine solche Katastrophe vor.
Im gesamten Schadenperimeter eines möglichen Bergsturzes befinden sich rund 300 Wohnungen mit einer Nutzfläche von 34'000 Quadratmetern, 9'000 davon sind Wohnungen von Einheimischen.
Eine Umfrage unter Betroffenen aus Brienz hat laut
der Gemeinde Albula ergeben, dass knapp zwei Drittel von ihnen sich bei einer
Umsiedlung wieder in der Gemeinde Albula/Alvra ansiedeln möchten. Etwa die
Hälfte würde in einem solchen Fall nach Vazerol und ein Fünftel nach Alvaneu
Dorf ziehen wollen.
Genug Bauland für eine Umsiedlung vorhanden
Verschiedene Vorsorgemassnahmen sollen die Schäden für die Anwohner gering halten. Dazu gehört auch die Abklärung, wie Brienz/Brinzauls umgesiedelt werden kann. Innerhalb der Gemeinde ist viel Bauland für eine Umsiedlung vorhanden, wie eine Studie des BeratungsunternehmensStauffer & Studach ergeben hat. In diesem Zusammenhang sind verschiedene Standorte für Neubauten geprüft worden. Jedoch müssten je nach Bedürfnissen der Betroffenen bestehende Bauzonen allenfalls erweitert werden.
Dieser Tage hat die Gemeinde über das Massnahmenprogramm informiert: Im Zentrum aller Bemühungen stehe die Sanierung der Rutschung, sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin. Dies, damit eine Umsiedlung gar nicht erst nötig wird.
Gelinge es aber nicht, die Rutschung zu verlangsamen oder gar zu stoppen, müsse man sich auch mit der Frage einer möglichen Umsiedlung befassen, so Albertin. Er weiter erklärte, will man dabei so weit wie möglich auf die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen eingehen und hat deshalb auch schon zwei Befragungen und zahlreiche Einzelgespräche durchgeführt.Zudem hielt Albertin fest, dass alle im Hinblick auf eine Umsiedlung aber vorbeugend, sind.
Gemeinde Albula kann Finanzierung nicht stemmen
Demnächst will die Gemeinde Albula einen Bericht zur Studie über die veröffentlichen. Das Papier zeige auf, dass im Falle einer Notwendigkeit zur Umsiedlung umfangreiche planerische Schritte notwendig seien. Wie Albertin erklärt, muss nun abgeklärt werden, wie eine Umsiedlung finanziert werden müsste. Die Gemeinde wäre allein wirtschaftlich nicht in der Lage, ein solches Projekt zu stemmen, auch wenn Kanton und Bund es mit dem gegenwärtig höchstmöglichen Anteil von 90 Prozent finanzieren würden. Der Gemeindepräsident sieht die Zusammenarbeit mit kantonalen Stellen und Bund positiv: Die Gespräche seien sehr offen und lösungsorientiert.
In den nächsten Schritten will man nun weitere Gespräche mit Kanton und Bund führen, was auf das weitere Vorgehen, Finanzierungsfragen und die Einreichung eines Gesuches anbelangt. (mai/mgt)