10:57 KOMMUNAL

Alltagslärm klassifizieren

Teaserbild-Quelle: Bild: Marcel Müller

Für viele Arten von Lärm gibt es mittlerweile klare Grenzwerte, etwa für Verkehrs- oder Schiesslärm. Nicht so beim sogenannten Alltagslärm: Weder ist geregelt, wie laut ein Hund bellen darf, noch wie angeregt sich die Gäste einer Gartenbeiz unterhalten dürfen.

Unregulierter Alltagslärm

Gerade solcher Alltagslärm, zu dem auch das Geläut von Kirchenglocken, das Brummen eines Rasenmähers oder das Plätschern eines Springbrunnens gezählt werden, bietet beträchtliches Konfliktpotenzial. Das liegt nicht zuletzt daran, dass jeder die Grenzen zwischen Lärm und akustischem Genuss anders zieht: Was für den Harley-Fahrer klingt wie Musik, ist für viele seiner Nachbarn nur ein unnötig lauter Töffmotor.

Die Subjektivität von Alltagslärm ist auch der Grund, dass dafür keine allgemeingültigen rechtsverbindlichen Belastungsgrenzwerte festgelegt sind. Entsprechend heikel ist es für Gemeindeverwaltungen, Polizeien und Umweltschutzbehörden, Alltagslärm im Einzelfall zu beurteilen und Konflikte zu schlichten.

Drei Schritte zur Beurteilung

Mit einer rund 60-seitigen Vollzugshilfe will das Bundesamt für Umwelt den kommunalen und kantonalen Behörden nun unter die Arme greifen und dazu beitragen, dass sie Alltagslärm einheitlicher beurteilen. Denn dabei haben die Vollzugsbehörden einen relativ grossen Ermessensspielraum.

Zur Anwendung kommt das Dokument bei Alltagslärm, der von Anlagen oder Geräten und Maschinen verursacht wird und der aufgrund des Umweltschutzgesetztes (USG) beurteilt wird. Auch Lärm von Freizeitaktivitäten und Tierhaltungen zählt dazu.

Zur Beurteilung schlägt das Dokument einen dreistufigen Ansatz vor:

  • Beschreiben des Problems und möglicher Lösungen
  • Beurteilen der Störung und darlegen der Rechtsfolgen
  • Beurteilen und anwenden von weiteren emissionsbegrenzenden Massnahmen.

Wie bei der Umsetzung der einzelnen Schritte vorzugehen ist, wird im Dokument detailliert erläutert. Anhand einer ganzen Reihe von Fallbeispielen wird ­erklärt, wie Lärmbeurteilungen im Einzelfall aussehen können.
Eine Excel-Datei, welche das Bafu zum Download bereitstellt, erleichtert es, die Lärmsituation nach der empfohlenen Methode zu analysieren: Weil die Formeln zur Gewichtung einzelner Lärm-aspekte bereits hinterlegt sind, nimmt die Datei den Benutzern aufwendige ­Rechenarbeit ab.

Das Verfahren, das gemäss Bafu eine störungsgerechte Beurteilung von Alltagslärm ermöglicht, beruht auf empirischen Erkenntnissen der Lärmwirkungsforschung. Es soll aufgrund der Erfahrungen der Vollzugsfachleute ­weiter optimiert werden. Die Vernehmlassung der Vollzugshilfe dauert noch bis Ende dieses Jahres. (mrm)

Download Bafu-Vollzugshilfe

Vollzugshilfe im Umgang mit Alltagslärm (Entwurf zur Anhörung bis Dez. 2012)

Excel-Tool zur Beurteilung von Alltagslärm

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